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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0028

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Gundeland 766—778.

Nazariuskloster schenke, weun er nicht mehr zuriickkehre, es ihm aber
zurückgebe, wenu er aus Jtalien heimkehre. Glücklich zurückgekehrt, ver-
machte er doch seiu Besitzthum, selbst das in der Dienheimer Mark übcr
deui Rheine gelegene, dcm Abte. Die Bensheimer machten etwa dreißig
Schenkungen, darunter bedeutende, nnter den ersten vier bis sechs Aebteu.

So wuchs schucll Ansehen, Größe und Macht des Klosters.
Mit Necht sagt Zeiler, der bekaunte Beschreiber der deutschen Lande,
in seiuer Topographie der Pfalz (S. 36): „Das Closter hat vor Zei-
ten mit einem grosseu Bistnmb oder Fürsteuthumb köuneu verglichen
werdeu." Durch die genaue Aufzeichnuug der Stiftuugcn sind wir in
Stand gesetzt, den etwaigen Besitz dcs Ktosters zu ermesseu. Derselbe
reichte ums Jahr900 vou den Niederlanden bis iu die Schweiz, von dem El-
sasse bis tief nnch Mitteldeutschlaud, bis Thüriugcn hinein nud lag in 85
größeren uud klcineren Gauen zerstreut. Ans dem Ober-Rheiugaue waren
120 Scheukungcn gemacht worden, die oft sehr bedeuteude Strecken Land
umfaßten; die meisten Besitzuugen (etwa 1180 verschiedene Güter) lagen in
dem großeu, auch die Stadt Mainz einschließenden Wormsgaue, 500 in
dem Lobdengaue, 150 iu dem Speyergaue u. s. w. Die größeren Gnue
mit Klosterbesitzungen waren der Nahegau, Kraichgau, Neckargau,
Wiugartciba, Gardachgau, Breisgau, Wetterau, Niedgan, Lahngau,
Hessengan, Maiugau, Kochergau, Alamannien, Jaxtgan und audere.
Zn bemerkcn ist noch, dnß weit über 2000 Schenkuugen nicht etma im
Laufe von zwei oder drei Jahrhunderten, sondcrn in der kurzen Zeit vou
50, 60 Jahren unter dcn vicr ersten Aebten an Lorsch kamen. Der
Abschreiber der Urkunden sagt selbst'^), Kaiser und Köuige, uuzählige
Mänuer und Frauen hätten so viel geschenkt, daß sich Alle sehr gcwiin-
dert. Wer es uicht glaube, fügt er bei, möge in die Klosterbibliothek
kommeu, wo sich die einzelnen Urkundcn mit den Namcn der Stifter uud
dem Datum der Stistung sorgfältig aufgeschrieben fändcn.

Unmöglich kounten alle diesc Ländereien von Lorsch aus selbst vcr-
waltct und bebaut werdeu. Jn einigen Städten eiitstanden da-
hcr für größere Bezirke die Klosterhöfe mit Gutsvermaltern oder
Pächtern. Hierhin mußten Pacht, Zinsen, Abgaben und Zehnten aus der
Umgegend zusammengeführt und Nechnung abgelcgt werden. Jn Lorsch
besorgten die Mönche selbst die Verwaltung. Einer der bedeutendsteu
Klosterhöfe mar der zu Mainz (otino Uoselisrliovo); er lag im Deutsch-
hausgäßchen und bestand aus mehrercn großen Gebäulichkeiten; zu die-
sem Klosterhofe gehörte cine dcm h. Lambert geweihte Kirche, welche
mit Aecker», Wciubergen und anderen Gütern schon im Jahre 800 an
Lorsch geschcnkt worden war^). Später ward das Gebäude in eiu
Beginenhans verwnudclt, wohin sich fromme Persoueu znrückzoge»,
 
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