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Drei Tage nach dein drolligen Ausinarsch des Stadtschreibers
waren verflossen — da gab es eine Sensation iin Bergstädtchen:
der Syndikus soll, so hieß es, hoch droben und tief drinnen in
der Bergwildnis von Wilderern erschossen worden sein. Die
Alarinnachricht stieß aus Unglauben; inan hielt es für unmög-

der Weidmannssprache, dann durch die wachsende Freude an
jagdlichem Zierrat an der Uleidung. Geweckt ward diese Freude
durch das Geschenk von silbergefaßten Schneidezähnen eines
Murmeltieres. Lin Jagdgehilfe, der ein amtliches Schrift-
stück benötigte, schenkte dem gefälligen Stadtschreiber etliche
kstrschgrandln. Die Folge davon war, daß Schwingshackl sich
das Geld vom Mund absparte, um die chirsch„zähne" in Silber
fassen und zu Giletknöpsen verarbeiten lassen zu können. An
der stählernen Uhrkette trug Schwingshackl alsbald eine ganze
Naturaliensammlung von Zähnen, stammend von Murmeltier,
Fuchs, Dachs, chirsch, Ulauen und Schalen von allerlei Wild.
Immer „echter" in der äußeren Erscheinung ward der
Syndikus; eine Weidmannsgestalt — bis aus die blassen Wangen
und die bleichen Unie. Doch in der Apotheke gibt es Jodtinktur,
die sehr hübsch braun färbt. Wenn der Stadtschreiber dieses
Färbemittel zur Sommerszeit angewendet hätte, wäre die Ver-
dunklung seiner Wangen und nackten Unie nicht sehr ausgefallen
und auf das Uonto der bräunenden Sonne gesetzt worden. Auf
Lichtmeß zu erregte die Bräunung aber Aussehen und Neugierde;
die Stammgäste neckten, und fragten so lange, bis das Geheim-
nis aufgedeckt war. Für den Spott brauchte kserr Schwingshackl
nun nicht zu sorgen. Dieser Spott hatte aber sein Gutes: er
erstickte den verwegenen Gedanken an „bewaffnete Spaziergänge"
im Ueime. —
Monate vergingen; es herbstelte wieder; die Zeit der Uanzlei-
reinigung rückte in Sicht, drei freie Tage im September, und
das Wetter schien beständig gut bleiben zu wollen. Tag und
Nacht machte der Stadtschreiber fdläne; ihm genügte nun eine
Tour auf das leicht erreichbare Uitzhorn nicht mehr — es wächst
der Mensch mit seinen Zielen, drei freie Tage ermöglichen eine
große Tour, ja noch mehr: ein völliges Uamxieren in der Berg-
wildnis tiefst drinnen im chochland. So eifrig betrieb Schwings-
hackl seine alpinistischen Vorbereitungen, so vertieft war er in
seine Wanderpläne, daß auch der Bürgermeister die Veränderung
im Wesen seines Schreibers merkte und nach der Veranlassung
fragte. Lin Wort gab das andere; die Wahrheit, die Berg-
sehnsucht kam zu Tage, und zur freudigsten Überraschung erhielt
Mnuphrius eine Ferienzulage von zwei Frei-Tagen zur fdutz-
vakanz. . . Fünf Tage dienstfrei!
Schwingshackl wurde toll vor Freude und Glück.
In der Mittagspause packte er den Rucksack; flink wurde
noch kalter jdroviant beschafft, alles zum Ausmarsch bereitgestellt.
Am Abend vor Ferienbeginn, bepackt wie ein Saumtier, be-
waffnet mit Feldstecher, Eispickel, niegebrauchten Schneereifen
und nagelneuen Steigeisen, rückte der Stadtschreiber aus, belacht
von den Bürgern, die ihm begegneten, begleitet von Vorwürfen
der enttäuschten Schwester, welche mit Vnuxhrius so gerne eine
kleine bescheidene Reise aus der Eisenbahn unternommen hätte
nach jahrelangem, stets vergeblichem choffen.
„Frei ist der Bursch!" brüllte Schwingshackl, als er durch
das obere Stadttor schritt, und aus der Angerwiese jodelte er
zuin Steinerweichen. Im scharfen Anstieg zur ersten Alm ward
der Gipfelstürmer aber bald ruhig und recht bescheiden.

diese Uunst macht den Eigentümer überall beliebt, besonders bei
jagdlichen Lateinern.
Der häufige Umgang mit Jägerleuten mußte aus Schwings-
hackl einen gewissen Einfluß üben — zunächst durch Erlernung
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Kostbare Schätze"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Graetz, Theodor
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 122.1905, Nr. 3103, S. 29
 
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