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die Mutter des Teufels gehalten, der sie zu einem geheimen
Zwiegespräch herbcstellt habe. Sie mochte wohl schon lange
hier harren und des Wartens müde sein, denn sie erhob sich
mehrmals und lauschte an der Thüre. Auf einmal heiterten
sich ihre Züge auf; ein großer, schlanker Mann trat mit dem
neugebornen Kinde auf den Armen zu ihr ein. Sein Antlitz
trug das Gepräge der innerlichsten Freude, er war ja der
Vater, der dem Weib sein Kind brachte, um dessen künftiges
Schicksal zu erfahren.

Mutter Lisb', — so hieß man das Weib, — welches
das Orakel der ganzen Gegend war, — betrachtete geraume
Zeit aufmerksam Hände und Augen der Kleinen, ohne sich
um den Doktor zu kümmern, der hinter dem glücklichen Vater
nachfolgte und mit einem spöttischen und ungläubigen Lächeln
auf sie hinschaute. Endlich erhob die Wahrsagerin ihre
Stimme und brach in folgende Worte aus:

„Ich sehe eine Krone um das Haupt dieses Mägdeleins;
sie wird, wenn die Zeit kommt, die Königin eines großen
Volkes werden; aber nun merke Er auf meine Worte, Vater
Hjelm! Das, was ich Ihm jetzt sage, ist mehr als Wind."
— Der Baron nickte zufrieden mit dem Kopfe. — „Das
Erstemal, wo Er über einen Weg fährt," fuhr Lisb' fort,
„muß Er eine gute Handlung thun, dann wird Alles richtig
eintreffen, was ich Ihm gesagt habe. Bringt nun das kleine
Ding wieder zur Mutter, es zittert ja vor Kälte."

So erzählt die Sage von der Geburt dieses Kindes. —
Am andern Tage verließ die Alte reichlich beschenkt .das
Schloß; ihre Weissagung aber verbreitete sich wie ein Lauf
seuer in der ganzen Gegend.

88

Die Königin.

Eine jütländische Volkssage.

I.

„-Reich' ihr die Hand, mein Kind!

Die Mutter will dir sagen,

Was du erlebst in später» Tagen."

AltcS Schauspiel.

Auf dem Herrenhose Lönborg,
der zum Amte Ringkjöbing gehört,
war vor vielen Jahren in einer
Abendstunde des Monats December
Alles in geschäftiger Bewegung.
Baronesie Hjelm, die Gemahlin
des Besitzers, war nemlich von
einer Tochter entbunden worden.
Diener und Mägde rannten die
Stiege auf, die Stiege ab; während
der Doktor, die Hebamme, die
Freundinnen der Frau und sonstige
bei einer solchen Gelegenheit unent-
behrliche Personen im Saale ver-
sammelt und in eifriger Unterhaltung miteinander begriffen waren.

Abgesondert von diesen, in einer Kammer neben dem
Krankenzimmer, saß ein altes Weib. Graue, buschige Haare
hingen ihr über die runzelige Stirne herein, eine lange, gebogene
Nase überragte den größten Theil ihres häßlichen Gesichtes,
und wie sie so da saß, mit ihrem zahnlosen Munde unver-
ständliche Worte murmelnd, hätte sie mancher Furchtsame für j
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Königin"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Ältere Frau <Motiv>
Junger Mann <Motiv>
Karikatur
Neugeborenes
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 1.1845, Nr.22, S.169
 
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