Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
74

Der Teufel und sein Liebchen.

dergestalt erschreckten, daß sie thränend in den Schutz der
Matronen floh.

Bei alledem schien sich der Stadtschreiber um Klaren
gar nicht mehr zu bekümmern, und hatte dem Feldscheer gänz-
lich seine Stelle übcrlasien.

Wie nun das empörte Mägdlein fürder mit dem Feld-
scheer zu tanzen beharrlich verweigerte, sagte dieser trotzig:
warte meine, holde Dirne, so ich Dir nicht als Tänzer gefalle,
werde ich Dir wohl als Sänger anstehen, worauf er sich
entfernte, nach einer kleinen Weile aber ganz verändert wie-
dcrkam. Denn ausgezogen hatte er den Scharlachrock und
angerhan eine großblumige Damastweste mit langen Schößen,
die demselben weit über den künstlich ausgestopften Speckwanst
herunterging, und über welcher ein kurzes braunes Röcklein
schlotterte. Das Haupt aber deckte eine schiefstehende Perücke,
auf welcher ein winziges dreieckiges Hütlein wackelte. So an-
gethan trat derselbe in die gedrängte Menge, die schon bei
diesen« Anblicke in wüstes Lachen ausbrach. Aber nunmehr
gesellte sich auch Hinzelmann zu ihm und ein stämmiger
Pappenheimer, die fingen an in wunderlichen Tönen zu sin-
gen, der Hinzelmann mit seiner gellenden Stimme, der
Pappenheimer aber im groben Basic.

Ei, ei! — strafte Consul Dirigens — Herr Stadtschrei-
ber , wie mag doch eine Magistratsperson so unziemlich quin-
; kuliren! aber sein Strafwort verging in der tobenden Welle
des Lachens, als nun der Feldscheer zu sothanem Gesänge
Possen riß und Kapriolen schnitt, welche zeither in Deutsch-
land noch nie erhört waren. Denn es wußte besagter Feld-
scheer seine Geberden zu verstellen wie einen Sack, und sein
Gesicht in Falten zu legen wie einen Priesterrock, dabei auch
Nase und Mund dergestalt in sein Kinn zu verschlucken, daß von
sothanen Gliedmasien gar nichts mehr zu sehen, letztlich aber seine
Ohren zu verlängern und solche wackelnd zu spitzen wie Eselohren.

Männiglich war von dem lustigen Schwanke höchlich
ergötzt, nur Klaren aber das lose Spektakulum wie ein
unheimlicher Gespensterspuk durch die Seele gefahren, so daß
sie nicht mehr länger weilen konnte, sondern entsetzt und
fieberkrank in ihr Kämmerlein gebracht werden mußte. Und
| als nun vollends den Tag darauf, wie das kaiserliche Fähn-
lein bereits wieder abmarschirt war, der Vater den Rothrock
in's Haus brachte und erklärte, daß der Feldscheer in Katz-
wciler sich zur Ruhe setzen und die Badstube des Vaters für
ein Erkleckliches zu kaufen beschlosien, auch ein gar reicher
Kauz sei; da vollends ahnete der Armen nichts Gutes, und
es schien ihr, als sei dieses ein Zeichen zur Trennung von
dem Geliebten ihres Herzens.

Auch Barbara Murchel, die Base, schien dem Roth-
rocke gewogen vom ersten Augenblicke an, masien der Schlaue
sie in die Wange gekniffen, ihre Knochenhand zärtlich gedrückt,
und darin etliche Goldstücklein zurückgelasien und womit er
denn klüglich das Arkanum getroffen, sich den Drachen zu
gewinnen, der sein goldenes Vlies hütete.

Schon den Tag darauf wurde der Feldscheer Bürger in
Katzweiler, vermochte aber als ein Erzspaßvogel den Bürgereid
nicht nachzusagen, und hob zuni Schwure die Finger verkehrt wie
zwei Hörnlein empor. Aber er hantirte mit Scheersack und Mesier,

daß es eine Lust war,
warf mit Goldgulden
um sich, und ließ wacker
einschenken im Keller.
Als er nun aber gar um
die schöne Klara förm-
lich warb bei Schwep-
pe r l e i n, und zur Mor-
gengabe tausend Dublo-
nen zu zahlen versprach,
da entstand Jubel in des
Baders Hause, und selbst
Barbaras Kämmer-
lein blieb dem klagenden
Kater verschlosien. Aber
Klara verging in lie-
bendem Schmerzes Ach
Konrad! —sprach sie
zu ihm in der heimli-
chen Abendstunde: nun ist Alles vorbei, der abscheuliche Hinke-
fuß führt mich zum hochzeitlichen Altar und wer mag mich
retten? O! — entgegnete Konrad — sei getrost, holdes
Mägdlein. Bin ich auch arm und habe nicht Geld noch Gut,
so habe ich doch einen Freund im Himmel', und einen Vater
in seinem Diener, dem ehrwürdigen Pater Florian. Den
will ich um Rath und Hilfe flehen, und er wird uns helfen,
wenn Hilfe möglich ist.

Am frühen Morgen ging Konrad in die Zelle des
frommen Priesters und offenbarte selbigem sein Leid und die
ganze Sache. Aufmerksam hörte der Pater die Relation des
preßhaften Liebenden, dann aber segnete er sich mit dem hei-
ligen Kreuze und sprach: O mein Sohn, bete und wache,
daß du nicht in Versuchung fallest; denn es gehet der Teufel
herum wie ein brüllender Löwe, und sucht welchen er ver-
schlinge, und so mich nicht Alles trügt, so mag der Feldscheer
Niemand anders sepn, als eben — der Teufel. — Listig wohl
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Teufel und sein Liebchen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Teufel <Motiv>
Rasur
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 1.1845, Nr. 10, S. 74
 
Annotationen