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Kostbare Schätze.

lich, daß die wandelnde Vogelscheuche, der drollig kostümierte
Stadtschreiber, ein Bergfex comme il kaut, angeschossen worden
sein könnte. Tatsächlich wurde am vierten Tage Herr Schwings-

hackl, durch einen Schuß verwundet, von Holzknechten aus einer
improvisierten Bahre ins städtische Krankenhaus gebracht. Tin
Transport, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat, denn der


blasse, blutverschmierte Verwundete — lächelte glückselig;
er nickte den staunenden Leuten mit einer Miene zu, als habe
er den Haupttreffer Staatslotterie gewonnen.
Der Arzt konstatierte einen Kugelschuß in der rechten Brust-
seite — es müsse die Kugel aus operativen: Wege entfernt werden.
Gnuphrius willigte in alles ein, unter der Bedingung, daß ihm
die Kugel zum Andenken überlassen werde, denn diese Kugel sei
für ihn ein kostbarer Schatz, das Wertvollste seines irdischen
Lebens.
Die Schmerzen ertrug Schwingshackl mit einer wahrhaftigen
Begeisterung — er war glückselig auf dem Operationstisch; und
als er matt, erschöpft wieder in: Bette lag, mußte der Arzt ihn:
die glücklich gefundene, wenig deformierte Kugel reichen, die der
Patient inbrünstig küßte.
Die Heilung schien normal verlausen zu wollen; mit einem-
inale trat infolge Aufregung und Unruhe des Kranken eine
Verschlimmerung ein. Mit peinlichster Sorgfalt forschte der Arzt
nach der Ursache; doch konnte er sie trotz aller Fragen beim
Wartungspersonal nicht entdecken. Der Primarius wandte sich
daher direkt an den Patienten und erhielt eine verblüffende
Auskunft in der flehenden Bitte, es möge Schwingshackl doch
seine — Joppe mit den: Einschußloch gebracht werden. Der
Krankenpfleger habe diese kostbare Joppe entfernt, daher sei

der Patient, der Held des Wildererdramas, so unruhig und auf-
geregt geworden.
Als die Joppe mit dein Schußloch auf der Bettdecke lag,
lächelte Gnuphrius glückselig. —
Drei Wochen später konnte der Stadtschreiber das Kranken-
haus verlassen als ein überglücklicher Mensch — denn er ist
von einen: Wilderer für „echt", für einen Iagd ge-
iz ilfen gehalten und angeschossen worden.
Die Kugel, die durchlöcherte Joppe, sowie die Erinnerung
an die Tatsache, für einen echten Weidmann gehalten und
niedergeschossen worden zu sein, blieben Schätze von unermeß-
lichem Wert für den drolligen Stadtschreiber.


Den
^uf schwarzer Klippe einsam spinnt
r Atemlosen Traum das Königskind.
Ihre Aeele drennt, der Herzschlag stockt,
Ms ihrer Schulter der Habe hockt
veß Ringen giüh'n so grausl
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Kostbare Schätze"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Graetz, Theodor
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 122.1905, Nr. 3103, S. 30
 
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