46 —I rl Gedanken. ^
Professor (zu einen: ihn: begegnenden Schüler): „Sieh' du,
lieber Meier. . • na, was machen baut S:e da oben?"
Die Mitarbeiter.
Schriftstellers Kinder schlimme Gesellen,
prädestiniert, was anzustellen;
Vater wenn's hört, lächelt verliebt,
Weil ihm das Stoff für ein Bändchen gibt!
CD. 3.
Mitgift - Be ui e v b e r.
„Ich habe eigentlich gar keine Ahnung, ob nreine Braut
eine Mitgift bekommt oder nicht. Fragen will ich nicht — und doch
möcht' ich es gerne wissen!"
„Da darfst Du nur etwas Obacht geben, daun hast Du's
bald heraus. Wenn Dein Schwiegervater immer grantiger ivird, je
näher der Hochzeitstag heranrückt, dam: bekommt sie ein Vermögen
mit; wird er aber von Tag zu Tag liebenswürdiger und freund-
licher mit Dir dann kriegt sie nichts!"
Raffiniert.
„Der Müller steht gewiß recht unter ’m Pan-
toffel?" „Und ob! . . Wenn er nachts vom Wirts-
haus heimkam, zog er stets im Hausgang seine Stiefel
aus und nun hat ihm seine Frau in der ver-
gangenen Nacht Schusternägel auf die Treppe gestreut!"
In der inderstubc.
„Du Fritz, der Noah muß sich in der Arche schön gelang-
iveilt haben!" — „Er wird sich wahrscheinlich die Zeit mit
Fischen vertrieben haben!" — „Das konnte er auch nicht lange
tun!" „Warum denn nicht?" — „Weil er nur zwei Würm'
gehabt hat!" _ _
'<?vt3N 3C>.
er Herr Professor hatte in seiner heutigen Vorlesung
bie Willenskraft behandelt und ist für seine lichtvollen
und geistreichen Ausführungen von den Hörern mit dem
herkömmlichen Fußgetrampel belohnt worden.
Diese Anerkennung und die eigene innere Befriedigung
über das Geleistete haben eine gehobene Stimmung in ihm
erzeugt. Leichten Schrittes, glänzenden Blicks und fröhlichen
Mutes zieht er heimwärts.
Lin großer plan bewegt ihn.
Die Übertragung des Gesagten auf seine eigene Familie
gilt es.
„Luciane," beginnt er in freundlichen: Tone nach dem
Mittagessen, „Du hast heute früh ein neues Mädchen gc-
noimnen. . .
Seine Gattin sieht ihn etwas erstaunt an.
„Du pflegst", fährt er fort, „Deine Mädchen ohne Rück-
sicht darauf, wie ihr Taufname lautet, ,Katharina' zu rufen
— abgekürzt ,Käthi' . . ."
„Ich verstehe nicht. . .
„Bitte, liebe Luciane, Du wirst mich verstehen lernen!
Ich tadle diese Gepflogenheit durchaus nicht . . . in: Gegen-
teil, ich billige sie lebhaft. Sie verbürgt eine wohltuende,
beruhigende Gleichheit — sie enthält die Fiktion, als ob es
immer die nämliche ,Katharina' ■— dieselbe ,Käthi' wäre...."
„willst Du mir nicht . . . ."
„Doch, beste Luciane, ich will! Ich will Dir alles sagen
- Hab' nur ein wenig Geduld! Ich sprach eben davon, daß
Deine Gepflogenheit die Fiktion enthält, als fei es immer die
nämliche Käthi! Leider nur eine Fiktion, teuerste Luciane!
— weißt Du auch, daß Du heute Katharina die Sechs-
und d r e i ß i g st e engagiert hast?!"
„Sch-"
„In welcher Dynastie kan: je eine so hohe Zister vor ...!"
„Du
„Drei Jahre sind wir verheiratet und 36 Katharinen,
Luciane . . . ."
„Laß Dir-"
„Nein, Luciane, laß Du Dir nun endlich sagen, daß
das nicht inehr so weiter geht, daß ich das nicht inehr
dulde, daß diese Katharina die letzte ihres Stammes
sein wird, daß wir die Zahl 36 nicht inehr überschreiten
werden . . . ."
„wenn
„Kein ,wenn' und kein ,Aber'I Ich lasse keinen Wider-
spruch mehr zu ich will und das genügt."
„hihi-"
„Kichere nur! Kichere, so viel Du magst .... Du unter-
schätzest den Einfluß der Willenskraft an sich, der männlichen
Willenskraft insbesondere, wenn sie einmal voll und ganz
eingesetzt wird . . . ."
„Haha .... ha ... ."
