Wahrheit.
Die Wahrheit ist ein hartes Stück —
Nicht jeder kann sie vertragen;
Hat einer gute Hähne zum Glück —
3ft doch zu schwach sein Magen.
Drum ist es sanitäre Psticht,
Sie gut zu präparieren
Und nur als verdauliches Hwischengericht
vorsichtig zu servieren!
Gisa Tacchi.
A ir e r k e il 1111» g.
Angeklagter sziim Staatsanwalt,
der ihn in seiner Rede sehr scharf an-
gegriffen hat): „Guat g'macht haben
Sie 's, Herr Staatsanwalt, i' Hab'
g'rad' g'moant, i' h br' in ei' Alte!"
Mann ausgestandcn — hm, die
reinsten . . . Helf' mir, Moritz, mir
fällt das Wort nicht ein — lvas
haben wir damals ausgestanden for
Qualen?"
Frau Kommerzienrat: „. . Ich sag' Ihnen, an jenem Tage Hab' ich und mein
Bon der Sch in irre.
„Sie wollen die Rolle des Majors
spielen, wo Sie so gar nichts Mili-
tärisches an sich haben'?" — „Erlanben
Sie, Herr Direktor, ich habe doch
Schulden wie ein Major!"
$ür was der heilig' Joseph all'« guac is. --Mt.
(Line kieb'sgefchichtc aus dem Salzkammergut.)
ZWom Dorfe her
kam die Boten-
Burglmit dem Moidl;
sie tummelten sich
nicht wenig, denn sie
mußten noch vor Ein-
bruch der Nacht über
den See, und hin-
ten, aus der Wetter-
seite stieg ein Ge-
witter auf.
„® Jesses, dös
donnert schon!" rief
die Frau und be-
kreuzte sich.
„Mein," grollte
das Moidl und warf
einen vorwurfsvollen
Blick zum behäng-
ten Himmel hinauf,
„wenn ma' amal im Jahr mit herüber darf, gleich donnern s'
droben! Ich war' so gern noch bei der Lisl 'blieb'n — die
Bilder, und gar noch die farb'gen Heiligen und die Goldschal'n,
Mutter! Ich bitt' schön, nimm mich wieder mit!"
„Dös is nix für Dich, Moidl," entgegnete die Frau, „Du
bleibst daheim und hüt'st 's Vieh; 's taugt nix, wenn die Dirndln
in Dein' Jahren was anderschts im Kopf hab'u als 's Vieh."
„He, was kann's denn schad'n, wenn ich an der Lisl ihre
schöne Sach'n denk'! Das möcht' ich wiff'n!"
„'s bleibt nit dabei — freist', wenn's dabei blieb' I wo aber
a' Dorf is, da feind aa' Bub'n, und mit 'm Anschau'n kommt alle
Sünd' in d' Welt — o mei' Moidl, wann ich's erleb'n tat, daß
D' mer d' Bub'n anschauft und —"
„Ich Hab' g'wiß koan' nit ang'schaut," beteuerte das Moidl.
Und die Alte fuhr fort: „Denk' an mich — denk' immer an
mich — Dein Vater hat mich auch ang'schaut und ich ihn —•
wie ich aber im Elend war, hat er mich sitz'n lassen — kein
andrer aber hat mich mehr g'nommen. V mei', wann ich dös
biff'l Frömmigkeit nit hält' — ich hätt' mich halt nimmer aus-
g'wußt vor Herzeleid ..."
Die Wahrheit ist ein hartes Stück —
Nicht jeder kann sie vertragen;
Hat einer gute Hähne zum Glück —
3ft doch zu schwach sein Magen.
Drum ist es sanitäre Psticht,
Sie gut zu präparieren
Und nur als verdauliches Hwischengericht
vorsichtig zu servieren!
Gisa Tacchi.
A ir e r k e il 1111» g.
Angeklagter sziim Staatsanwalt,
der ihn in seiner Rede sehr scharf an-
gegriffen hat): „Guat g'macht haben
Sie 's, Herr Staatsanwalt, i' Hab'
g'rad' g'moant, i' h br' in ei' Alte!"
Mann ausgestandcn — hm, die
reinsten . . . Helf' mir, Moritz, mir
fällt das Wort nicht ein — lvas
haben wir damals ausgestanden for
Qualen?"
Frau Kommerzienrat: „. . Ich sag' Ihnen, an jenem Tage Hab' ich und mein
Bon der Sch in irre.
„Sie wollen die Rolle des Majors
spielen, wo Sie so gar nichts Mili-
tärisches an sich haben'?" — „Erlanben
Sie, Herr Direktor, ich habe doch
Schulden wie ein Major!"
$ür was der heilig' Joseph all'« guac is. --Mt.
(Line kieb'sgefchichtc aus dem Salzkammergut.)
ZWom Dorfe her
kam die Boten-
Burglmit dem Moidl;
sie tummelten sich
nicht wenig, denn sie
mußten noch vor Ein-
bruch der Nacht über
den See, und hin-
ten, aus der Wetter-
seite stieg ein Ge-
witter auf.
„® Jesses, dös
donnert schon!" rief
die Frau und be-
kreuzte sich.
„Mein," grollte
das Moidl und warf
einen vorwurfsvollen
Blick zum behäng-
ten Himmel hinauf,
„wenn ma' amal im Jahr mit herüber darf, gleich donnern s'
droben! Ich war' so gern noch bei der Lisl 'blieb'n — die
Bilder, und gar noch die farb'gen Heiligen und die Goldschal'n,
Mutter! Ich bitt' schön, nimm mich wieder mit!"
„Dös is nix für Dich, Moidl," entgegnete die Frau, „Du
bleibst daheim und hüt'st 's Vieh; 's taugt nix, wenn die Dirndln
in Dein' Jahren was anderschts im Kopf hab'u als 's Vieh."
„He, was kann's denn schad'n, wenn ich an der Lisl ihre
schöne Sach'n denk'! Das möcht' ich wiff'n!"
„'s bleibt nit dabei — freist', wenn's dabei blieb' I wo aber
a' Dorf is, da feind aa' Bub'n, und mit 'm Anschau'n kommt alle
Sünd' in d' Welt — o mei' Moidl, wann ich's erleb'n tat, daß
D' mer d' Bub'n anschauft und —"
„Ich Hab' g'wiß koan' nit ang'schaut," beteuerte das Moidl.
Und die Alte fuhr fort: „Denk' an mich — denk' immer an
mich — Dein Vater hat mich auch ang'schaut und ich ihn —•
wie ich aber im Elend war, hat er mich sitz'n lassen — kein
andrer aber hat mich mehr g'nommen. V mei', wann ich dös
biff'l Frömmigkeit nit hält' — ich hätt' mich halt nimmer aus-
g'wußt vor Herzeleid ..."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Tantalusqualen" "Für das der heilig' Joseph all's guat is"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1901 - 1901
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 125.1906, Nr. 3193, S. 164
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg