Raffinirte Rachc.
„ • . Was Sie sagen, Herr Meier °n
entlassener Commis hat Ihne' rninirt Ihr
schön's lei d erg es ch äst in Nen-Guinea!
■ • Wie hat er das können machen?" - „Er
hat gegründet ’i, Volkstrachten verein!"
Der Weg in die GessentlichKeit.
Es spricht Kein Mensch, und Keine Zeitung
schreibt
vom Zug, der treu in dem Geleise bleibt;
Willst du, daß sie sich aufmerksam erweisen,
So mußt du einmal irgendwo-entgleisen!
v. d, Rhönc.
Der Protz. 71
Parvenü (der sich in der Schweiz an
getauft hat, zu seinen Gästen): „Ich hoffe,
daß die Herrschaften bis zum Abend hier
bleiben, dann woll'n mer 'mal meine
Alpen glühen lass'»!"
SSV
le‘i Zwei Sagen war ununterbrochener Schneefall.
Die Lokomotive der Sekundärbahn hatte den Zug fauchend
und keuchend bis Rnorpelhausen geschleppt. Jetzt hielt
Ue dort pustend vor dem Stationsgebäude.
§wci elegante Reisende mit großen lkkusterkoffern waren die
einzigen Passagiere, welche ausstiegen.
„Du hör' aber 'mal", sagte der eine von ihnen brummig,
während sie den lveg zum Dorfe durch die hohen Schneewehen
""r mühsam zurücklegten, „Deine Ansprüche an meine freund-
schaftliche Gutmüthigkeit gehen schon fast über die HutschnurI
-tatt mit der Lahn bequem bis nach Schreiershausen hincin-
Zufahren, soll ich Dich nun erst hier in dieses Nest begleiten und
dann mit Dir, wenn Du den einzigen windigen Runden hier ab-
gcklopft hast, bis Schreiershausen hineinlaufen — bei diesen
iDegverhältnissen!"
Stripp, sein Rollcgc — Reisender in Tognac — blieb stehen,
buchte in Folge des Schneetretens bei seinem mächtigen Embon-
point wie vorhin die Lokomotive und meinte dann, indem er be-
zirklich über das Schneefeld ringsum ausblickte: „Eigentlich hast
Du nicht so unrecht, lieber Roderich — der lveg ist scheußlich!"
. Der lveg ist scheußlich!" rief er dann plötzlich noch einmal,
warf seinen Raffer mit einer theatralischen Geberde in den Schnee
u»d lachte, daß ihm die Thränen in die Augen traten. „Mensch",
keuchte er dazu, „Roderich, Du hast mich auf eine famose Idee
gebracht —"
Und in einigen fliegenden Sätzen entwickelte er seinen plan,
^er auch den langen dürren lvollrcisenden Hampel zu begeistern
schien. Denn dieser stimmte vergnügt in sein Gelächter ein, und
Dcide stapften mit neuem Muth dem Dorfe zu, wo sie sich, sobald
crli Stripp seinen Runden besucht hatte, zum Vrtsvorsteher weisen
Hetzen und, polternd, scheltend den Schnee von den Mützen scharrend,
'n dessen Haus und Stube eintraten.
Der Vrtsvorsteher, ein kräftiger Bauer mit einem pfiffigen
Absicht, hörte ihrem Schimpfen eine lvcilc ruhig zu.
Sie vom Landrathamt, von der Regierung, vom Ministerium für
diesen scheußlichen Zustand verantwortlich machen wird, wenn
wir uns beschweren?.. Sie sind der Zuständige!"
„Und wir werden UNS beschweren!" löste jetzt Hampel
seinen athcmlos gewordenen Rollegcn ab. „lvir werden Sic
außerdem auf Schadenersatz verklagen!"
„Aber gewiß!" polterte Stripp wieder. „Beschwerde! Rlagc
auf Schadenersatz! Da wird kein Pardon gegeben . .!"
„Es müßte denn sein", sagte er plötzlich etwas gemäßigter,
Das veranlaßte sie, immer stärker aüfzutragen.
„Ein Skandal!" schrie Stripp und schlug auf den Tisch.
„Sie wollen Vrtsvorsteher sein?! Sie wollen Behörde sein?!
Sie wollen die Gesetze vollziehen?! Lächerlich! Grauenhaft! Und
diese lvcgcverfassung!? Missen Sie nicht, daß Sie die lvege
gangbar zu halten haben? Daß das Verordnung ist? Daß man
„ • . Was Sie sagen, Herr Meier °n
entlassener Commis hat Ihne' rninirt Ihr
schön's lei d erg es ch äst in Nen-Guinea!
