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225

die Stand enbäuerin hat größere FüßV

Die ehrlichen Finder,

(-gk n einem kleinen Städtchen lebte ein Mann, der wegen seiner
Abgeschlossenheit in dem Rufe eines Sonderlings stand.
Da er aber reich und unabhängig war und die Einsamkeit liebte,
gefiel er sich sogar in der ihm angedichteten Rolle und spielte
sie auch hin und wieder, wenn es ihm gerade Spaß machte.

Eines Tages verlor der Mann ein Zwanzigmarkstück, und
da er wußte, in welcher Gasse er den Verlust erlitten hatte, schrieb
er ihn im Stadtanzeiger aus und versprach dem ehrlichen Linder
eine reiche Belohnung. — Es dauerte nicht lange, so erschien beim
„Sonderling" ein junger Mann und brachte das verlorene Geld-
stück mit der Entschuldigung, daß es ihm nicht eher möglich ge-
wesen wäre, den Lund abzuliesern.

Das ehrliche und bescheidene Wesen des jungen Mannes gefiel
dem „Sonderling" derart, daß er ihn reich bewirtete und ihm
beim Abschied die versprochene Belohnung in einem verschlossenen
Briese aushändigte, wie erstaunt mochte der Jüngling sein, als
er das Briefchen entfaltete und darin zwei Zwanzigmarkstücke
nebst herzlichen Zeilen des Dankes und Lobes vorsand I

wie alles, was der „Sonderling" tat, verbreitete sich auch
diese Nachricht schnell im Städtchen, und alles beneidete den
jungen Menschen um sein Glück. —-

Eines Tages brachte der Stadtanzeiger wiederum ein Inserat
des „Sonderlings"; er zeigte den Verlust von fünfzig Mark an.
Es muß als ein gutes Zeichen für die Ehrlichkeit dieses

Städtchens gelten, daß auch diesmal gleich nach dem Erscheinen
der Anzeige eine junge Dame beim „Sonderling" vorsprach und
sich als die glückliche Linderin pries. Sie legte die Lünfzigmark-
note auf den Tisch und schilderte lebhaft, wo und unter welchen
Umständen sie das Geld gefunden hatte. Der Sonderling hörte
aufmerksam zu, dankte gerührt und übergab der hold errötenden
Dame einen verschlossenen Brief: „Ich habe mir erlaubt, den
Linderlohn etwas reichlicher zu bemessen, als das Gesetz es vor-
schreibt. Bitte nehmen Sie es mir nicht in Übel . .." Die Dame
dankte verbindlichst und ging.

Der „Sonderling" lächelte....

Nach kurzer Zeit erschien ein Mann und legte ebenfalls eine
Lünfzigmarknote auf den Tisch. Dem Manne wurde die gleiche
Belohnung wie der Dame, und er verabschiedete sich höfiichst und
voll Dankbarkeit.

„Es gibt noch ehrliche Leute," dachte der „Sonderling," und
lächelte auf seine geheimnisvolle weise.

Nach einer weile kamen ein paar Rinder, von ihren Eltern
geschickt, und übergaben eine Lünszigmarknote. Der Alte lobte
ihre Ehrlichkeit, bedachte sie mit reichen Geschenken und gab ihnen
Briese für die Eltern mit.

So ging es den ganzen Tag, und es hatten sich nicht weniger
als ein Dutzend „ehrliche Linder" gemeldet, die je eine Lünfzig-
marknote an den Verlierer zurückbrachten, wie enttäuscht waren

I
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Berechnend"
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Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Reinicke, Emil
Entstehungsdatum (normiert)
1907 - 1907
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 127.1907, Nr. 3250, S. 225
 
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