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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0081

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Udalrich 1056—1075.

69

Wir haben schon am Anfange dieses Abschnitts gehört, daß Udal-
rich die Probstci Altemnünster in befferen Stand setzte und ihr die Ge-
fälle verschiedener Höfe und Güter zuwies; die königliche Bestätigung
hierfür gewährte Heinrich im Jahre l07l, wobei ausdrücklich festgesetzt
ward, daß kein Abt die genannten Gefülle diesem Kloster schmälern, für
sich benützen oder einem andern als Lehen geben dürfe. Als erster
Propst zu Altenmünster wurde Burchard SH, seither Abt zu Erfurt, einge-
setzt. Da sich der Pfalzgraf Godefrid widerrechtlich zwei zu Altenmün-
stcr gehörige Huben zu Bebingen angeeignet hatte, befahl ihm Heinrich,
die Güter der Probstei sofort zurück zu erstatten.

Der so oft genannte König Heinrich hatte sich allmälig durch sein
charakterloses Benehmen die Herzen aller seiner Unterthanen entfremdet.
Alles Ansehen verlor er, als er sich im Jahre 1069 von seiner edlen,
ihm erst vor drei Jahren in Tribur angetrauten Gemahlin Bertha schei-
den lassen wollte. Die Verhandlnngen über die Ehescheidung waren
schon ini Gange, bereits hatte er einige Große für seinen Plan gewon-
ncn, um dnrch ihrcn Bcifall seine Schlechtigkeit zu decken. Jn Mainz
solltc die Entscheidung vor sich gehen; die Sache fiel aber nicht zu Gun-
sten Heinrichs aus; denn dcr päbstliche Gesandte Petrns Damiani war
inzwischen angekommen, um dcn König im Namen des Pabstes vor den
vcrsammelten Fürsten des Reichs über das schmachvolle Vorhabcn zur
Nede zu stellen. Hcinrich hatte von der Ankunft Damianis gehört und
war stntt nach Mainz nach Frankfurt gereist. Die in Mainz Versam-
melten lud er nach Frankfurt ein, und so erklärte hier der Gesandte,
daß der Pabst nic zn einer solchcn Ehescheidung seine Zustimmung geben
werde. Da erhoben sich alle Fürsten gegen Heinrich und erklärten, daß
der Pabst recht entschieden habe. Während dieser traurigen Verhandlungen,
die von Juni bis Octobcr dauerten, mußte die so schwer gekränkte Kö-
nigin in Lorsch^) bleiben und auf den Ausgang der Sache harren.
Da Heinrich keinc andere Wahl hatte, als dem ungestümmcn Vcrlaugen
der Fürsten nachzugcben, fügtc er sich, begab sich jedoch, um das Zu-
sammentreffen mit Bertha und ihren Anblick zu vermeiden, mit kanm
vierzig Nittcrn eiligst nach Sachsen. Die Königin folgte dem hartherzi-
gen Gemahle langsam mit dem Hofstaatc und den ihr übergebenen
Neichsklcinodien. Nach dem ersten Zusammentreffen Beider schien die
frühere Liebe wieder zurückgekehrt zu sein; aber gar bald stellte sich
Heinrichs alte Kälte gegen Bertha ein. Bertha starb 1087 zu Mainz.

Der wankelmüthige König hatte sich besondcrs in Folge sciner
Bedrücknngcn den Haß dcs Volks dcr Sachsen zugezogen. Diese er-
hobcn sich 1075 mit ihrcn Fürsten an der Spitze, um das unerträgliche
Joch abzuschütteln, wurdcn aber von Heinrich bci Langensalza an der
 
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