Fliegende Blätter (1.1844/45 (Nr. 1-24))

38 Eduard und

Wenn die Nackt mit schwarzem Schleier
Auf die müde Erde finkt,

Und die Mitternacht erklingt,

Eilen zu der Liebe Bunde
Eduard und Kunigunde.

In des Schlosses stillem Garten,
Tief im Mantel eingehüllt,

Schleicht Fernando, gräßlich wild
Murmelnd aus dem düstern Munde:
Eduard und Kunigunde.

Unter blühenden Cypreffen
Sitzt das holde Liebespaar,

Ahnt nickt Tod und nicht Gefahr,
Liebend lönt's von ihrem Munde:
Eduard und Kunigunde.

Fackeln scheinen, Schwerter klirre»,
Und Fernando eilt herbei,

Tod euch! tönt sein Mordgeschrei,
Tod euch, noch in dieser Stunde!
Eduard und Kunigunde.

Kunigunde.

Von sechs Kugeln schwer gettoffen,
Sinken beide in die Knie,

Lebe wohl, vergiß mein nie!

Rufen noch mit bleichem Munde
Eduard und Kunigunde.

Und Fernando fiehts mit Kummer,
Fühlt nun Reue, tiefen Schmerz,
Sticht den Dolch stch in das Herz,
Einet mich zu Eurem Bunde :

Eduard und Kunigunde.

Und die Ritter und die Knappen
Ahmen ihren Herren nach,
Traurig jeder sich erstach,
Jammernd in der Todesstunde:
Eduard und Kunigunde.

Hörst du, wie im Hain es seufzet!
Bleiche Geister wallen dort
Zu der Rache Schreckensort,
Klagend tönt es in die Runde:
Eduard und Kunigunde.