4 Aeltere Wiederherstellungen dos Stadtplanes.
den Nordabhang des Gebirges in einzelne mehr oder minder schmale und steile Vor-
sprünge teilen. Ein solcher Vorsprung zwischen den Schluchten zweier Bäche,, die
sich zur Regenzeit in der Ebene mit dem weiter östlichen Ismenos vereinigen, trägt
auf seinem flachen, rings von steilen Abhängen umgebenen Rücken das heutige Theben,
das zweifellos nur einen Teil des antiken Stadtgebietes einnimmt2).
Auf Grund besonderer Aufnahmen sind bisher nur zwei selbständige Versuche
einer Wiederherstellung des alten Stadtplanes unternommen worden, die allen anderen
Reconstructionen als Grundlage gedient haben. Im Jahre 1841 hat Ulrichs zum
ersten Male die Bodengestaltung nach einer von ihm selbst entworfenen Skizze dar-
gestellt und genau beschrieben3). Er erkannte in der Höhe, welche die heutige
Stadt einnimmt, die alte Kadmeia, beschränkte das Gebiet der Unterstadt auf den
Raum zwischen dem Ismenos und dem westlichen der beiden vorhin genannten Bäche,
der Plakiötissa, die bei dem Dörfchen Tächi entspringt, und dachte sich die Stadt
nach Norden bis zum Fusse der Hügelkette ausgedehnt, zu welcher die Kadmeia
selbst gehört, während er im Süden die alte Mauerlinie nahe an die Kadmeia heran-
rückte. Die Ausdehnung der Stadt, wie Ulrichs sie darstellte, bleibt indessen erheblich
hinter der niedrigsten Angabe der Alten über den Umfang Thebens zurück, auch wenn
man sich die Mauern bis unmittelbar an die beiden Flüsse vorgeschoben denkt.
Dazu wäre eine solche Anlage fortificatorisch höchst unzweckmässig gewesen, und auf
der Westseite scheint neben dem Mauerringe der Burg eine zweite Verteidigungslinie
am rechten Ufer der Plakiötissa geradezu ausgeschlossen.
Noch weniger befriedigt die zweite Darstellung Thehens von Forchhammer,
der im Jahre 1854 auf Grund von Aufnahmen französischer Offiziere eine neue Skizze
des Terrains und eine darauf gegründete Wiederherstellung des alten Stadtplanes ver-
öffentlicht hat4). Er dehnte das Stadtgebiet nach Süden um mehr wie das Doppelte
des von Ulrichs angenommenen Raumes aus, während er auf den drei übrigen Seiten
die beiden Flussläufe und den Fuss der Hügelkette als Grenzen festgehalten hat.
Da die Burg im Süden nach sicherer Ueberlieferung an der Grenze des Stadtgebietes
big, war Forchhammer zu der Annahme einer doppelten Kadmeia genötigt, wovon
sich in den Quellen keine Spur findet. Auch ergiebt sich nach seinem Stadtplane
nicht einmal für die Burg eine in fortificatorischer Hinsicht befriedigende Lage, da
die südlich an die heutige. Stadthöhe anschliessenden Hügel weit weniger wie diese
isolirt sind.
2) Vgl. die vorstehende Skizze nach W.Judeich, hinzugefügt und die Bezeichnungen der Thore
Athen. Mitteilungen XIII (1888) S. 83 und eigenen anders verteilt sind.
Aufnahmen. *) Topographia Thebarum heptapylarum, Kiel
s) Abhandl. d. bayer. Akad., phil.-hist. Klasse, 1854 (Programm). Danach nur mit anderer Ver-
Bd. III S. 413 ff., wiederholt Reisen und For- teilung der Thore ist der Plan bei Kiepert,
schungen Bd. II S. 1 ff. Ulrichs Skizze bildet Neuer Atlas von Hellas, Berlin 1872 Bl. V
die Grundlage des Planes von Brandis, die Be- (1 : 50 000) entworfen. Der Plan von Bursian, Gco-
deutung der sieben Thore Thebens, Hermes II graphie von Griechenland I Taf. IV beruht auf der
(1867) S, 259 ff. und desjenigen bei Georgios mehr an Ulrichs Darstellung sich anschliessenden
Pagidas, Ta vffi zoKO^paif'uxq täv kmamokiuv 0-qßojv, Skizze Kieperts, Atlas von Hellas (Ausgabe von
ev 'Afl-rpai? 1882, wo nur einige moderne Namen 1850) Bl. XII.
den Nordabhang des Gebirges in einzelne mehr oder minder schmale und steile Vor-
sprünge teilen. Ein solcher Vorsprung zwischen den Schluchten zweier Bäche,, die
sich zur Regenzeit in der Ebene mit dem weiter östlichen Ismenos vereinigen, trägt
auf seinem flachen, rings von steilen Abhängen umgebenen Rücken das heutige Theben,
das zweifellos nur einen Teil des antiken Stadtgebietes einnimmt2).
