Fliegende Blätter (116.1902 (Nr. 2945-2970))

Eine Dame pflückt im Stadtpart eine Rose. Sofort ist der Aufseher da und will ihren Namen wissen
behufs Strafanzeige. „Ah pah", sagt der Gatte der Frevlerin, „solche Geschichten wegen einer Blume! Da
haben Sie zwei feine Cigarren — damit basta!" — Der Aufseher kämpft einige Augenblicke mit sich.
Als er aber bemerkt, daß ihm zwei „Upmann" gereicht wurden, steckt er dieselben zu sich und spricht halb weggewendet:
„Sie können noch eine Rose abreißen!"

Der Einsame.

ein freund, Du greiser Dichter, warum finde
Tel) Dich in menschenleerer Einsamkeit?" —

.. „Du lieber alter freund, sei mir gegrüßt

Tn meiner kinsamkeit und höre mich!

Du weißt, ich war ein Greis schon, als

mein Dame,

Durch Zufalls 6uust mit spätem Ruluti

um glänzt,

UJeif durch die Lande ging und freunde

warb.

Und weil mein Musenkind, gezeugt im

JTlter,

So freundlich ward begrüßt, so weckte man

Die Lieder meiner fugend, die vergessenen,

(Denn je gekannten, aus dem Schein-
tod auf,

Und meine Jugend flammte durch die

Herzen. —

Und sieh', die Jünglinge und Mädchen

kamen,

mit grünem Lorbeer und mit rothen Rosen

Den Dichter süßer Lieder zu bekränzen,


L

SH