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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0080

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Udalrich 1056—1075.

Jtalien. Als die Fürsten noch in Tribur Iveilten, luden sie den Abt
von Lorsch ein, weniger vor dem Könige, als vielmehr vor deu ver-
sammelten Großen zu erscheineu, iudem sie ihm durch Gesaudten ver-
sprechen ließeu, ihm zur Vertheidigung der Freiheit seines Klosters mit
Rath und That beistehen zu wollen. Dieses Anerbieten besprach der
Abt mit seiuen zwölf Hauptvasalleu und befahl jedem derselben nach
dem Verhältnisie der Leheu je 100 Bewaffnete mitzuführcn. Wohl
geordnet und ungehindert zogen sie, 1200 Mann stark, in glänzender
Rüstuug an des Königs Hoflager, wo sie die Blicke aller auf sich zogeu
uud, durch das Wohlwolleu der Fürsten dem Könige cmpfohlen, freund-
lich aufgenommen wurden. Sofort vernichtete der Köuig alle zu
Ungunstcu des Klosters erlasseneu Befehle Adelberts; der Abt kehrte un-
ter dem Lobpreise Gottes und dem Jubel Aller ins Klostcr zurück. Es
war am 2. Februar. Die Lorscher Chronik hat die Nameu der cdlen uud
tapsern Männer erhalten, welche durch ihre Uuerschrockeuheit so viel zur
Wahruug der Selbststäudigkeit des Klosters bcigetragen hatteu; es wa-
ren Graf Adelbert vou Kalw, der Klostervogt Burchard, fcrner ein ge-
wisser Bubo, Ezzo und Wolfgaug, außerdein Gerhard, Adelbert, Laudold,
Wolfram und Egino. Reichlich vergalt ihnen der Abt die erwicscuc
Treue. Wie Karl der Große und die zwei Könige Ludwig, so durfteu
die Genannten eine Anzahl Arme bestimmen, welchen jährlich nach al-
tem Klostergebrauche am Grüudounerstage von deu Mönchen die Füße
gewaschen wurden. Jn manchen Klösteru bestand uämlich die Sitte, daß
so vielen Armen die Füße gewaschcn wurden, als Mönche im Kloster
waren, wozu bisweilen noch andere Arme hinzu genommen wurden, an
deneu zum Troste dcr Seeleu der Freunde uud Wohlthäter des Klosters
dieses Liebeswerk gcübt wurde. An die gcnannten ritterlichen Verthcidiger
Lorschs reihen sich die Erzbischöfe Sigefrid von Mainz uud Auno von
Köln, sowie die Herzöge Rudolf uud Godefrid. Der Köuig selbst legte
nun eine ganz andere Gesiuuung an deu Tag. Schon 1065, noch ehe
Adelbert sein Netz über Lorsch ausgeworfeu, hatte er auf Bttten seiner
Mutter Agnes dem Abte für Weinheim Markt- uud Müuzrccht gewährt;
1067 ward dieses doppelte Necht auf Bitten der Köuigin Bertha und
des Bischofs Ebbo von Neucnburg auch auf Lorsch, das Marktrecht
alleiu auf Wiesloch ausgedehut; in demselbcu Jahre bestätigtc cr sämmt-
liche Freiheitcn, Rcchte und Besitzungen des Klosters. Udalrich, der sein
nun der Gefahr entrisseues Kloster auf allen Seitcu sichcr gestellt sehen
wollte, suchte auch vou Seiteu des pübstlichcn Stuhles cine Bestätigung
derKlosterprivilegieu, begab sich deßhalb l070uach Rom uud erbnt sich vou
Pabst Alerandcr ll. eine Urkuude, worin der Pabst wie scinc Vorgänger das
Kloster in seinen Schutz nehmen sollte, welchcm Wunsche der Pabst willfuhr
 
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