Auf Grund besonderer Aufnahmen sind bisher nur zwei selbständige Versuche
einer Wiederherstellung des alten Stadtplanes unternommen worden, die allen anderen
Reconstructionen als Grundlage gedient haben. Im Jahre 1841 hat Ulrichs zum
ersten Male die Bodengestaltung nach einer von ihm selbst entworfenen Skizze dar-
gestellt und genau beschrieben3). Er erkannte in der Höhe, welche die heutige
Stadt einnimmt, die alte Kadmeia, beschränkte das Gebiet der Unterstadt auf den
Raum zwischen dem Ismenos und dem westlichen der beiden vorhin genannten Bäche,
der Plakiötissa, die bei dem Dörfchen Tächi entspringt, und dachte sich die Stadt
nach Norden bis zum Fusse der Hügelkette ausgedehnt, zu welcher die Kadmeia
selbst gehört, während er im Süden die alte Mauerlinie nahe an die Kadmeia heran-
rückte. Die Ausdehnung der Stadt, wie Ulrichs sie darstellte, bleibt indessen erheblich
hinter der niedrigsten Angabe der Alten über den Umfang Thebens zurück, auch wenn
man sich die Mauern bis unmittelbar an die beiden Flüsse vorgeschoben denkt.
Dazu wäre eine solche Anlage fortificatorisch höchst unzweckmässig gewesen, und auf
der Westseite scheint neben dem Mauerringe der Burg eine zweite Verteidigungslinie
am rechten Ufer der Plakiötissa geradezu ausgeschlossen.
Noch weniger befriedigt die zweite Darstellung Thehens von Forchhammer,
der im Jahre 1854 auf Grund von Aufnahmen französischer Offiziere eine neue Skizze
des Terrains und eine darauf gegründete Wiederherstellung des alten Stadtplanes ver-
öffentlicht hat4). Er dehnte das Stadtgebiet nach Süden um mehr wie das Doppelte
des von Ulrichs angenommenen Raumes aus, während er auf den drei übrigen Seiten
die beiden Flussläufe und den Fuss der Hügelkette als Grenzen festgehalten hat.
Da die Burg im Süden nach sicherer Ueberlieferung an der Grenze des Stadtgebietes
big, war Forchhammer zu der Annahme einer doppelten Kadmeia genötigt, wovon
sich in den Quellen keine Spur findet. Auch ergiebt sich nach seinem Stadtplane
nicht einmal für die Burg eine in fortificatorischer Hinsicht befriedigende Lage, da
die südlich an die heutige. Stadthöhe anschliessenden Hügel weit weniger wie diese
isolirt sind.
2) Vgl. die vorstehende Skizze nach W.Judeich, hinzugefügt und die Bezeichnungen der Thore
Athen. Mitteilungen XIII (1888) S. 83 und eigenen anders verteilt sind.
Aufnahmen. *) Topographia Thebarum heptapylarum, Kiel
s) Abhandl. d. bayer. Akad., phil.-hist. Klasse, 1854 (Programm). Danach nur mit anderer Ver-
Bd. III S. 413 ff., wiederholt Reisen und For- teilung der Thore ist der Plan bei Kiepert,
schungen Bd. II S. 1 ff. Ulrichs Skizze bildet Neuer Atlas von Hellas, Berlin 1872 Bl. V
die Grundlage des Planes von Brandis, die Be- (1 : 50 000) entworfen. Der Plan von Bursian, Gco-
deutung der sieben Thore Thebens, Hermes II graphie von Griechenland I Taf. IV beruht auf der
(1867) S, 259 ff. und desjenigen bei Georgios mehr an Ulrichs Darstellung sich anschliessenden
Pagidas, Ta vffi zoKO^paif'uxq täv kmamokiuv 0-qßojv, Skizze Kieperts, Atlas von Hellas (Ausgabe von
ev 'Afl-rpai? 1882, wo nur einige moderne Namen 1850) Bl. XII.