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er fort, „aber man will um sein gutes Geld
auch 'was sehen; geben S' den wisch Herl"
Dann holte er seine Geldbörse aus der Tasche
und legte zwölf Mark aus den Tisch; der
Vereinsdiener strich den Betrag ein, sah den
Nerrn Registrator erwartungsvoll an und ging
dann ohne Gruß von dannen.
Als er draußen war, ries der Registrator

cherr Registrator a. D. Georg Belzig lag auf dein
Kanapee und träumte. Sein chaupt ruhte aus einem
Seidenkissen, in welchem der Spruch: „Nur ein Viertel-
^ stündchen" eingestickt war. Von dem Viertelstündchen
hatte er das „Viertel" längst weggearbeitet und war bereits
beim Absolvieren des Stündchens angelangt. Seine Gattin Marie
saß am Fenster und strickte. Es herrschte Ruhe und Frieden in
der behaglichen Stube.
Da ertönte plötzlich die elektrische Klingel im chausflur, laut,
aufdringlich und anhaltend.
Mit einem Fluch sprang Belzig in die^chöhe. „Es ist zum
toll werden", ries er unwillig aus — „immer um die Zeit, in
der man ruhen möchte!" Gleich daraus streckte das Dienstmädchen
den Kops zur Türe herein. „Gnä' cherr, es is ein cherr draußen!"
— „was", brauste Belzig auf, „ein Nerr? Das wird ein schöner
Nerr sein, der um die Zeit kommt! . . wie schaut er denn
aus?" — „Ganz gut", erwiderte treuherzig das Mädchen, ,,i'
glaub', es is keiner, der was will; er is sehr gut angezogen und
will mit dem gnädigen cherrn selber sprechen!" — „wenn nur
gleich der Kuckuck! . . warum haben S' nicht gesagt, daß ich ver-
reist, krank oder gestorben bin?" — „Aber Schorsch", mahnte
die Gattin, „so 'was sagt man nicht!.. Lassen S' den cherrn
herein!"— Das Dienstmädchen ging, kserr Belzig ordnete seinen
Anzug, strich die Falten aus seinem Glatzenvorhang glatt und
rief, als es klopfte, ein scharfes: „kserein!"
Ein bescheiden gekleideter Mann mit einer Mappe unter
dein Arm trat ein, machte eine kurze Verbeugung und über-
reichte dann ein kleines Blättchen mit den Worten: „Sie werden
entschuldigen — ich hätt' da die Iahresquittung für den Ver-
schönerungsverein . . zwölf Mark, wenn ich bitten darf!" — „Für
was für einen Verein?" fragte Belzig giftig, obschon er den
Mann ganz gut verstanden hatte. — „Verschönerungsverein,
bitte!" entgegnete dieser. — „Verschönerungsverein! So! Ich
möchte wissen, was der schon verschönert hat. Gesehen habe ich
noch nichts, bezahlt aber seit einer Ewigkeit!" — „Bedaure!"
meinte der Mann, „das müssen S' dem cherrn Ausschuß sagen —
ich bin bloß der Diener und muß die rückständigen Beiträge ein-
treiben." — „Eintreiben?" fuhr Belzig entrüstet aus, „eintreiben?
Bei mir wird nichts eingetrieben; ich zahl', was ich schuldig
bin — aber ich möchte auch wissen, für was. Bei mir hat der
Verein noch nichts verschönert", — dabei warf er einen Blick auf
seine nervös zuhorchende Ehegesponsin, welche sofort empört den
Kops in die ksöhe warf — „Dich meine ich nicht, Marie", fuhr


höhnisch aus: „Der gefällt mir; ich glaub', der hätte noch gar
ein Trinkgeld wollen?! Das ginge mir gerade noch ab. Ich zahle
seit weiß Gott wie lang, ohne daß ich etwas davon habe —
nein, das wird mir zu bunt!" —- „Reg' Dich nicht auf, Schorsch!
Du bist jetzt schlafgrantig und weißt nicht, was Du sagst!" —
„Meinst'," erwiderte er, „aber was ich tun werde, weiß ich; ich
erkläre sofort meinen Aus-
tritt aus diesem Verein,
den ich in meinem Leben
noch nicht einmal besucht
habe! Sofort — und das
Mädel muß den Brief gleich
besorgen I"
Gesagt, getan! Eine
Stunde später ging der Ab-
sagebrief an die Adresse des
cherrn Vorstandes ab. Frau
Marie meinte zwar, so et-
was solle man sich doch
überlegen, aber der cherr
Gemahl erwiderte gering-
schätzig: „Fällt mir ein, so ein Bamberlverein, von dem man
schon gar nichts hat!" — Damit war der Fall erledigt.
Der kserr des Nauses ging dann fort ins Lass, trank dort
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Jubilaeum"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Roeseler, August
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 122.1905, Nr. 3102, S. 15
 
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