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“Der Bramme und die Königstochter.
Königstochter trat bescheiden der Bramin'.
,,Wornach, o Kind der Sonne, steht Dein Sinn?“ —
„Du bist der Schüler Buddha’s, lehre mich
Des Lebens hohe Weisheit, wie sie Dich
Der Meister lehrte I“ sprach das Königskind. —
„Das geht, Prinzessin, doch nicht so geschwind.
Du musst — dies wird Dir wohl zu hart erscheinen —
Zuerst Dich gänzlich trennen von den Deinen.
Verzichten musst Du auf des Reichthums Glück,
Musst an die Armuth ketten Dein Geschick,
Darfst nur in Dich und nie nach aussen schau'n,
Der Wahrheit nur und nie dem Schein vertrau'n! . .
Der Proben viele hast Du zu besteh’n,
Soll Deine Seele rein zu Brahma gqh’n!“ -
„Ich will“, sprach die Prinzessin, „folgen Dir,
Dem Glanz der Hoheit gern entsagen hier;
Mein Leben sei fortan zu jeder Zeit
Dem Streben nach Erkenntniss nur geweiht.“ — —
Es gingen Jahre wie im Flug dahin
Dem würd’gen Meister und der Schülerin.
Sie lernte freudig allem Stolz entsagen
Und Mitgefühl für fremde Leiden tragen,
Von Neid und Selbstsucht war die Seele rein
Und auch befreit von jedes Hasses Pein ;
Verschwunden war die Sucht zu Zank und Streit,
Und jede Spur von ird’scher Eitelkeit.
Da sprach der Meister: „Meine Tochter, höre!
Geöffnet war Dein Herz für Buddha’s Lehre,
Drum möge, was Du wünschest, nun gesclieh’n:
Noch heute sollst Du ihn, den Ileil’gen seh’n.“ —
„Doch nicht“, rief die Prinzessin, „wie ich bin?“ —
„Jawohl, mein Kind!“ — „Bramin’, wo denkst Du hin?
O welch’ ein schweres, namenloses Leid
Fügst Du mir zu! . . In diesem schlichten Kleid
Soll ich vor Buddha’s hohes Angesicht?.
Das geht doch nicht!“
E. Jungwirth.
“Der Bramme und die Königstochter.
Königstochter trat bescheiden der Bramin'.
,,Wornach, o Kind der Sonne, steht Dein Sinn?“ —
„Du bist der Schüler Buddha’s, lehre mich
Des Lebens hohe Weisheit, wie sie Dich
Der Meister lehrte I“ sprach das Königskind. —
„Das geht, Prinzessin, doch nicht so geschwind.
Du musst — dies wird Dir wohl zu hart erscheinen —
Zuerst Dich gänzlich trennen von den Deinen.
Verzichten musst Du auf des Reichthums Glück,
Musst an die Armuth ketten Dein Geschick,
Darfst nur in Dich und nie nach aussen schau'n,
Der Wahrheit nur und nie dem Schein vertrau'n! . .
Der Proben viele hast Du zu besteh’n,
Soll Deine Seele rein zu Brahma gqh’n!“ -
„Ich will“, sprach die Prinzessin, „folgen Dir,
Dem Glanz der Hoheit gern entsagen hier;
Mein Leben sei fortan zu jeder Zeit
Dem Streben nach Erkenntniss nur geweiht.“ — —
Es gingen Jahre wie im Flug dahin
Dem würd’gen Meister und der Schülerin.
Sie lernte freudig allem Stolz entsagen
Und Mitgefühl für fremde Leiden tragen,
Von Neid und Selbstsucht war die Seele rein
Und auch befreit von jedes Hasses Pein ;
Verschwunden war die Sucht zu Zank und Streit,
Und jede Spur von ird’scher Eitelkeit.
Da sprach der Meister: „Meine Tochter, höre!
Geöffnet war Dein Herz für Buddha’s Lehre,
Drum möge, was Du wünschest, nun gesclieh’n:
Noch heute sollst Du ihn, den Ileil’gen seh’n.“ —
„Doch nicht“, rief die Prinzessin, „wie ich bin?“ —
„Jawohl, mein Kind!“ — „Bramin’, wo denkst Du hin?
O welch’ ein schweres, namenloses Leid
Fügst Du mir zu! . . In diesem schlichten Kleid
Soll ich vor Buddha’s hohes Angesicht?.
Das geht doch nicht!“
E. Jungwirth.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Bramine und die Königstochter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 118.1903, Nr. 3022, S. 310
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg