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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0060

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Ebergis 931—948.

den gefolgt. Mit dem Bisthume verwaltete er auch die Abtei bis zum
18. October 948, au welchem Tage er seine irdische Laufbahn be-
endigte ^).

Unter ihm wareu verhängnißvolle Ereignisse über Deutschlaud
hereingebrochen, die nicht ohne Wirkung anf das Kloster blieben. Ein
ueues Herrschergeschlecht, das der sächsischeu Kaiser, mar mit Heinrich I.
gekommen, dessen Nachfotger, Otto der Große, in unaufhörtichen innern
Fehden zu kämpfen hatte. Um so betrübeuder waren diese Kämpfe,
iveil sie durch den Ziviespalt in der Fannlie Ottos selbst hervorgeru-
fen ivaren. Das Jahr 939 ivar für Otto das härteste. Die Ver-
schwörung gegen ihn war so mächtig geworden, seine Feinde hatten
ihn so zu umstellen gewußt, daß er ihnen bald znm Opser gefallen
wäre. Jn dicser Bedrängniß suchte seine Gemahlin Editha, cine der
vortrefflichsten Frauen ihrer Zeit, Zuflucht und Schutz im Kloster zu
Lorsch, weil sie dem von einem Ende Deutschlands zum audern ziehen-
den Gemahle uicht überall hin nachfolgen konute ^). Editha, eine Toch-
ter des englischen Königs Edniund, war vvn Allen megen ihrer Herzens-
güte gleich hochgeachtet und wegen ihres frommeu Wandels fast wie
eine Heilige uerehrt. Gleich einem Engel des Friedens war sie immer be-
sorgt, entstandenen Streit beizulegen und ihres Maunes heftige Natur
zu besänstigen. Ob damals schon in Lorsch eiu Frauenkloster bestand,
in welchem die Fürstin ihren Aufenthalt iiehmeu konnte, läßt sich nicht
bestimmt behaupten. Die Zeit ihres Verweilens in Lorsch läßt sich
ebensowenig ermittelu. Jhr Gemahl entgiug glücklich dem ihm bereite-
ten Untergange; ja er stand nach erfochteuem Siegc um so mächtiger
seiueu Feinden gegcuüber. Editha war es vcrgönnt, uoch sieben Jahre
Sorgen und Mühen mit Otto zu theileu; sie starb, von dem ganzeu
Volke der Sachseu beweint, am 2<>. Januar 940 zu Magdcburg, wo
sie auch begraben liegt.

Tiese für Otto und das Reich so verhängnißvollen Jahre drohten
auch für Lorsch insbesondere gefährlich zu werdeu. Als Ottos Be-
drängniß auss höchste gestiegen und ein Fürst uach dem audern vou
ihm abgefallen war, glaubte ein uicht näher bekannter Graf aus dieser
verzweifelten Lage des Köuigs für sich Vortheil ziehcn zu köuiieu. Ter
Graf, welcher eine nicht uubeträchtliche Atcuge Soldateu zu dem Heere
gestellt hatte, dachte durch augebliches Verlasseu des Lagers deu Köuig
außer Fassung bringen uud für seiue Absichteu geueigt iiiachen zu köu
neu. Jn dieser Meinuiig ließ er durch Voteu dem Köuige die »uver-
schämte Bittc vortrageu, dieser möge ihm die rcichc Lorscher Abtei über-
lassen und ihm und seinen Soldateu deren Eiutüufte zuivciiden. Otto,
nicht bloß gul wie eine Taube, soudern auch schlau wie eine Schlange,
 
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