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Der Steckbrief.

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bard, der iner gleich in die Dogen fiel; ooch das Alter un' die
Greße un' das Annre konnten stimmen."

„Wie denn, Bliemicke? — Ich denke in ’n Steckbrief stand
rodhc paare un' Dollbard.. . Was?"

„I was Du nich' weeßt, Benkert! Gloobste wärklich, wenn
er'fch is, werd' 'r mit feinen rodhen Leierkopp un' dieto Ulähne
mitt'n in der Stadd'rumloofen? Da hädd'n merfch freilich leichte
bei de' Bohlezei I Nee, fer so dumm därfstc die Breißcn doch nich'
Halden. Bei jeden Balbier krichste heidzedage fer fu'fz'g Pfenn'ge
farbige Pomade in allen Luhlören.. un' den Dollbard werd 'r
sich doch, weeß Anebbchen, ooch alleene Ham scheren kennen. Nee
Benkert, das mußt De D'r merken: gerade umgekehrd, wie in 'n
Steckbrief, missen se ausseh'n, denn kannst De den Richt'gen er-
wischt Ham — das ward' ’r gleich seh'n! — Denn mit de' iebrigen
besonner'n Lennzeechen, saloppe Erscheinung — was so ville wie
'n bischen dreck'g bedeitet — un' gebeizten Gang, warsch äb'nso.
Doch nadierlich keene Spur davon I Wie aus 'm Ei gebellt (ge-
schält), so fein war Eich der Kerl, un' wie 'r uffstand — un' das
dhad 'r 'n baarmal — als ob er g'rade von de' Garde-käme.

Nu' war 'r mer awer schon ganz verdächt'ch. Aha, Brieder-
chen, denk 'ch, du hast woll Heide deinen cegenen Steckbrief ooch
schon studiert!

Ich barsche mich nu' sachte 'ran an 'n Näb'ntisch un' sch',
wie der Acrl immer eene Gose nach de annre hinnergießt. So,
so, denk' 'ch, kiekst De da 'raus? Du mechtest dich woll gerne
als Lenheemsch'n usspielen, damit de nich erkannt wärscht? Awer
das gude säcksche Bier kennen die kreischen Brieder nich' recht
verknusen un' daderum mußt de woll ooch immer 'rausgeh'n. Dir
wärd'n mer kommen I

Jetzt war ich cegentlich meiner Sache schon ganz sicher.
Awer ärscht mußt' 'ch 'n doch reden Heeren von wegen seinen
norddcitschen Dialekt in 'n Steckbrief. Ich war sälwer neigier'ch,
wie 'r sich da 'rausreden wirde.

Un' richtig, wie 'r nu' bezahlen will, fragt 'r den Kellner
ganz laut un' in 'n scheensten pochdeitsch: „Sagen Se mal, mei'
Lutester, wenn geht Sie
eegentlich der nächste Zuch
nach Dräs'n?"

Nu' war'sch awer klar.

Ich gleich an 'n 'ran un'
halt 'n seinen Steckbrief
unner de Nase; daderbei
frug ich 'n ganz heflich, ob
er nich' die Giede Ham
wollde, mich mit den perrn
in 'n Steckbrief bekannt zu
machen.

Godd verdimm m'ch, da
wurd' 'r uff eenmal ganz
berblex, un' denn kuckte er mich so tick'sch an. Awer ich hadd'
'n schon feste. Un' denn gab er Eich kleene bei un' sagte bloß
noch so berlinerisch hochnäsig: „perrjott noch'mal, Ihr Sachsen

BLÜMEKES

seid ja eene janz jeriebene Bande!" — — Er war'sch wärklich, un' die ganzen Gelder hadde
's Luderchen ooch noch bei sich. ... Ja uff die Steckbriefe muß mer sich versteh'n!" £. 5.


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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Steckbrief"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Roeseler, August
Entstehungsdatum
um 1904
Entstehungsdatum (normiert)
1899 - 1909
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 120.1904, Nr. 3174, S. 303
 
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