„Du kannst lachen, Du darfst lachen.... ich habe nichts
Professor (zu einen: ihn: begegnenden Schüler): „Sieh' du,
lieber Meier. . • na, was machen baut S:e da oben?"
Die Mitarbeiter.
Schriftstellers Kinder schlimme Gesellen,
prädestiniert, was anzustellen;
Vater wenn's hört, lächelt verliebt,
Weil ihm das Stoff für ein Bändchen gibt!
CD. 3.
Mitgift - Be ui e v b e r.
„Ich habe eigentlich gar keine Ahnung, ob nreine Braut
eine Mitgift bekommt oder nicht. Fragen will ich nicht — und doch
möcht' ich es gerne wissen!"
„Da darfst Du nur etwas Obacht geben, daun hast Du's
bald heraus. Wenn Dein Schwiegervater immer grantiger ivird, je
näher der Hochzeitstag heranrückt, dam: bekommt sie ein Vermögen
mit; wird er aber von Tag zu Tag liebenswürdiger und freund-
licher mit Dir dann kriegt sie nichts!"
Raffiniert.
„Der Müller steht gewiß recht unter ’m Pan-
toffel?" „Und ob! . . Wenn er nachts vom Wirts-
haus heimkam, zog er stets im Hausgang seine Stiefel
aus und nun hat ihm seine Frau in der ver-
gangenen Nacht Schusternägel auf die Treppe gestreut!"
In der inderstubc.
„Du Fritz, der Noah muß sich in der Arche schön gelang-
iveilt haben!" — „Er wird sich wahrscheinlich die Zeit mit
Fischen vertrieben haben!" — „Das konnte er auch nicht lange
tun!" „Warum denn nicht?" — „Weil er nur zwei Würm'
gehabt hat!" _ _
'<?vt3N 3C>.
er Herr Professor hatte in seiner heutigen Vorlesung
bie Willenskraft behandelt und ist für seine lichtvollen
und geistreichen Ausführungen von den Hörern mit dem
herkömmlichen Fußgetrampel belohnt worden.
Diese Anerkennung und die eigene innere Befriedigung
über das Geleistete haben eine gehobene Stimmung in ihm
erzeugt. Leichten Schrittes, glänzenden Blicks und fröhlichen
Mutes zieht er heimwärts.
Lin großer plan bewegt ihn.
Die Übertragung des Gesagten auf seine eigene Familie
gilt es.
„Luciane," beginnt er in freundlichen: Tone nach dem
Mittagessen, „Du hast heute früh ein neues Mädchen gc-
noimnen. . .
Seine Gattin sieht ihn etwas erstaunt an.
„Du pflegst", fährt er fort, „Deine Mädchen ohne Rück-
sicht darauf, wie ihr Taufname lautet, ,Katharina' zu rufen
— abgekürzt ,Käthi' . . ."
„Ich verstehe nicht. . .
„Bitte, liebe Luciane, Du wirst mich verstehen lernen!
Ich tadle diese Gepflogenheit durchaus nicht . . . in: Gegen-
teil, ich billige sie lebhaft. Sie verbürgt eine wohltuende,
beruhigende Gleichheit — sie enthält die Fiktion, als ob es
immer die nämliche ,Katharina' ■— dieselbe ,Käthi' wäre...."
„willst Du mir nicht . . . ."
„Doch, beste Luciane, ich will! Ich will Dir alles sagen
- Hab' nur ein wenig Geduld! Ich sprach eben davon, daß
Deine Gepflogenheit die Fiktion enthält, als fei es immer die
nämliche Käthi! Leider nur eine Fiktion, teuerste Luciane!
— weißt Du auch, daß Du heute Katharina die Sechs-
und d r e i ß i g st e engagiert hast?!"
„Sch-"
„In welcher Dynastie kan: je eine so hohe Zister vor ...!"
„Du
„Drei Jahre sind wir verheiratet und 36 Katharinen,
Luciane . . . ."
„Laß Dir-"
„Nein, Luciane, laß Du Dir nun endlich sagen, daß
das nicht inehr so weiter geht, daß ich das nicht inehr
dulde, daß diese Katharina die letzte ihres Stammes
sein wird, daß wir die Zahl 36 nicht inehr überschreiten
werden . . . ."
„wenn
„Kein ,wenn' und kein ,Aber'I Ich lasse keinen Wider-
spruch mehr zu ich will und das genügt."
„hihi-"
„Kichere nur! Kichere, so viel Du magst .... Du unter-
schätzest den Einfluß der Willenskraft an sich, der männlichen
Willenskraft insbesondere, wenn sie einmal voll und ganz
eingesetzt wird . . . ."
„Haha .... ha ... ."
„Du kannst lachen, Du darfst lachen.... ich habe nichts
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"In Gedanken"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1907
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1912
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 126.1907, Nr. 3209, S. 46
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg