Zerstreut. 191
mir doch andere Augengläser nuschaffen — wie klein mir der
Oberkellner vorkommt!"
£ Näclein. <
Die Liebe und die Lreue,
Die gingen iibec's Leid-
Dahinter Kam die Reue,
Die sprach zur Lieb: „Deczeihe,
Wo hast du denn dar Leid?"
„Leid hab' ich kein’s!" sprach jene
Dnd wurde purpurrot,
Dnd weinte eine Lcäne
3n banger tberzenLnot:
Da ging die Lreue in den Lod.
Aus e i n e nt Polizeiberich t.
tt- ■ ■ Die Leiche scheint besseren Ständen anzn-
gehören, in den Taschen fairden sich drei unbezahlte
Rechnungen vor."
Professor: „Herr Oberkellner! (Piccolo tritt ein.) ...Muß
Das Rendezvous.
^M(ierzehn Tage hatte Fuchs, der sonst so
^Syc fidele Student, sein Klärchen schon
nicht mehr gesehen. Traurig und kopfhänge-
risch wunderte er zum sechsten Mal von dem
vereinbarten Rendezvousplatz herein, wo er
- über eine Stunde — vergeblich gewartet
hatte.
Jinmer fester wurzelte in ihm der Ver-
dacht, daß Klärchens Vater, ein wohlhabender,
jedoch über alle Maßen geiziger Sonderling,
die Hand dabei im Spiele habe. „Ich wette
was" — murmelte er — „der alte Filz fängt
alle meine Briefe ab und hält die Ärmste
ohne Nachricht von mir in Haft!"
Es war auch in der Tat so. Papa Knicker
hatte die Haustüre in scharfe Hut genommen.
So oft ein süßes Briefchen eintraf — ob per
Post oder durch gesonderten Boten — geriet
es sofort in seine Gewalt; er las es und
schob's mit grimmigem Lächeln in den Ofen.
Ein paar Tage später, als der alte Knauser
gerade mit seinem sehr betrübten Töchterchen
beim Frühstück saß, zertrümmerte plötzlich ein
großer Stein das Parterrefenster und — ehe
er sich noch von seinem Schrecken darüber er-
holt hatte — warf eine behandschuhte Rechte
ein Briefchen durch die entstandene Öffnung.
Knicker stürzte sich auf das Papier und las:
euerstes Klärchen
Komm' heut' abend 5 Uhr — bitte
an den Brückendamm! Die Scheibe
bezahle ich — ich bringe das Geld mit.
Dein Alfred."
„Eine unerhörte Frechheit!" murmelte
Papa Knicker. — Aber auf das Geld zu ver-
zichten, brachte er nicht über's Herz . . . .
Klärchen kam.
Fremder: „Zum Kuckuck, warum bringen Sie mir denn nicht die
Schuhe?" — Stubenmädchen: „Bedaure, die kriegen Sie erst bei der Kassa,
wenn Sie gezahlt haben!" _ _
mir doch andere Augengläser nuschaffen — wie klein mir der
Oberkellner vorkommt!"
£ Näclein. <
Die Liebe und die Lreue,
Die gingen iibec's Leid-
Dahinter Kam die Reue,
Die sprach zur Lieb: „Deczeihe,
Wo hast du denn dar Leid?"
„Leid hab' ich kein’s!" sprach jene
Dnd wurde purpurrot,
Dnd weinte eine Lcäne
3n banger tberzenLnot:
Da ging die Lreue in den Lod.
Aus e i n e nt Polizeiberich t.
tt- ■ ■ Die Leiche scheint besseren Ständen anzn-
gehören, in den Taschen fairden sich drei unbezahlte
Rechnungen vor."
Professor: „Herr Oberkellner! (Piccolo tritt ein.) ...Muß
Das Rendezvous.
^M(ierzehn Tage hatte Fuchs, der sonst so
^Syc fidele Student, sein Klärchen schon
nicht mehr gesehen. Traurig und kopfhänge-
risch wunderte er zum sechsten Mal von dem
vereinbarten Rendezvousplatz herein, wo er
- über eine Stunde — vergeblich gewartet
hatte.
Jinmer fester wurzelte in ihm der Ver-
dacht, daß Klärchens Vater, ein wohlhabender,
jedoch über alle Maßen geiziger Sonderling,
die Hand dabei im Spiele habe. „Ich wette
was" — murmelte er — „der alte Filz fängt
alle meine Briefe ab und hält die Ärmste
ohne Nachricht von mir in Haft!"
Es war auch in der Tat so. Papa Knicker
hatte die Haustüre in scharfe Hut genommen.
So oft ein süßes Briefchen eintraf — ob per
Post oder durch gesonderten Boten — geriet
es sofort in seine Gewalt; er las es und
schob's mit grimmigem Lächeln in den Ofen.
Ein paar Tage später, als der alte Knauser
gerade mit seinem sehr betrübten Töchterchen
beim Frühstück saß, zertrümmerte plötzlich ein
großer Stein das Parterrefenster und — ehe
er sich noch von seinem Schrecken darüber er-
holt hatte — warf eine behandschuhte Rechte
ein Briefchen durch die entstandene Öffnung.
Knicker stürzte sich auf das Papier und las:
euerstes Klärchen
Komm' heut' abend 5 Uhr — bitte
an den Brückendamm! Die Scheibe
bezahle ich — ich bringe das Geld mit.
Dein Alfred."
„Eine unerhörte Frechheit!" murmelte
Papa Knicker. — Aber auf das Geld zu ver-
zichten, brachte er nicht über's Herz . . . .
Klärchen kam.
Fremder: „Zum Kuckuck, warum bringen Sie mir denn nicht die
Schuhe?" — Stubenmädchen: „Bedaure, die kriegen Sie erst bei der Kassa,
wenn Sie gezahlt haben!" _ _
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Zerstreut" "Ein vorsichtiger Wirt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1907
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1912
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 126.1907, Nr. 3221, S. 191
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg