<5~"*S—^ Ein grosser Zauberer,
64
n der Kammer., so dunkel, kalt und arm,
Lag ein kranker Greis — dass Gott erbarm!
Aus seinem bebenden Munde quoll
Ein Seufzen und Stöhnen verzweiflungsvoll.
Da kam in das einsame Kämmerlein
Plötzlich ein grosser Zaub’rer herein:
Die Kälte, das Dunkel verjagt er schnell
Und die Kammer macht er behaglich und hell;
Auf den Boden, den Tisch, auf jeden Platz
Von purem Gold streut er einen Schatz ;
Und wie er des Kranken Hand berührt,
Dieser schon die Genesung spürt,
Und wie er ihm schaut in’s Angesicht,
Roth werden die Wangen, die Augen licht,
Und die Augen blicken ihn dankbar an,
Den grossen Zaub’rer, der alles gethan.
Doch nicht, wie sonst immer ein solcher Ihm,
Trug dieser Stab und Talar und Hut,
Denn der mächtige Retter aus Noth und Qual
War — ein kleiner, freundlicher Sonnenstrahl.
Th. Gross.
— —
s>
I
ast jeder Mensch bat irgend eine kleine Leidenschaft.
Der Line fischt, der Andere kraxelt in die Berg',
der Dritte sammelt Käfer, der vierte Briefmarken,
der fünfte LHampagnerpfropfen — kurz, jeder hat eine andere
Reigung.
Der Wastlbauer in Deirlhausen - nah' bei der Residenz —
hatte eine merkwürdige Liebhaberei — nämlich Schweine. Lr
konnte kein Schwein sehen, ohne stehen zu bleiben und es ver-
liebt anzuschauen; wenn's halbwegs ging, kaufte er es, und
weil er ein schwerreicher Bauer war, durfte er sich das er-
lauben und hatte bald ganze Ställe voll der schönsten Rüssel-
träger beieinander, die dort ein vergnügtes Schlaraffenleben
führten.
Die ganze Umgegend kannte diese Schwäche des Wastlbauern.
Liner erzählte es dem Ander'«. Kein Wunder daher, daß
Mandler, der ein Schweinlein zu viel hatte und nicht wußte,
wohin damit, es einfach auf den waftlhof trieb. Hidjt leicht,
daß der Bauer Rein sagte.
So bringt wieder einmal eines lferbstmorgens Liner
ein Schwein in's Dorf, fragt sich dem Waftlhof zu und
bietct's dem Bauern, der gerad' unter der Thür' steht, zum
Kauf an.
Der Bauer mustert das Säulein. Ls will ihm uid;t recht
gefallen — aber weil's halt
gar so mager und traurig ist,
daß ihm schier 's Der; weh
thut — so kauft er's dem Lader
kurzweg ab. — Der trollt sich
mit dem blanken Geld — und
der Bauer übergibt den neuen
Pflegling der Leni, der Schwein-
dirn', die das magere Thierlein
audi gleich recht mitleidig an-
schaut - denn ihr will's scheinen,
als hätt' eine Sau, die iiidjt
dick und fett ist, ihren Beruf verfehlt.
„Thu' s' halt redit gut futtern, Leni!" sagt er. „Recht
gut fein — hörst' ?! And sperr' f in den leeren alten Stall
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n der Kammer., so dunkel, kalt und arm,
Lag ein kranker Greis — dass Gott erbarm!
Aus seinem bebenden Munde quoll
Ein Seufzen und Stöhnen verzweiflungsvoll.
Da kam in das einsame Kämmerlein
Plötzlich ein grosser Zaub’rer herein:
Die Kälte, das Dunkel verjagt er schnell
Und die Kammer macht er behaglich und hell;
Auf den Boden, den Tisch, auf jeden Platz
Von purem Gold streut er einen Schatz ;
Und wie er des Kranken Hand berührt,
Dieser schon die Genesung spürt,
Und wie er ihm schaut in’s Angesicht,
Roth werden die Wangen, die Augen licht,
Und die Augen blicken ihn dankbar an,
Den grossen Zaub’rer, der alles gethan.
Doch nicht, wie sonst immer ein solcher Ihm,
Trug dieser Stab und Talar und Hut,
Denn der mächtige Retter aus Noth und Qual
War — ein kleiner, freundlicher Sonnenstrahl.
Th. Gross.
— —
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I
ast jeder Mensch bat irgend eine kleine Leidenschaft.
Der Line fischt, der Andere kraxelt in die Berg',
der Dritte sammelt Käfer, der vierte Briefmarken,
der fünfte LHampagnerpfropfen — kurz, jeder hat eine andere
Reigung.
Der Wastlbauer in Deirlhausen - nah' bei der Residenz —
hatte eine merkwürdige Liebhaberei — nämlich Schweine. Lr
konnte kein Schwein sehen, ohne stehen zu bleiben und es ver-
liebt anzuschauen; wenn's halbwegs ging, kaufte er es, und
weil er ein schwerreicher Bauer war, durfte er sich das er-
lauben und hatte bald ganze Ställe voll der schönsten Rüssel-
träger beieinander, die dort ein vergnügtes Schlaraffenleben
führten.
Die ganze Umgegend kannte diese Schwäche des Wastlbauern.
Liner erzählte es dem Ander'«. Kein Wunder daher, daß
Mandler, der ein Schweinlein zu viel hatte und nicht wußte,
wohin damit, es einfach auf den waftlhof trieb. Hidjt leicht,
daß der Bauer Rein sagte.
So bringt wieder einmal eines lferbstmorgens Liner
ein Schwein in's Dorf, fragt sich dem Waftlhof zu und
bietct's dem Bauern, der gerad' unter der Thür' steht, zum
Kauf an.
Der Bauer mustert das Säulein. Ls will ihm uid;t recht
gefallen — aber weil's halt
gar so mager und traurig ist,
daß ihm schier 's Der; weh
thut — so kauft er's dem Lader
kurzweg ab. — Der trollt sich
mit dem blanken Geld — und
der Bauer übergibt den neuen
Pflegling der Leni, der Schwein-
dirn', die das magere Thierlein
audi gleich recht mitleidig an-
schaut - denn ihr will's scheinen,
als hätt' eine Sau, die iiidjt
dick und fett ist, ihren Beruf verfehlt.
„Thu' s' halt redit gut futtern, Leni!" sagt er. „Recht
gut fein — hörst' ?! And sperr' f in den leeren alten Stall
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das verhexte Schwein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 118.1903, Nr. 3001, S. 64
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg