Von keiner der grösseren Städte des griechischen Festlandes, selbst Sparta
nicht ausgenommen, haben sich so wenig Gebäuderuinen aus dem Altcrtume über
dem Erdboden erhalten, wie von Theben, der Hauptstadt Böotiens. Selbst die seit
dem Altertume unverändert gebliebene Bodengestaltung genügt hier nicht, wie ander-
wärts, um die genaue Lage und Ausdehnung der Stadt zu erkennen. Denn Theben
wurde, wie ausdrücklich überliefert ist, auf beschränktem Räume gegründet und erst
später, wenn auch noch in vorgeschichtlicher Zeit, bedeutend erweitert. Während man
für die ursprüngliche Gründung, die Kadmeia, eine durch die Natur gegebene feste
Stadtlage voraussetzen muss, ist augenscheinlich durch die Erweiterung ein grösseres
Gebiet künstlich zusammengefasst worden, das an sich keine natürliche Einheit bildet
und anderen, typischen Stadtlagen nicht entspricht. Endlich sind die zahlreichen An-
gaben alter Schriftsteller über Lage und Charakter von Theben, über seine sieben Thore
und die übrigen hervorragenden Bauwerke, über Strassen, Flüsse und Quellen in der
Umgebung, zum Teil einander widersprechend und vielfach, namentlich soweit sie in
dichterischen Werken enthalten sind, so unbestimmt, dass sie eine sehr verschiedene
Auslegung erfahren haben, und die Forschung nur über wenige Punkte der theba-
nischen Topographie zu einstimmig anerkannten Ergebnissen gelangt ist.
Theben liegt auf der Nordseite eines flachen Höhenzuges, der von dem üst-
fusse des Helikon bei Thespiai ausgehend die Scheide zwischen den Ebenen des
nördlichen und südlichen Böotiens bildet, und sich nach Osten bis in die Gegend von
Tanagra erstreckt, das selbst auf seinen letzten Ausläufern am Asopos gelegen ist1).
Aus diesem Höhenzuge kommen auf der Nordseite zwei das ganze Jahr hindurch
Wasser führende Flüsschen, der Thespios (heute Kavaßoopi) westlich und der Ismenos
(psöu.a toö 'A'jioo 'lwävvot)) östlich von Theben, sowie eine Anzahl im Sommer meist
trockener oder in der Ebene versiechender Bäche, deren tief eingeschnittene Rinnsale
') Vgl. Neumann und Partsch. Physikalische Geographie von Griechenland S. 168.
nicht ausgenommen, haben sich so wenig Gebäuderuinen aus dem Altcrtume über
dem Erdboden erhalten, wie von Theben, der Hauptstadt Böotiens. Selbst die seit
dem Altertume unverändert gebliebene Bodengestaltung genügt hier nicht, wie ander-
wärts, um die genaue Lage und Ausdehnung der Stadt zu erkennen. Denn Theben
wurde, wie ausdrücklich überliefert ist, auf beschränktem Räume gegründet und erst
später, wenn auch noch in vorgeschichtlicher Zeit, bedeutend erweitert. Während man
für die ursprüngliche Gründung, die Kadmeia, eine durch die Natur gegebene feste
Stadtlage voraussetzen muss, ist augenscheinlich durch die Erweiterung ein grösseres
Gebiet künstlich zusammengefasst worden, das an sich keine natürliche Einheit bildet
und anderen, typischen Stadtlagen nicht entspricht. Endlich sind die zahlreichen An-
gaben alter Schriftsteller über Lage und Charakter von Theben, über seine sieben Thore
und die übrigen hervorragenden Bauwerke, über Strassen, Flüsse und Quellen in der
Umgebung, zum Teil einander widersprechend und vielfach, namentlich soweit sie in
dichterischen Werken enthalten sind, so unbestimmt, dass sie eine sehr verschiedene
Auslegung erfahren haben, und die Forschung nur über wenige Punkte der theba-
nischen Topographie zu einstimmig anerkannten Ergebnissen gelangt ist.
Theben liegt auf der Nordseite eines flachen Höhenzuges, der von dem üst-
fusse des Helikon bei Thespiai ausgehend die Scheide zwischen den Ebenen des
nördlichen und südlichen Böotiens bildet, und sich nach Osten bis in die Gegend von
Tanagra erstreckt, das selbst auf seinen letzten Ausläufern am Asopos gelegen ist1).
Aus diesem Höhenzuge kommen auf der Nordseite zwei das ganze Jahr hindurch
Wasser führende Flüsschen, der Thespios (heute Kavaßoopi) westlich und der Ismenos
(psöu.a toö 'A'jioo 'lwävvot)) östlich von Theben, sowie eine Anzahl im Sommer meist
trockener oder in der Ebene versiechender Bäche, deren tief eingeschnittene Rinnsale
') Vgl. Neumann und Partsch. Physikalische Geographie von Griechenland S. 168.