Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
46

*-?=€&* Sulejman's Esel.

Line Geschichte aus alter Zeit.

? iitcs (Tages öffnete der arme Sulejmau die
(Untre seines Stalles nnd vermißte den Esel.
Er suchte ihn vor dem lsause, im Garten,
auf dem Heide, im Buschwerk überall — die Dorf-
straße entlang — — vergebens I Der Esel war
unauffindbar, unauffindbar am ersten, zweiten und
dritten Tage.

„kse!" rief der arine Sulejman einen kleinen
Jungen an, der sich am Weiher umhertrieb, „hast
Du nicht einen Esel gesehen? Linen kleinen, jungen,
fetten, fleißigen, hellgrauen Esel? Er trug eine
Schelle am Bals, blaue Korallen am lfialfter und
hinten am Schweif eine rothe, wollene (Fuaste. Bast
Du den gesehen?"

„Wie denn nicht!" antwortete der Bengel un-
verfroren. „Das ist ja derselbe Esel, der seit drei
Tagen uns gehört!"

„Luch gehört? — Wieso gehört denn mein
Esel Luch?.. Wer bist Du denn?" fragte Sulejman.

„Ich bin der Sohn des Kadi, und der kleine Esel, von dem
Du sprichst, trägt seit zwei Tagen unser Korn zur Wühle und
gehört schon uns!"

Der arme Sulejman meinte vor so viel Tücke und Falschheit
gleich in die Erde sinken zu müssen. — Als er sich erholt hatte,
eilte er schnurstracks vor das Baus des Kadi nnd horchte be-
gierig am Spalt des Bofthors.

Richtig, da drinnen schrie ein Esel, sein Esel ein schmetterndes
„Uhä". 0, von tausend Eseln konnte das kein anderer so
schmetternd schreien!

Sulejman überlegte lange. Endlich meinte er die richtige
(form für sein Gesuch gefunden zu haben und trat höflich in
das Haus.

„Weisester, gerechtester, gnädigster Kadi", begann er, „vor
dreien Tagen verlief sich mein Eselchen, ein fettes, junges, fleißiges

Eselchen — mit einer Schelle am Hals, so groß wie eine hand-
tellergroße Schildkröte — blauen Korallen am Halfter, so blau
wie himmelblaue Glaskügelchen, und einer rothen Wollquaste, so
wie eben die rothen Wollquasten alle sind . . ."

„Nun — und? Was soll's?" fragte der Kadi ernst.

„Und nun soll mir ihn jener wiedergeben, der ihn hat,
edelster, erhabener Kadi. Nicht wahr, er soll mir ihn wieder-
geben?"

„freilich! — Das muß er!" erwiderte der Richter in würde-
voller Ruhe.

„So gib mir ihn denn, großmüthigster Kadi, gib mir meinen
jungen, fetten Esel wieder!"

„Ich?" fragte der Kadi erstaunt und vornehm abweisend.

Ich habe keinen Esell"

„Doch — edler I^crr, Du hast ihn! Er trägt seit zweien

Tagen Dein Korn zur Wühle!"

„Mensch, wer Du auch immer
seist, ich sage Dir: ich habe
keinen Esel!.. Glaubst Du mir
etwa nicht?"

„Ja, Herr! Gewiß — —
aber . .

„Ich versichere Dir noch
einmal: Ich habe keinen Esel!"

„Aber höre doch, edler Kadi!
Eben schreit er wieder in
Deinem Hofe!"

„Du glaubst also einem Esel
mehr als mir — Elender!.. (faßt
zu, Ihr Schergen — und säbelt
dem Schurken fünfzig Hiebe
auf die Fußsohlen herunter!" —
Nach der kurzen, aber schmerz-
haften Leremonie war Sulejman
entlassen.

Uoda.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Suleijman's Esel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 118.1903, Nr. 3000, S. 46

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen