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Falk, Valentin Alois Franz
Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraße: nach den Quellen und mit besonderer Hervorhebung der Thätigkeit des Klosters auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft dargestellt — Mainz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.10949#0101

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Hcinrich 1153—1167.

89

Solches geschah 1165. Die Probsteien zu Altenmünster, in Michelstadt
und auf dem Abrahamsberg brachte er wieder in Flor, indem er die
mit Schulden belastcten Güter besier verwaltete und ichuldenirei machte;
auf dem Schlosie zu Weinheim, wie in Seckenheim führte er schöne
Gebäude auf. Für den guten Bau der Aecker war er uncrmüdlich thä-
tig und speicherte die gewonnenenFrüchte iorgfältigauf, fo dast das Kloster
bei einer großen, ganz Deutfchland heimsuchenden Hungersnoth keine
Noth litt, ja Allen, besonderS armen Lcuten und dürftigeu Klöstern
von dem Ucberflusie noch niittheilen konnte. Für seine Person und im
häuslichen Leben war Heinrich fehr genügfam und gab sich mit Weni-
geni zufrieden; beim Empfang und Aufenthalte angesehener Persouen
und bci andern Fcstlichkeiten im Kloster zcigte er sich frcigebig und
wustte seine fürstliche Würde in jeder Hinsicht zu wahren. So machte
er sich die höchsten Personen verbindlich, erwarb sich die Zuneigung
Aller und gewann dic Gunst der angesehensten Fürsten des Reichcs,
des Kaisers Friedrich Barbarosia, sowic aller seiner Hofleute; den be-
nachbarten pfälzischen Fürsten sogar, als Bedrücker des Klosters bckannt,
vor wclchcn die Andern sich beugten, wußte Heinrich Achtung abzuge-
winnen. Als Friedrich die Longobarden mit Krieg überzog und züch-
tigte, führte er dem Kaifer Hilfsvölker ;u und befehligte bei der Be-
lagerung Crcmonas, welchc Stadt sich im Januar 1160 ergab, eine
Schaar Soldaten. Bordcm hatte sich Heinrich zwcimal durch eine be-
deutende Suinme von der Theilnahme am italienischen Feldzuge frei
gemacht. Desicnungeachtet erlitt dcr Kirchcnschast keine Einbuste. Als
zwischen dcr kaiserlichen Familie und dem Pfalzgrafcn Konrad, dem
Bruder des KaiserS, cine unhcilvolle Zwietrachr entbrannte, stellte sich
Heinrich als Vermittler deS Fricdens zwischcn die Parteien nnd trug
das Meiste zur Versöhnung bei. In welilichen Gcschästen zeigte cr
Umsicht und Verstänonist; er durchschaute, sowcit sein Gebiet ging, alle
Umtriebe und feindlichen Pläne unö mustte ste im Keimc zu ersticken.
Er war, uiu auf sein Wirken im Inncrn vcs Klostcrs zmückzukommen,
in Bezug auf die Probsteien und dic unier scinem Gehorsame stehenden
Häuser äustcrst besorgt und genau und suchte, soweit es die Ungunst
der Zeit und die Schwachhcit der Mcnscheii zuliest, den Eifcr kür Glau-
ben und Sitten wach zu halten. Wcnn er, was ihm Einige vorwarfen,
die Verwaltung gewisser Stellcn vorübergehcud sclbst in die Hand nahm,
so geschah dies sicher nicht aus Gcwinnsucht und Ehrgeiz, sondern weil
er durch sein persönlichcs Einwirtcn dcn rechlen Geist wach haltcn und
das nicht vcrnachlässigt und vcrwahrlost sehcn wollte, was er mit Mühe
ju Ordnung gebracht. Wenn cr ferncr den Pfalzgrafen durch Ueber-
tragung von Lehen in cin nähercs Verhältnist zum Kloster zog und
 
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