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zumal wieder zurückbringen, sie musste das Ornament
wieder künstlerisch gestalten, der Form und dem Stoffe
zu ihrem Rechte verhelfen und den Sinn für Farbe
wieder erwecken. Selbstverständlich hat das Streben
nicht gleich mit so vollem Bewusstsein über die Sach-
lage begonnen, aber, ob mehr oder weniger bewusst,
die Reform verfolgte überall dieses Ziel und diese Wege,
und das Resultat, so weit wir es heute sehen, liegt
ganz und gar in dieser Richtung. Es ist eben die
Strömung der Zeit geworden.
Es standen zwei Wege offen, wie man verfahren
konnte. Erstens konnte man einen der grossen histori-
schen Kunststile als unser Vorbild aufstellen. Dieser
Weg aber hatte sich schon gerichtet. Er war bereits
eingeschlagen und hatte nur zu dem Resultat geführt,
dass entweder der Versuch misslungen war oder die
Freunde der verschiedenen Stile in unversöhnlichem
Hader lagen. Dann musste man sich sagen, dass doch
jeder der historischen Stile mit der Eigenart des Vol-
kes und der Zeit, welchen er angehörte, in engstem
Charakterzusammenhang stand und dass wir eben heut-
zutage doch auch unser Eigenes haben, das künstlerisch
zum Ausdruck kommen soll. Der fremde Stil, je treuer
er copirt wird — und dabin gehen ja unsere archäo-
logischen Studien — wird uns immer ein Prokrustes-
Bett sein.
So war man auf den zweiten, allein richtigen
Weg angewiesen, und dieser ging dahin, den Dingen
selber, ihrer Art und ihrem Stoffe gerecht zu werden
und zu suchen, sie so zu sagen aus sich selber heraus