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Der Teufel u

j spannt der Versucher sein Netz aus, aber es wird ihm nicht
> glücken. Sei standhaft und ermahne auch Deine Geliebte zu
! frohem Muthe, bete und arbeite, und folge stets. meinem
j treuen Rathe, laß auch die Sache gehen, wie sie will, wenn
1 es an der Zeit und Stunde seyn wird, soll Euch die Rettung
; | nicht fehlen. Mit sothanen Worten des Trostes gekräftiget

! ertrugen nun die Liebenden die Unbilden ihres Schicksals und
i insonderheit Klara das Drängen des umheimlichen Liebhabers,
des ungeduldigen Vaters und der sie knöchelnden Base, in
j deren jungfräulichem Herzen sich eigene böse Liebesbegierde für
den viel versprechenden Galan zu regen anfing, welcher das
unreine Fläminlein dieser Brust mit dein Oele seiner Zärt-
lichkeiten und Goldgulden speisete, so daß sie beinahe geschwankt
hätte, ob sie den stattlichen Rothrock in's Hochzeitbettc der
Muhme leiten oder für ihn das eigene Kämmerlein schmücken
sollte. Daß der Fremde ein unheimlicher Gesell sei, hatte
ihre Hexenwitterung bereits lange schon erspähet. Aber was
that das? War denn nicht auch der Stadtschreiber doch nur
ein schwarzer Kater, und schien derselbe nicht still und gedul-
dig die Oberherrschaft des Rothrockes anzuerkennen, der übri-
gens mit Hinzelmann auf verttautem Fuße lebte.

So verging der Winter und als der Frühling kam, drängte
der Fremde ungestümer auf die eheliche Verbindung. — Da
war der Plan des ehrwürdigen Paters Florian gereift und
er sprach zu der Liebenden: Meine Tochter, es nahet die Wal-
burgisnacht. In sothaner Nacht wird der Böse sein Beilager
mit dir halten wollen auf dem Blocksberge nach höllischem
Brauche. Höre nun, was Du dabei thun sollst. Wenn er vor-
her Dein Jawort fordert, so gib ihm solches unbedenklich,
denn dem Teufel mag man kecklich keinen Glauben halten, be-
stelle ihn aber zu Dir auf den folgenden Abend in Dein
Kämmerlein zur Verabredung der Hochzeit. Damit Du aber
nicht vor Furcht und Entsetzen verderbest und damit der Böse
in Nichts an Dir Macht und Gewalt, vielmehr im Nothfalle
kräftigen, männlichen Widerpart haben möge, so sollst Du,
wenn das Stündlein nahet, unbemerkt von Deiner Base aus
dem Fenster Deines Kämmerleins steigen, und mich im Thore
unsers Klosters erwarten, wo ich Dich zu einer ehrbaren Ma-
.trone bringen werde. Indessen soll K o n r a d in Dein Ge-
mach steigen, Deine weiblichen Kleider anlegen und mit Dei-
ner Stimme Unterhandlung pflegen im Dunkeln. Du, Konrad,
sollst alsdann darauf bestehen, daß der Böse die Morgengabe
von tausend Dublonen, wohlgezählt im Sacke, am Abende vor
der Hochzeit unbemerkt in das Schlafkämmerlein schaffe. Ge-
schieht solches nun, so bringe flugs das Gold zu mir, daß
unser Prior darüber den Segen spreche, und so solches geschieht,

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d sein Liebchen. 75

möget ihr sicher seyn, daß sich der Mammon nicht in Stank
und Unsegen verwandle, sondern Euch verbleibe und Vater
Schwepperlein, dem ich das Gewissen rühren will, Eurer ehe-
lichen Verbindung nichts mehr in Weg legen werde. Damit
aber auch letztlich der Teufel den Trug und die Verwechselung
nicht merke, will ich Dir Konrad hiemit ein heiliges Bild-
lein verehren, welches die Kraft hat, die Augen des Bösen zu
verblenden, daß er Dich halten muß, für wen Du Dich gibst,
und daß auch Barbara, die Herenmutter, und Hinzel-
mann, der Kater, keine Macht und Gewalt an Dir haben.
Darum magst Du auch dem Bösen getrost Alles Zusagen und
versprechen, was er von Dir wegen der Hochzeit und der Braut-
fahrt begehret, sintemal solches Alles Gott zum Besten lenken
und herrlich hinausführcn wird, deß dürft ihr nicht zage» und
sorgen. Dankend und fröhlich schieden die Liebenden aus Pater
Florians Zelle, und thaten wie ihnen befohlen war.

In den letzten Tagen des Monats April erhielt der Teufel
das Jawort aus dem Rosenmunde der schönen Klar a, zugleich
aber auch die Bestellung in ihr Kämmerlein zur heimlichen
Beredung der Hochzeit bei nächtlicher Weile, und des Jubilirens
in Nepomuk S chw eppe r l e in s Hause war kein Ende.
Der Rothrock trieb unaufhörlich lächerliche Possen und Schwänke
und becherte in der Gesellschaft des künftigen Schwiegervaters
und des Stadtschreibers, welcher Letztere mit spinnenden Mur-
ren um den dämonischen Kollegen schwänzelte, mit welchem er
den höllischen Partagekontrakt über Leib und Seele der lieb-
lichen Braut geschlossen. Aber im Herzensschreine der Base
Barbara hatte nun die unziemliche Ueppigkeit und die Be-
gierde nach dem Fremden die Oberhand erhalten, und brannte
lichterloh in unreiner, diabolischer Flamme.

Als nun der verabredete Abend eingebrochen, Klara be-
reits unter sicherm Hort des frommen Paters und Konrad
im Kämmerlein der Liebsten, angethan mit ihren Kleidern sich
befand, hatte Barbara das Hinken des Rothrockes in das
Gemach der zarten Muhme erlauscht, und sich auf die Treppe
geschlichen, von wo ein kleines Fensterlein oben in Klärens
Schlafkammcr ging. Solches öffnete sie leise und horchte der
süßen Zwiesprache der Liebesleute im Dunkeln.

Schon waren, ehe Barbara das Runzelgesicht durchs
Fensterlein gesteckt, die Präliminarien geschlossen, und die Lau-
scherin zu spät gekommen, um zu hören, wie der Rothrock
versprochen, die tausend Dublonen noch am Abend vor der
Hochzeit in Klärens Kämmerlein zu spediren, aber was die
Präparaturen zur Hochzeit anbelangt, so entging ihr davon
nicht ein Wörtlein. Unser Beilager — sprach der höllische

Galan zu der vermeinten Braut — soll nach der Sitte mei-

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