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Essig, Hermann
Der Frauenmut: Lustspiel in fünf Aufzügen — Berlin, [1912]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27074#0051
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47

Roland. Das geht auch noch?! — Jch hätt nun doch
geglaubt, das würd dir zn schwer.

Frau Künkelün (gerüstet, atmet schwer). Latz inir ihn nur!

Roland. Mich beißt das ganz in den Augen, so schlecht
sieht das aus.

Frau Künkelün. Das soll schlecht aussehen? — Wart,
ietzt konnnt der Künkelün. Paß auf, ob ich schlecht wirke.

(Der Bürgcrmeister tritt cin dnrch die linke Tür der Hinterwand nnd spring^
znriick. Er bleibt dann hinter der Schwelte bei offener Tür stehen.)

Frau Künkelün. Da, ich schlage schon durch mein Aus-
sehen in die Flucht.

Roland. Jn deinem Mann hast du kein Urteil. Zieh ihn
wieder aus!

Frau Künkelün. Wieso denn? Du willst ihn nur. —
Geh nur, du hast inir einen großen Liebesdienst erwiesen. Gibst
du niir in dem Panzer denn nicht genügenden Schutz, der mich
über den Kampf hinweg erhält? Für dich erhcilt zur Freude
unserer Liebe?!

Roland (besinnt sich, dami). A so! a so! Ja mein Panzer,
der schützt und b'hüt't dich gut. Behalt ihn gewiß! 's wird
mich zwar keiu Mensch wieder erkennen, draußen.

Frau Knnkelün. Jst das nicht ein recht guter Schutz
sür dich. Kcin Mensch wird dich mehr verspotten. Jst dir's
kein Schutz, wie mir der Wechsel mit dir eine treffliche Waffe ist.

Roland. Dann sagt ich adjes, wenn ich nicht dort (blickt
<ms den Bürgermeister) vorbei MÜßt.

Frau Künkelün (reicht ihm die Hand). Zitter' nicht so vor
Zorn, Roland. Geh an ihm vorbei wie an einem Kleiderständer.
lSic kiißt noch obendrein Roland zum Abschied. Roland geht. Nachdem
Roland verschwunden ist, tritt Künkelün rasch ein, mit Hitze.)

Bürgermeister. Mit dieser Mißgestalt wechselst du die
Kleider und schnäbelst dich mit ihm.

Frau Künkelün. Jch liebe ihn.

Bürgermeister. Du scheinst dich auf die Franzosen gut
vorzubereiten. Manöverierst geschickt wie eine welsche Dame mit
einem Handschuh. Nein, Frau Künkelün, ich habe ein ganz
herrliches Gewissen, nun. Es fiele niir nie in den Sinn, das
Leben der Bürger deinetwegen zu opfern.

Frau Künkelün. Es wird mir nicht einfallen, deinet-
wegen die Rothosen zu leiden.
 
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