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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0037

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Rickbod 784—804.

25

Richbod war. Es liegt hierin ein neuer Beweis, welch guten Nufes
lich das Kloster weithin zu erfreuen hatte.

Unter Richbod war das Kloster Zeuge eines seltenen, iu mancher
Hinsicht merkwürdigen Ereigniffes.

Tassilo, der letzte Herzog von Baiiern aus dem Stamme der Agi-
lolfinger, war als fünfjähriges Kind seinem Vater in der Regierung
des Bayerulands unter der Oberhoheit des Königs der Franken gefolgt.
Später lcgte er den Lehenseid in Pipins Hände, d. h. er schwur,
dem Köuige sein Neich abtreten und als Lehensgut wieder annehmen
zu wollen. Treu und tapfer diente Taffilo im Heere des Franken-
königs Pipin in den Schlachten gegen die Sachsen, Aguitaner und
Longobarden; doch bald reuete ihn sein Schwur. Er verließ das Heer,
kehrte nach Bayern zurück und ließ sich763 als Herrscher Bayerns aus-
rufen. Taffilo wußte sich längere Zeit zu halten, aber Karl, Pipins
Nachfolger, zwang ihn 781 zur Erneuerung des Lehenseides. Doch 787
erhob sich Taffilo, von seiner boshaften Gemahlin Liutbirga aufgehetzt,
offen gegen Karl und suchte nnt Gewalt seine Ansprüche durchzusetzen.
Karl überzog ihn, da er sich nicht freiwillig unterwersen wollte, von
drei Seiten mit einem Heere, schlug ihn aufs Haupt und zwang ihn
zur Abtretung seines Herzogthums, gab es ihm aber sofort gegen Aus-
lieferung seines Sohus als ein fränkisches Lehen zurück. Die Milde,
mit welcher Karl den Besiegten bchandelte, machte ihn übermüthig, und
er verband sich nun 788 mit den Avaren, dem byzantinischen Kaiser
und dem Herzoge von Benevent gegen Karl. Alle Verschwörungen des
jungen Herzogs waren aber dem Könige verrathen worden. Dieser licß
ihn zu sich auf den Reichstag uach Jugelheim bescheiden, wo sich Karl
sehr oft aufhielt; mit dem nichts Böses ahnenden Herzoge mußten seine
Anhänger erscheinen. Die treugebliebeuen Bayern sagten uun unver-
hohlen aus, Tassilo habe untreu gehandelt, sich als Betrüger erwiesen,
da er seineu Sohn als Geißcl gestellt und auf Antreiben seiner Gnttin
falsche Eide geschworen. Tassilo, nicht im Stande, diese Beschuldigungen
zu leugnen, gestand reumüthigen Herzens, daß er mit den Avaren Ver-
bindungen angeknüpft, die Vasallen des Kaisers zum Abfalle verleitet
und seinen llntergebenen befohlen habe, beim Eide anders zu denken, nls
ihr Mund spräche; ja er gab die für einen Vater schreckliche Ausiage
zu, er wolle, menn er zehn Söhne hütte, sie alle lieber in den Händen
Karls sterben sehen, als sein Versprccheu halten. Auf diese Geständnisse
hin fälltcn die Franken, Bayern uud die Anderen, eiugedenk sciner Ver-
brechcn, wie auch jenes Tages, wo er heimlich das köuigliche Heer vor
der Schlacht verlaffeu, über deu Herzog gemäß deu Reichsgesetzeu das
Todesurtheil. Da sauk der Muth des stolzen Agilolfingers und.
 
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