Die Weite.
209
$ ei beit Weinhänblern in Reb-
hausen herrschte große Be-
stürzung. Plötzlich verbreitete sich wie
ein Lauffeuer bic Kunbe, baß ber amt-
liche Kontrolleur Purinan im Stäbtchen
weile, schon mehrere Keller versiegelt
. ... ja sogar bereits zwei Personen
habe verhaften lassen.
Herrn Tobias Panischer traf bic
Nachricht wie ein Blitzstrahl. Hatte er
hoch selbst brei Fässer stark „über-
streckten" Weines im Keller liegen!
Spornstreichs lief er in ber ersten
Angst hinunter, schlug bie Spünbe los
unb ließ bie Fässer auslaufen.
Kaum war ber letzte Tropfen auf
bem Boben, ba rief man auch schon
beit Prinzipal in sein Geschäftszimmer.
Der Gefürchtete staub vor ihm.
„Wollen Sie mich in Ihren Keller
führen!" sagte er.
„Ach, Herr Kontrolleur", murmelte
Panischer — Schweißtropfen auf ber
Stirne — „ba können Sie nicht hinein
. . . ber steht vollstänbig unter Wasser!"
„Nun", meinte ber Beamte, „bas
wirb nicht so schlimm sein!" unb ging
rasch auf bie offene Kellertüre zu.
Er stieg hinab — ber Hausherr
folgte mit schlotternbeu Knien.
.... Wahrhaftig, — bei* Keller war
v ollstänb i g üb er sch wem mt.
Der mißtrauische Kontrolleur tauchte
beit Finger in bie Flüssigkeit ttitb be-
netzte bie Zunge.
„Zum Donnerwetter", rief er plötz-
lich, „Wasser, sagen Sie . . . bas
ist boch Wein!"
„Ja", stammelte Panischer, „wenn
ich bas gewußt hätte — — —!"
Das Einfach st e.
„Meine Frau will heuer nach Norderney! Wie bringe ich sie
nur von diesem Gedanken ab?" — „Schic? sie einfach nach
Scheveningen!" _
Titel sucht.
ÄUe welk jagt heut' nach Titeln,
Jeder möchte etwas sein.
Hat er keinen ex officio,
wählt er einen sich zum Schein.
Deshalb nennt sich, daß es bester
federn ginge zu Gehör,
Meister Stöckel, anstatt „Schuster",
„Zußbekleidungsingenieur".
Zeitgemäßes Kiicheumöbel.
„Sie haben also Ihr Geschäft verkauft, Herr Müller?" —
„Ja — total bis auf bie Briefwage!" — „So, warum bie nicht?"
— „Die wollte meine Frau burchaus für bie Küche haben — zum
Fleisch Nachwiegen!"
freund oder 5eind?
ennft du den Mann, den das Geschick
Kn deine Leite da! gestellt.
Der dick verfolgt mit scheelem Slick,
Doch stets nur sagt, was dir gefällt?
§a lang' fick für dick int'reffiect,
Dis deine Lckwäcken er erkannt.
Dick zur Vertraulichkeit verführt.
Vir zehnmal drückt die Druderkand?
Ver hinterm Kücken dick verlacht,
Der nie verträgt, daß man dick lobt,
Vnd wenn Karriere du gemarkt,
Var Vut und Mißgunst fcknaudt und tobt?
Der, wenn fein Vordermann du bist.
Drauf lauert, bis du abgetan?
Vas meinst du, wer das Lckeufa! ist? —
Kollege keistt der brave Mann! 5.«.
209
$ ei beit Weinhänblern in Reb-
hausen herrschte große Be-
stürzung. Plötzlich verbreitete sich wie
ein Lauffeuer bic Kunbe, baß ber amt-
liche Kontrolleur Purinan im Stäbtchen
weile, schon mehrere Keller versiegelt
. ... ja sogar bereits zwei Personen
habe verhaften lassen.
Herrn Tobias Panischer traf bic
Nachricht wie ein Blitzstrahl. Hatte er
hoch selbst brei Fässer stark „über-
streckten" Weines im Keller liegen!
Spornstreichs lief er in ber ersten
Angst hinunter, schlug bie Spünbe los
unb ließ bie Fässer auslaufen.
Kaum war ber letzte Tropfen auf
bem Boben, ba rief man auch schon
beit Prinzipal in sein Geschäftszimmer.
Der Gefürchtete staub vor ihm.
„Wollen Sie mich in Ihren Keller
führen!" sagte er.
„Ach, Herr Kontrolleur", murmelte
Panischer — Schweißtropfen auf ber
Stirne — „ba können Sie nicht hinein
. . . ber steht vollstänbig unter Wasser!"
„Nun", meinte ber Beamte, „bas
wirb nicht so schlimm sein!" unb ging
rasch auf bie offene Kellertüre zu.
Er stieg hinab — ber Hausherr
folgte mit schlotternbeu Knien.
.... Wahrhaftig, — bei* Keller war
v ollstänb i g üb er sch wem mt.
Der mißtrauische Kontrolleur tauchte
beit Finger in bie Flüssigkeit ttitb be-
netzte bie Zunge.
„Zum Donnerwetter", rief er plötz-
lich, „Wasser, sagen Sie . . . bas
ist boch Wein!"
„Ja", stammelte Panischer, „wenn
ich bas gewußt hätte — — —!"
Das Einfach st e.
„Meine Frau will heuer nach Norderney! Wie bringe ich sie
nur von diesem Gedanken ab?" — „Schic? sie einfach nach
Scheveningen!" _
Titel sucht.
ÄUe welk jagt heut' nach Titeln,
Jeder möchte etwas sein.
Hat er keinen ex officio,
wählt er einen sich zum Schein.
Deshalb nennt sich, daß es bester
federn ginge zu Gehör,
Meister Stöckel, anstatt „Schuster",
„Zußbekleidungsingenieur".
Zeitgemäßes Kiicheumöbel.
„Sie haben also Ihr Geschäft verkauft, Herr Müller?" —
„Ja — total bis auf bie Briefwage!" — „So, warum bie nicht?"
— „Die wollte meine Frau burchaus für bie Küche haben — zum
Fleisch Nachwiegen!"
freund oder 5eind?
ennft du den Mann, den das Geschick
Kn deine Leite da! gestellt.
Der dick verfolgt mit scheelem Slick,
Doch stets nur sagt, was dir gefällt?
§a lang' fick für dick int'reffiect,
Dis deine Lckwäcken er erkannt.
Dick zur Vertraulichkeit verführt.
Vir zehnmal drückt die Druderkand?
Ver hinterm Kücken dick verlacht,
Der nie verträgt, daß man dick lobt,
Vnd wenn Karriere du gemarkt,
Var Vut und Mißgunst fcknaudt und tobt?
Der, wenn fein Vordermann du bist.
Drauf lauert, bis du abgetan?
Vas meinst du, wer das Lckeufa! ist? —
Kollege keistt der brave Mann! 5.«.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Reue"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1907
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1912
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 126.1907, Nr. 3223, S. 209
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg