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Der modernisierte Heine.
—°°l-G» Die Räuber.
in Lichtenbaum steht einsam
Im worden auf kahler Höh';
Ihn schläfert; mit weißer Decke
Umhüllen ihn Gis und Schnee.
Gr träumt von einer Palme,
Die fern im Morgenland
Ginsam und schweigend trauert
Auf brennender Lelsenwand. —
Das war einmal; doch heute
Korrespondieren sie
Und gestehen einander ihr Sehnen
per Lunkentelegraphie.
v. Sinnen.
Vater:
schon, seitdem
Ich mein', a' bissel besser lernt der Jnnge doch
ich ihm jeden Tag den Kopf massier'!"
^1-
waren einmal zwei Räuber. Sie waren so schrecklich,
daß man sie nicht einmal beschreiben kann, weil sonst jede
Leserin in Ohnmacht fallen würde.
Lines Tages nun geschah es, daß die beiden Räuber ihre
böhmischen Wälder verließen und in die bsauptftadt zogen, um
dort mit inehr Dorteil weiter zu rauben.
Ls war eine stnstere Nacht und sie lauerten in einer ab-
gelegenen stillen Straße. Da kam ein junger Mann. Diesen
umzingelten sie und riesen ihm mit furchtbarer Stimme zu:
„Geld oder Leben!"
Lr geriet des-
halb aber in keine
große Angst, sondern
lächelte nur ein we-
nig. „Meine bserr'n",
sagte er freundlich,
„Irren ist menschlich
und Sie haben
sich in mir sehr
stark geirrt:
Geld habe ich
nicht; denn ich
bin ein Student,
bsier mein Beu-
tcl — Inhalt
ein Zahnstocher
und drei bsosenknöpse! Da meine Brieftasche — Inhalt eine
Zweipfennigpostkarte und ein Versatzschein, dieser verfallen . . .
Sie haben Geld oder Leben verlangt — ich offeriere Ihnen das
letztere: Nehmen Sie mich als Schüler an — beim Studium ist
ohnedies nichts mehr los — ich bin Ihnen sehr dankbar, wenn . . ."
Ohne weiter auf ihn zu hören, rannten die Räuber sporn-
streichs davon. — „Das fehlte uns gerade noch!" brummte der
eine. „weil die Konkurrenz nicht ohnehin schon arg genug
ist!" — „lsol' ihn der Teufel!" knurrte der andere.
. . . Als sie sich wieder etwas beruhigt hatten, gingen sie,
um mehr Lrfolg zu erzielen, in eine Straße, die auf einer
Seite von dichten ffnsteren Bäumen eingefaßt war, während
auf der anderen ein glänzendes hochfeines Botel lag. Da ver-
steckten sie sich hinter den Bäumen und lauerten. Bald trat aus
dein hell erleuchteten fdortal ein sehr eleganter vornehmer 0er1'
vor dem sich alle Bediensteten mit größter Vehemenz verneigten.
Der modernisierte Heine.
—°°l-G» Die Räuber.
in Lichtenbaum steht einsam
Im worden auf kahler Höh';
Ihn schläfert; mit weißer Decke
Umhüllen ihn Gis und Schnee.
Gr träumt von einer Palme,
Die fern im Morgenland
Ginsam und schweigend trauert
Auf brennender Lelsenwand. —
Das war einmal; doch heute
Korrespondieren sie
Und gestehen einander ihr Sehnen
per Lunkentelegraphie.
v. Sinnen.
Vater:
schon, seitdem
Ich mein', a' bissel besser lernt der Jnnge doch
ich ihm jeden Tag den Kopf massier'!"
^1-
waren einmal zwei Räuber. Sie waren so schrecklich,
daß man sie nicht einmal beschreiben kann, weil sonst jede
Leserin in Ohnmacht fallen würde.
Lines Tages nun geschah es, daß die beiden Räuber ihre
böhmischen Wälder verließen und in die bsauptftadt zogen, um
dort mit inehr Dorteil weiter zu rauben.
Ls war eine stnstere Nacht und sie lauerten in einer ab-
gelegenen stillen Straße. Da kam ein junger Mann. Diesen
umzingelten sie und riesen ihm mit furchtbarer Stimme zu:
„Geld oder Leben!"
Lr geriet des-
halb aber in keine
große Angst, sondern
lächelte nur ein we-
nig. „Meine bserr'n",
sagte er freundlich,
„Irren ist menschlich
und Sie haben
sich in mir sehr
stark geirrt:
Geld habe ich
nicht; denn ich
bin ein Student,
bsier mein Beu-
tcl — Inhalt
ein Zahnstocher
und drei bsosenknöpse! Da meine Brieftasche — Inhalt eine
Zweipfennigpostkarte und ein Versatzschein, dieser verfallen . . .
Sie haben Geld oder Leben verlangt — ich offeriere Ihnen das
letztere: Nehmen Sie mich als Schüler an — beim Studium ist
ohnedies nichts mehr los — ich bin Ihnen sehr dankbar, wenn . . ."
Ohne weiter auf ihn zu hören, rannten die Räuber sporn-
streichs davon. — „Das fehlte uns gerade noch!" brummte der
eine. „weil die Konkurrenz nicht ohnehin schon arg genug
ist!" — „lsol' ihn der Teufel!" knurrte der andere.
. . . Als sie sich wieder etwas beruhigt hatten, gingen sie,
um mehr Lrfolg zu erzielen, in eine Straße, die auf einer
Seite von dichten ffnsteren Bäumen eingefaßt war, während
auf der anderen ein glänzendes hochfeines Botel lag. Da ver-
steckten sie sich hinter den Bäumen und lauerten. Bald trat aus
dein hell erleuchteten fdortal ein sehr eleganter vornehmer 0er1'
vor dem sich alle Bediensteten mit größter Vehemenz verneigten.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein Doktor Eisenbart" "Die Räuber"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1907
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1912
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 126.1907, Nr. 3227, S. 260
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg