Aus Spekulation.
bleibt nichts übrig, als die
Izhne zusammenzubeißen I"
sagte Gberleutnant wicki zu sich
selbst. „Das Leben ist ein höchst
mangelhast eingerichtetes Institut l
Lin Glück, daß es noch die Arbeit
gibt, durch die inan sich von seinen
törichten Gedanken abziehen kann!"
Wenn ein Gberleutnant in dieser
Weise philosophiert, dann ist irgend
etwas nicht in Grdnung. — Wicki
wendete sich wieder eifrig den schrift-
lichen Arbeiten zu, die er beim Scheine
der Studierlampe anfertigte. Lr hatte
sich zur Prüfung für die Kriegsschule
gemeldet; lvollte er sie mit Ehren
bestehen, so mußte er gewaltig schaffen
und die Wintermonate zu Rate halten.
Lr hatte sich deshalb ganz „einge-
kapselt" und inachte nur die Fest-
lichkeiten mit, zu denen er dienst-
lich absolut verpflichtet war — seine
Kameraden fingen schon an, ihn für
einen Sonderling und Streber zu halten.
Karminski, der Bursche, ein Lin-
geborner des wasserpolnischen Ostens,
kam herein, setzte die Teemaschine auf
einen Rebentisch, zündete den Spiritus
an und entfernte sich wieder.
wicki begann neuergings zu philo-
sophieren.
„Um wie viel besser hat es doch
Der! Sorgen quälen ihn nicht, Ehr-
geiz hat er nicht, seine Gefühle braucht
er nicht zu unterdrücken. Lr liebt
ein braves wlädl, das er nach Be-
endigung seiner Dienstzeit zu heiraten
gedenkt — und wenn er Sonntags mit
seinem Schatz ausgeht, dann bietet
ihm die Welt der Freuden mehr, wie
sie unsereins kennt."
Lr stieß einen Seufzer aus und
schrieb weiter.
Draußen klingelte es. Da es eine
ungewohnt späte Stunde war, zu
der man kaum noch einen Besuch
erwarten konnte, horchte wicki
auf die Debatte, die Karininski mit
irgend jemandem hatte. Bald flog aber
die Stubentllr auf, und der Bursche
ineibete: „Herr Haupt mann Pagel!"
260
B o u der S e k n n d ä r ü a h n.
„Sie, Schaffner, warum Hält hier der Zug?" — „Ach, es hat sich ein Strolch
auf den Baum geflüchtet, und da hat der Herr Gendarm den Lokomotivführer gebeten,
den Halunken auszuräuchern."
Sprechen und Schweigen. ^
^)as 5 p rech en le rn e n geht geschwind.
Denn spielend lernt es jedes Kind
In kurzer Zeit;
Doch wenn es einmal sprechen kann,
Dann geht das —Schweigenlernen an,
Und da beginnt die Schwierigkeit!
Hauptmann Pagel gehörte zu dem-
selben Bataillon wie wicki; aber er
war nicht sein Kompagniechef. Wicki
sprang auf und empfing den uner-
warteten Besuch in aller Form.
„Guten Abend, lieber Kamerad!"
sagte der Eingetretene. „Entschuldigen
bleibt nichts übrig, als die
Izhne zusammenzubeißen I"
sagte Gberleutnant wicki zu sich
selbst. „Das Leben ist ein höchst
mangelhast eingerichtetes Institut l
Lin Glück, daß es noch die Arbeit
gibt, durch die inan sich von seinen
törichten Gedanken abziehen kann!"
Wenn ein Gberleutnant in dieser
Weise philosophiert, dann ist irgend
etwas nicht in Grdnung. — Wicki
wendete sich wieder eifrig den schrift-
lichen Arbeiten zu, die er beim Scheine
der Studierlampe anfertigte. Lr hatte
sich zur Prüfung für die Kriegsschule
gemeldet; lvollte er sie mit Ehren
bestehen, so mußte er gewaltig schaffen
und die Wintermonate zu Rate halten.
Lr hatte sich deshalb ganz „einge-
kapselt" und inachte nur die Fest-
lichkeiten mit, zu denen er dienst-
lich absolut verpflichtet war — seine
Kameraden fingen schon an, ihn für
einen Sonderling und Streber zu halten.
Karminski, der Bursche, ein Lin-
geborner des wasserpolnischen Ostens,
kam herein, setzte die Teemaschine auf
einen Rebentisch, zündete den Spiritus
an und entfernte sich wieder.
wicki begann neuergings zu philo-
sophieren.
„Um wie viel besser hat es doch
Der! Sorgen quälen ihn nicht, Ehr-
geiz hat er nicht, seine Gefühle braucht
er nicht zu unterdrücken. Lr liebt
ein braves wlädl, das er nach Be-
endigung seiner Dienstzeit zu heiraten
gedenkt — und wenn er Sonntags mit
seinem Schatz ausgeht, dann bietet
ihm die Welt der Freuden mehr, wie
sie unsereins kennt."
Lr stieß einen Seufzer aus und
schrieb weiter.
Draußen klingelte es. Da es eine
ungewohnt späte Stunde war, zu
der man kaum noch einen Besuch
erwarten konnte, horchte wicki
auf die Debatte, die Karininski mit
irgend jemandem hatte. Bald flog aber
die Stubentllr auf, und der Bursche
ineibete: „Herr Haupt mann Pagel!"
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B o u der S e k n n d ä r ü a h n.
„Sie, Schaffner, warum Hält hier der Zug?" — „Ach, es hat sich ein Strolch
auf den Baum geflüchtet, und da hat der Herr Gendarm den Lokomotivführer gebeten,
den Halunken auszuräuchern."
Sprechen und Schweigen. ^
^)as 5 p rech en le rn e n geht geschwind.
Denn spielend lernt es jedes Kind
In kurzer Zeit;
Doch wenn es einmal sprechen kann,
Dann geht das —Schweigenlernen an,
Und da beginnt die Schwierigkeit!
Hauptmann Pagel gehörte zu dem-
selben Bataillon wie wicki; aber er
war nicht sein Kompagniechef. Wicki
sprang auf und empfing den uner-
warteten Besuch in aller Form.
„Guten Abend, lieber Kamerad!"
sagte der Eingetretene. „Entschuldigen
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Von der Sekundärbahn"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1907
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1912
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 127.1907, Nr. 3253, S. 260
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg