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Rollmops wenn i' seh'", hat der Förster Hasenläufl
g'fagl, wie Kellnerin 'in Lehrer federt an' Rollmops
'bracht hat, „da denk i' iinmer an mei' härteste Zeit,
de i' durchg'macht Hab'."
„Eahna härteste Zeit? Was is Eahna denn da passiert?"
hat der Schneider Fleckerl g'sagt, der allaweil a' gläubiger und
dankbarer Zuhörer vom Hasenläufl g'wes'n is.
„Iatz' kiinint wieder a' Lug," hat der Lehrer Ledert g'sagt,
a' kritischer Kopf, der 'n Förster gar oft g'ärgert hat mit seine
Zweifel und Linwänd'.
„Eahna verzählet' i' überhaupt nix, wenn
's mir net um de ander'n wär; bei Eahna
derfet a' Engel von: Himmel kemma und
verzähl'n — und Sie glaubet'n eahm
aa' net!"
„Aber verzähl'n S' nur," hat
der Fleckerl 'bitt'; „wir glaub'n
Eahna ja alles!"
„Ja — verzähl'n, ver-
zähl'n," hab'n de andern bei-
g'stimmt.
„Also, Resl, bring' mir aa'
an' Rollmops, daß er inir d'
Erinnerung besser auffrischt!"
Und wie dann d' Resl 'n
Rollmops 'bracht hat, da hat
er'n a' Zeit lang nachdenkli' an-
g'schaut; dann hat er g'sagt:
„Der Rollmops erinnert mi' nämli' X
jed's Mal an mei' Rordpolfahrt!"
„Sie wer'n uns do' net weiß inach'ir
woll'n, daß Sie a' Rordpolfahrt initg'macht
hab'n?" hat der Lehrer Federl g'sagt,
hört si' aber do' alles auf!"
„Da hört si' gar nix auf!" hat der Hasenläufl
g'sagt — „verstanden? Was is eigentli' heutzutag' a' Rordpol-
fahrt? Ganze G'sellschaften fahr'n alle Zahr' nach'm Nordpol;
der Kaiser aa'!"
„Nordkap, net Nordpol," hat der Lehrer eing'wend't.
„Des werd' so weit net vonananda sei'," hat der Förster
g'sagt. „Aber kurz und guat, ös braucht's ja g'rad' 'n Nansen
z' frag'n, wenn's scho' was g'hört habt's von dem; der ko' mir's
jede Stund' bezeug'n, daß i' init eahin sei' Rordpolfahrt init-
g'macht Hab'!"
„Aber als was denn, wenn ina' bitten darf?" hat der Lehrer
Federl g'fragt.
„Als was denn sunst, wia als Jager?" hat der Hasenläufl
g'antwort't. „Und schlecht g'nua waar's eahna 'ganga, wenn s'
mi' net g'habt hätt'n; de ganz' Expedition waar' verhungert
und der Nansen dazua."
„Des werd guat," hat der Lehrer g'sagt; . . „aber wia is

mir denn? Hat net der Nansen an' Lappen oder an' Schweden
als j)ager mitg'nomma, wenn i' recht g'lesen Hab'?"
„Der Lapp' mag an an'drer g'wen sei', aber der Schwed'
werd' wohl i' g'wen sei', wenn S' was wissen woll'n. . . Aber
überhaupt, wenn S' mir allaweil dazwisch'n fahr'n, so b'halt' i'
mei' Sach'I"
„Lassen S' doch an Herrn Förster verzähl'n," hat der Schneider
Fleckerl g'sagt, „Herr Lehrer — Sie verderb'n uns ja den
schönsten Genuß!"
„Also guat, Fleckerl, Eahna z'liab und de andern;
aber iatz bitt' i' mir aus, daß ma' mi' nimmer
unterbricht. De ganz' Fahrt ko' i' Enk
heut' net verzähl'n — da brauchet' i' de
ganz' Nacht und de nächsten acht
Tag' aa' dazu! Aber wia ma
Schiffbruch g'litt'n hab'n und
hab'n uns dann in a' Eishöhl'n
Schiffbruch?" hat der Fe-
der! g'sagt.. „Aber der Nan-
sen is do' mit der Fram —
wia sei' Schiff g'hoaß'n hat —
wieder hoam kemma?"
„Weil ina s' wieder z'samm'-
'zimmert und z'samm'g'leimt
hab'n, wia 's Wetter wieder
wärmer wor'n is. Aber damals
hab'n ma Schiffbruch g'litt'n
zwischen zwoa Eisberg', und hab'n
alles z'rücklass'n müaß'n bis auf's
nackte Leb'n und mei' Büchs und an
Haufa Patrona, die i' in meiner Geistes-
gegenwart mitg'rett' Hab'! Da san ma da-
g'stand'n am Land und g'fror'n hat uns wia
's Lhristkindl; zum Glück hab'n ma de Eishöhl'n
g'funden, und i' bi' glei' furt und Hab' g'schoss'n, was Zeug
g'habt hat: Lisbär'n, Lisfüchs', Seehund', Schneehasen und
Moschusochsen; dazwischen hab'n de andern a' bisl g'fischt und
hab'n Stockfisch', Tintenfisch', Häring' und Rollmops' g'fangt; denn
's Wasser is zum Glück recht fischreich g'wen; 's Fleisch hab'n
ma 'gess'n und aus de Pelz hab'n ma warme Kleider g'macht!"
„Aber, Herr Förster, hab'n S' denn an Zwirn g'habt?"
hat iatz' sogar der Schneider Fleckerl eingewend't, dem das in
sei' Fach eing'schlag'n hat.
„was Zwirn," hat der Hasenläufl erwidert. „Koan' Zwirn
hab'n ma freili' net g'habt, aber z'sammg'nagelt hab'n ma 's
Leder, wia ma' d' Schuah z'samm'nagelt!"
„Hab'n S' denn Nägel g'habt?" hat der unverbesserliche
Lehrer g'fragt. Hab' g'moant, Sie hab'n alles z'rücklass'n?"
„Koane Drahtstiften hab'n ma freili' net g'habt, Herr-
Lehrer — aber Holznägel I"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"D' Nordpolfahrt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Roeseler, August
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 122.1905, Nr. 3115, S. 177
 
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