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handlungen, sowie von allen Postämtern uno
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Zeitungsexpeditionen angenommen.
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ob. 2 Rthlr. Einzelne Nummern kosten 12 kr.R.-W. od. 3ggr
Die Zweckesser.
Gegessen haben die Menschen, so lange die Welt steht.
Sie aßen eben, weil sie Appetit, Hunger und Etwas zu essen
hatten. Je mannigfaltiger und schmackhafter die Speisen wa-
ren, desto bester ließ man es sich schmecken; das war und ist
noch jetzt in der Regel. Auch hatte man von jeher die löbliche
Gewohnheit, dabei des edlen
Trinkens zu pflegen, denn was
ein Gemälde ohne Farbe, eine
Blume ohne Dust, ein Lenztag
ohne Sonnenlicht, ein Körper
ohne Seele ist, das würde auch
die beste Mahlzeit ohne ein Glas
wohlschmeckenden Getränkes sein.
Daß die Tafelfteuden in anmu-
thig unterhaltender Gesellschaft
bester gedeihen, als wenn der
Speisende sich allein gegenüber
sitzt, ist ebenfalls eine alte Er-
fahrung. Daher hielten schon
die alten Griechen ihre Sympo-
sien, die mit sinnreichen, unfern
Toasten verwandten Trinksprü-
chen gewürzt wurden. Auch die
Deutschen haben von ältester
Zeit her die Tafelfreuden und Trinkgenüste geliebt, sind es ist
an ihnen nur zu rühmen, daß sie mehr Achtung vor dem
Einfachen der Natur hegen, und daher den Wein ungemischt
trinken, während die alten Griechen ihn mit so und so vielen
Theilen Master versetzen. Daher verläßt auch der Himmel vor-
zugsweise keinen Deutschen, weil er so viel Respekt vor der
edelsten Gabe des Himmels, vor dem Rebensäfte zeigt, und sich
zur Lebensaufgabe gemacht hat, mit den einfachsten Mitteln
die möglichst größesten Wirkungen an sich und Anderen her-
vorzubringen. Man betrachte nur eine Gesellschaft Deutscher
vor, während und nach einer tüchtigen Mahlzeit! Vorher be-
wegen sie sich durch-, unter- und gegeneinander wie steife, leb-
lose Marionetten, die ein verborgener Lenker am Drahte zieht,
damit sie sich verbeugen, die Hände ausstrecken, die Lippen öff-
nen oder sich um ein paar Zoll von ihrem Platze fortschieben.
Man betrachte sie während der Mahlzeit! Allmählig bildet
sich ein Glorienschein um ihre Häupter, sie sehen wie verklärte
Engel aus, sie lächeln einander wie die Seligen zu, und auf
dem höchsten Stadium sind sie förmlich in einen Lichtschimmer
getaucht, der sie wie eine Sttahlenatmosphäre einhüllt und aus
allen Poren ihres mit Trank und Speise redlich angefüllten
Körpers zu dringen scheint. Und nach der Mahlzeit — hier
versagt mir die Feder ihren Dienst. Man drückt einander die
Hände, man umarmt, man küßt sich, man sagt sich die schön-
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Die Zweckesser.
Gegessen haben die Menschen, so lange die Welt steht.
Sie aßen eben, weil sie Appetit, Hunger und Etwas zu essen
hatten. Je mannigfaltiger und schmackhafter die Speisen wa-
ren, desto bester ließ man es sich schmecken; das war und ist
noch jetzt in der Regel. Auch hatte man von jeher die löbliche
Gewohnheit, dabei des edlen
Trinkens zu pflegen, denn was
ein Gemälde ohne Farbe, eine
Blume ohne Dust, ein Lenztag
ohne Sonnenlicht, ein Körper
ohne Seele ist, das würde auch
die beste Mahlzeit ohne ein Glas
wohlschmeckenden Getränkes sein.
Daß die Tafelfteuden in anmu-
thig unterhaltender Gesellschaft
bester gedeihen, als wenn der
Speisende sich allein gegenüber
sitzt, ist ebenfalls eine alte Er-
fahrung. Daher hielten schon
die alten Griechen ihre Sympo-
sien, die mit sinnreichen, unfern
Toasten verwandten Trinksprü-
chen gewürzt wurden. Auch die
Deutschen haben von ältester
Zeit her die Tafelfreuden und Trinkgenüste geliebt, sind es ist
an ihnen nur zu rühmen, daß sie mehr Achtung vor dem
Einfachen der Natur hegen, und daher den Wein ungemischt
trinken, während die alten Griechen ihn mit so und so vielen
Theilen Master versetzen. Daher verläßt auch der Himmel vor-
zugsweise keinen Deutschen, weil er so viel Respekt vor der
edelsten Gabe des Himmels, vor dem Rebensäfte zeigt, und sich
zur Lebensaufgabe gemacht hat, mit den einfachsten Mitteln
die möglichst größesten Wirkungen an sich und Anderen her-
vorzubringen. Man betrachte nur eine Gesellschaft Deutscher
vor, während und nach einer tüchtigen Mahlzeit! Vorher be-
wegen sie sich durch-, unter- und gegeneinander wie steife, leb-
lose Marionetten, die ein verborgener Lenker am Drahte zieht,
damit sie sich verbeugen, die Hände ausstrecken, die Lippen öff-
nen oder sich um ein paar Zoll von ihrem Platze fortschieben.
Man betrachte sie während der Mahlzeit! Allmählig bildet
sich ein Glorienschein um ihre Häupter, sie sehen wie verklärte
Engel aus, sie lächeln einander wie die Seligen zu, und auf
dem höchsten Stadium sind sie förmlich in einen Lichtschimmer
getaucht, der sie wie eine Sttahlenatmosphäre einhüllt und aus
allen Poren ihres mit Trank und Speise redlich angefüllten
Körpers zu dringen scheint. Und nach der Mahlzeit — hier
versagt mir die Feder ihren Dienst. Man drückt einander die
Hände, man umarmt, man küßt sich, man sagt sich die schön-
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Zweckesser"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)