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Der Zuständige.
„Sie brächten uns mit Ihrem Fuhrwerk nach Schreiershausen!"
— „Na was, kfampel", wandte er sich großinüthig an diesen,
„wenn Er uns hinfährt, dann wollen wir schließlich gute Kerle
sein und Ihn auch nicht in's Unglück stürzen!"
Der Lange nickte herablassend. „Nun ja", stimmte dieser bei,
wenn Sie sich nur ein wenig gedulden wollen, fahre ich Sie auch
— sehr gerne . . und persönlich fahre ich Sie —"
Damit ging er auch schon nach der Thiire, und man
hörte bald, wie Pferde aus dem Stall geführt und eingespannt
wurden.
Die beiden Reisenden hatten indessen Mühe, ihren
Triumph nicht in einer weise ausbrechenzu lassen, die
ausgefallen wäre. Jedenfalls lachten sie sich über die
Einfalt des biederen Vrtsvorstehers die Köpfe roth und
schnitten dann erst recht die boshaftestcu und fidelsten
Grimassen hinter ihm her, als sie in seinem bequemen,
von zwei festen Braunen gezogenen Schlitten saßen und
in brillanter Fahrt über das Schneefeld hinflogen.
Plötzlich sprang er indessen
vom Bock, hielt an und sagte
höflich, aber sehr bestimmt: „So,
jetzt, bitte, aus^teigen!"
„was soll denn das heißen?"
riefen Beide empört und entsetzt.
„Sind Sie verrückt?"
„Durchaus nicht!" entgegnete
der Drtsvorsteher und hob schon
ihre Musterkoffer vom Schlitten.
„Aber hier ist meine G emeind e-
grenze! Bon da ab ist's Schreiers
haus'ner Gebiet! Setzen Sic sich
wegen des weiteren Weges nur
ntit dem Bürgermeister dort
in's Benehmen ■— der ist jetzt der
Zuständige — Sie haben ja höch-
stens kleine zwei Stunden bis
dahin!"
Die beiden Reisenden waren
sprach- und rathlos und krochen
ganz betäubt aus dem warmen Schlitten.
Kaum aber standen sic auf dem Boden — da saß der Bauer
schon wieder oben. Ein fröhliches „Guten Abend!", ein lustiges
„Brrrrr!" und der Schlitten sauste in die Dämmerung zurück.
„wenn er das thut — in
Gottes Namen!"
Einen Moment schwieg
der Bauer. Man sah in der
cinbrechenden Dämmerung sein Gesicht nicht.
„Ja, meine perr'n", sagt er dann sehr freundlich, fast ge-
drückt, „ich sehe ja vollkommen ein, daß Sie Recht haben, und
*
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Der Zuständige.
„Sie brächten uns mit Ihrem Fuhrwerk nach Schreiershausen!"
— „Na was, kfampel", wandte er sich großinüthig an diesen,
„wenn Er uns hinfährt, dann wollen wir schließlich gute Kerle
sein und Ihn auch nicht in's Unglück stürzen!"
Der Lange nickte herablassend. „Nun ja", stimmte dieser bei,
wenn Sie sich nur ein wenig gedulden wollen, fahre ich Sie auch
— sehr gerne . . und persönlich fahre ich Sie —"
Damit ging er auch schon nach der Thiire, und man
hörte bald, wie Pferde aus dem Stall geführt und eingespannt
wurden.
Die beiden Reisenden hatten indessen Mühe, ihren
Triumph nicht in einer weise ausbrechenzu lassen, die
ausgefallen wäre. Jedenfalls lachten sie sich über die
Einfalt des biederen Vrtsvorstehers die Köpfe roth und
schnitten dann erst recht die boshaftestcu und fidelsten
Grimassen hinter ihm her, als sie in seinem bequemen,
von zwei festen Braunen gezogenen Schlitten saßen und
in brillanter Fahrt über das Schneefeld hinflogen.
Plötzlich sprang er indessen
vom Bock, hielt an und sagte
höflich, aber sehr bestimmt: „So,
jetzt, bitte, aus^teigen!"
„was soll denn das heißen?"
riefen Beide empört und entsetzt.
„Sind Sie verrückt?"
„Durchaus nicht!" entgegnete
der Drtsvorsteher und hob schon
ihre Musterkoffer vom Schlitten.
„Aber hier ist meine G emeind e-
grenze! Bon da ab ist's Schreiers
haus'ner Gebiet! Setzen Sic sich
wegen des weiteren Weges nur
ntit dem Bürgermeister dort
in's Benehmen ■— der ist jetzt der
Zuständige — Sie haben ja höch-
stens kleine zwei Stunden bis
dahin!"
Die beiden Reisenden waren
sprach- und rathlos und krochen
ganz betäubt aus dem warmen Schlitten.
Kaum aber standen sic auf dem Boden — da saß der Bauer
schon wieder oben. Ein fröhliches „Guten Abend!", ein lustiges
„Brrrrr!" und der Schlitten sauste in die Dämmerung zurück.
„wenn er das thut — in
Gottes Namen!"
Einen Moment schwieg
der Bauer. Man sah in der
cinbrechenden Dämmerung sein Gesicht nicht.
„Ja, meine perr'n", sagt er dann sehr freundlich, fast ge-
drückt, „ich sehe ja vollkommen ein, daß Sie Recht haben, und
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Zuständige"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 118.1903, Nr. 3002, S. 72
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg