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Die Prüfung. «**3
hundert Jahren lebte in
d Florenz
Ein edles Fräulein, holder Tugend
voll,
Und schön und reich gesegnet mit den
Gütern,
Die Glück und Glanz ins Menschen-
leben streu'n. —
Und Glück und Glanz mit ihr zu teilen,
warb
Ein Schwarm von Männern um der
Schönen Gunst. -
Doch sie erhörte keinen. — Wen'gen
nur
Ward ein bescheid'nes Maß Vertrau-
lichkeit
Mit heiter'm Stolz gestattet, und es
schuf
Clorindens Würde einen breiten Zaun,
Geschmückt mit Anmutsblumen um sie
her.
Die keine Minne übersteigen konnte. - -
Wie überdrüssig all des Liebesspiels
Zog eines Tags das schöne Weib von
dannen,
Begleitet nur von einer Dienerin,
Und keiner von den Freunden allen wußte.
Wohin sie ging und wann sie wiederkehre.
Rach wen'gen Wochen aber kam die
Magd
Allein zurück und brachte diese Kunde:
„Ertrunken ist die Äerrin. Von der
Barke
Lerabgestürzt an Capri's Felsenküste,
Liegt sie begraben im tyrrhenschen
Meer." —
Da ging durch viele mitleidsvolle Kerzen
Ein großes Trauern um das junge
Weib.-
Nun war ein Jahr verflossen; da er-
ging
An jene Wenigen, die ihrer Gunst
Sich einst erfreuen dursten, eine Bot-
schaft :
„Komm' heut' zur Vesper in Clorindens
Laus,
Dein harret eine Kunde dort von
ihr!" —
— Und wieder trafen sich wie ehedem
Die Männer in dem strahlenden
Palast,
So reich geschmückt mit schönheits-
trunk'ner Kunst.
Und selbst geschmückt wie eine junge Braut,
An Schönheit überstrahlend ihr Geschmeide,
Zu den Verzückten trat Clorinda nun.
Die Prüfung. «**3
hundert Jahren lebte in
d Florenz
Ein edles Fräulein, holder Tugend
voll,
Und schön und reich gesegnet mit den
Gütern,
Die Glück und Glanz ins Menschen-
leben streu'n. —
Und Glück und Glanz mit ihr zu teilen,
warb
Ein Schwarm von Männern um der
Schönen Gunst. -
Doch sie erhörte keinen. — Wen'gen
nur
Ward ein bescheid'nes Maß Vertrau-
lichkeit
Mit heiter'm Stolz gestattet, und es
schuf
Clorindens Würde einen breiten Zaun,
Geschmückt mit Anmutsblumen um sie
her.
Die keine Minne übersteigen konnte. - -
Wie überdrüssig all des Liebesspiels
Zog eines Tags das schöne Weib von
dannen,
Begleitet nur von einer Dienerin,
Und keiner von den Freunden allen wußte.
Wohin sie ging und wann sie wiederkehre.
Rach wen'gen Wochen aber kam die
Magd
Allein zurück und brachte diese Kunde:
„Ertrunken ist die Äerrin. Von der
Barke
Lerabgestürzt an Capri's Felsenküste,
Liegt sie begraben im tyrrhenschen
Meer." —
Da ging durch viele mitleidsvolle Kerzen
Ein großes Trauern um das junge
Weib.-
Nun war ein Jahr verflossen; da er-
ging
An jene Wenigen, die ihrer Gunst
Sich einst erfreuen dursten, eine Bot-
schaft :
„Komm' heut' zur Vesper in Clorindens
Laus,
Dein harret eine Kunde dort von
ihr!" —
— Und wieder trafen sich wie ehedem
Die Männer in dem strahlenden
Palast,
So reich geschmückt mit schönheits-
trunk'ner Kunst.
Und selbst geschmückt wie eine junge Braut,
An Schönheit überstrahlend ihr Geschmeide,
Zu den Verzückten trat Clorinda nun.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Prüfung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1907
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1912
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 126.1907, Nr. 3222, S. 196
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg