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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0061

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Bruno 948—951.

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ließ ihm antworten, eine derartige Angelegenheit lasse sich besser
mnndlich als durch Boten abinachen, welche Worte der Graf zu seinen
Gunsten auslegte. Voll Freude und Hoffnung begab sich der Graf zu
Otto. Dieser jedoch, mitten unter dem versammelten Kriegsvolke ste-
hend, entgcgnete ihm, man müffe Gott mehr als Menschen gehorchen;
auch sage die heilige Schrist, Heiliges dürfe man Hunden nicht vorwer-
fen. „Diese Worte (fuhr der König weiter fortt, wende ich auf den vor-
liegenden Fall an; ich würde aber das Heilige den Hunden vorwerfen,
wenn ich ein Kloster, das von gottesfürchtigen Leuten gestiftet worden,
oir übergabe. Dir werde ich, dessen sei hier vor dem ganzen
Volke persichert, weder dieß noch sonst Etwas geben." Getäuscht und
erschrocken über diesen unerwarteten Ausgang der Sache und roth vor
Scham wegeu seines nun bekannt gewordenen schändlichen Benehmens
stürzte er dem Könige zu Füßen und gestand eiu, daß er sich durch
seine Gclüste nach dem Klostergute schwer verfchlt habe vor Gott und
»or der Welt^). Die durch die mißliche Lage hart auf die Probe ge-
stellte Gerechtigkeit des Königs siegte auch hier; ihr hat das Kloster
stiue Selbstständigkeit zu verdanken.

B r u u o.

Lorsch konnte sich freuen, nach Ebergis einen so ausgezeichneten
Mann wie Bruno als Abt erhalten zu haben. Otto, dessen Macht sich
allmülig immer mehr befestigte und unter welchem das deutsche Reich
nuf dic höchste Stufe der Ehre nnd deS Ansehens gelangte, hatte
nn seincm mit dcn edelsten Gaben des Gcistes und Herzens ausgestat-
teten Bruder Bruno, der sich von Kindheit an dem geistlichen Stande
znneigte, eine mächtige, manchmal die cinzige Stütze. Wohl war es
l'illig, daß die das Necht der freien Abtswahl genießenden Lorschcr
Mönche auf die Wünsche des ihnen so sehr gcmogenen Otto hörten,
^uid so ward Bruno mit der Abtswürde des Klostcrs Lorsch be-
lraut, ihm zu Ehrcn, dem Kloster zum Vortheile'*). Bruno, 924 ge-
boren, war noch jung an Jahren, als ihm die Last des neuen Amts
gkgeben ward; aber scine hohen Gcistesgaben rechtfertigten die Wahl
nnv ließen die Unreifc dcs Alters nicht merkcn. Einstimmig ist das
Lob aller Zcitgenosscn über Bruno, der die Staatsgeschüfte wie
kaum cin Anderer kanntc und leitetc. Rastlos thätig für die Wohlfahrt
dks großcn Reichs, vcrgaß er doch weder sich selbst noch auch dic ihm
znnächst stehcndeu Untcrgcbenen. Unter seinen Tugendcn ivird vornehm-
kich seine Sanstmuth gepriesen. Erklärlich ist es, daß ihn Viele fiir
kinen Heiligen hielten. Nicht lange konnte Bruno in Lorsch bleiben;

8aII, IL«Ich>chte dkS KlostrrS üorsch.
 
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