■ • Wie hat er das können machen?" - „Er
hat gegründet ’i, Volkstrachten verein!"
Der Weg in die GessentlichKeit.
Es spricht Kein Mensch, und Keine Zeitung
schreibt
vom Zug, der treu in dem Geleise bleibt;
Willst du, daß sie sich aufmerksam erweisen,
So mußt du einmal irgendwo-entgleisen!
v. d, Rhönc.
Der Protz. 71
Parvenü (der sich in der Schweiz an
getauft hat, zu seinen Gästen): „Ich hoffe,
daß die Herrschaften bis zum Abend hier
bleiben, dann woll'n mer 'mal meine
Alpen glühen lass'»!"
SSV
le‘i Zwei Sagen war ununterbrochener Schneefall.
Die Lokomotive der Sekundärbahn hatte den Zug fauchend
und keuchend bis Rnorpelhausen geschleppt. Jetzt hielt
Ue dort pustend vor dem Stationsgebäude.
§wci elegante Reisende mit großen lkkusterkoffern waren die
einzigen Passagiere, welche ausstiegen.
„Du hör' aber 'mal", sagte der eine von ihnen brummig,
während sie den lveg zum Dorfe durch die hohen Schneewehen
""r mühsam zurücklegten, „Deine Ansprüche an meine freund-
schaftliche Gutmüthigkeit gehen schon fast über die HutschnurI
-tatt mit der Lahn bequem bis nach Schreiershausen hincin-
Zufahren, soll ich Dich nun erst hier in dieses Nest begleiten und
dann mit Dir, wenn Du den einzigen windigen Runden hier ab-
gcklopft hast, bis Schreiershausen hineinlaufen — bei diesen
iDegverhältnissen!"
Stripp, sein Rollcgc — Reisender in Tognac — blieb stehen,
buchte in Folge des Schneetretens bei seinem mächtigen Embon-
point wie vorhin die Lokomotive und meinte dann, indem er be-
zirklich über das Schneefeld ringsum ausblickte: „Eigentlich hast
Du nicht so unrecht, lieber Roderich — der lveg ist scheußlich!"
. Der lveg ist scheußlich!" rief er dann plötzlich noch einmal,
warf seinen Raffer mit einer theatralischen Geberde in den Schnee
u»d lachte, daß ihm die Thränen in die Augen traten. „Mensch",
keuchte er dazu, „Roderich, Du hast mich auf eine famose Idee
gebracht —"
Und in einigen fliegenden Sätzen entwickelte er seinen plan,
^er auch den langen dürren lvollrcisenden Hampel zu begeistern
schien. Denn dieser stimmte vergnügt in sein Gelächter ein, und
Dcide stapften mit neuem Muth dem Dorfe zu, wo sie sich, sobald
crli Stripp seinen Runden besucht hatte, zum Vrtsvorsteher weisen
Hetzen und, polternd, scheltend den Schnee von den Mützen scharrend,
'n dessen Haus und Stube eintraten.
Der Vrtsvorsteher, ein kräftiger Bauer mit einem pfiffigen
Absicht, hörte ihrem Schimpfen eine lvcilc ruhig zu.
Sie vom Landrathamt, von der Regierung, vom Ministerium für
diesen scheußlichen Zustand verantwortlich machen wird, wenn
wir uns beschweren?.. Sie sind der Zuständige!"
„Und wir werden UNS beschweren!" löste jetzt Hampel
seinen athcmlos gewordenen Rollegcn ab. „lvir werden Sic
außerdem auf Schadenersatz verklagen!"
„Aber gewiß!" polterte Stripp wieder. „Beschwerde! Rlagc
auf Schadenersatz! Da wird kein Pardon gegeben . .!"
„Es müßte denn sein", sagte er plötzlich etwas gemäßigter,
Das veranlaßte sie, immer stärker aüfzutragen.
„Ein Skandal!" schrie Stripp und schlug auf den Tisch.
„Sie wollen Vrtsvorsteher sein?! Sie wollen Behörde sein?!
Sie wollen die Gesetze vollziehen?! Lächerlich! Grauenhaft! Und
diese lvcgcverfassung!? Missen Sie nicht, daß Sie die lvege
gangbar zu halten haben? Daß das Verordnung ist? Daß man
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Zuständige"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 118.1903, Nr. 3002, S. 71
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg