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Aus Spekulation.
nach Hause kain — es lag etwas in seiner Stimme,
das seinen Diener beunruhigte. Gffiziersburschen haben
ja immer ein böses Gewissen.
„Aarminski! Sie haben jeden Sonnabend zu Frau
Rosarius in meinem Namen einen Blumenstrauß ge-
bracht! Ist das wahr oder nicht?"
Aarminski wurde blaß.
„Ls ist wahr!" sagte er tonlos.
„wie kamen Sie dazu? Antworten Sie!"
„Herr Leitnant, ich will alles gestehen."
„Das wollte ich Ihnen auch geraten haben!"
„Der Herr Leitnant haben mich vor mehreren
Monaten einmal mit einem Blumenstrauß zu Frau
Rosarius geschickt — und da hat sie mir füns Mark
Trinkgeld gegeben — und der Strauß hat doch nur
zwei Mark gekostet — und ich habe einen Schatz, mit
dem ich Sonntags ausgehe — und viel Geld von zu
Hause habe ich auch nicht — und da habe ich jeden
Sonnabend einen Blumenstrauß für zwei Mark gekauft
und habe ihn zur Frau Rosarius getragen, als ob er
vom Herrn Leitnant käine — und da hat mir die Dame
jedesmal fünf Mark Trinkgeld gegeben — und da habe
ich jedesmal drei Mark an dem Blumenstrauß ver-
dient — und da habe ich immer Geld gehabt, wenn ich
Sonntags mit meinem Mädel ausging — und -— und
— — und-- — Herr Leitnant, machen Sie mich
nicht unglücklich!"
Aarminski fing an zu weinen und zu schluchzen.
„Sie sind der größte Gauner und Spitzbube, der
mir in meinem Leben vorgekommen ist!" rief wicki.
„Sie verdienen gar keine Schonung! wenn ich Ihnen
aber trotzdein verzeihen soll, dann halten Sie den Mund
über diesen Schwindel! Verraten Sie irgend einem
Menschen ein Wort, so sind Sie verloren! Raus!" —
. . . Nachmittags ging Wicki wieder zu seiner
Braut — mit etwas schwerem Herzen. Lr mußte ihr
den Schwindel des geldgierigen Aarminski enthüllen
und fürchtete, sie könnte ihr Jawort zurückfordern,
weil sie es unter ganz falschen Voraussetzungen gegeben
hatte.
Die junge Witwe aber lachte, bis ihr die Tränen
in den Augen standen: ,,So verdanken wir es also
Deinem Burschen, daß wir zusammengekommen. Lr
war ein Werkzeug des Schicksals. Dafür soll er auch
ferner jeden Sonnabend seine fünf Mark bekommen!"
Gegen die letztere Absicht wollte wicki zwar pro-
testieren; denn er meinte, man dürfe doch nicht noch
eine Prämie auf den Schwindel setzen; aber Frau
Rosarius erklärte, sie tät es doch.
. . . wie sagte doch Hauptmann Hagel? — „Seien
Sie nur erst einmal Lhemann, dann sollen Sie selbst
sehen, wie Sie sich von Ihrer Frau zu allem komman-
dieren lassen!" . . .
A. Oskar Alaußmann.
* Moderne Läuterung.
eut' lernt die Welt erst dann
das Schämen,
wenn sie genug im Schmutz gewühlt;
Sie muß zuerst ein — Schlammbad
nehmen,
Damit sie sich gereinigt fühlt.
O. E. w.
Bürgermeister (zum Gemeindepolizisten): „Du bist entlassen!
Der Stromer-Wastl von Blnuberg hat Dich geftern abend zwei Stundeil
lang in den Wirtshäusern gesucht, weil D' ihn vorher arretiert hast
und er allein den Arrest nit gefunden hat!"
Aus Spekulation.
nach Hause kain — es lag etwas in seiner Stimme,
das seinen Diener beunruhigte. Gffiziersburschen haben
ja immer ein böses Gewissen.
„Aarminski! Sie haben jeden Sonnabend zu Frau
Rosarius in meinem Namen einen Blumenstrauß ge-
bracht! Ist das wahr oder nicht?"
Aarminski wurde blaß.
„Ls ist wahr!" sagte er tonlos.
„wie kamen Sie dazu? Antworten Sie!"
„Herr Leitnant, ich will alles gestehen."
„Das wollte ich Ihnen auch geraten haben!"
„Der Herr Leitnant haben mich vor mehreren
Monaten einmal mit einem Blumenstrauß zu Frau
Rosarius geschickt — und da hat sie mir füns Mark
Trinkgeld gegeben — und der Strauß hat doch nur
zwei Mark gekostet — und ich habe einen Schatz, mit
dem ich Sonntags ausgehe — und viel Geld von zu
Hause habe ich auch nicht — und da habe ich jeden
Sonnabend einen Blumenstrauß für zwei Mark gekauft
und habe ihn zur Frau Rosarius getragen, als ob er
vom Herrn Leitnant käine — und da hat mir die Dame
jedesmal fünf Mark Trinkgeld gegeben — und da habe
ich jedesmal drei Mark an dem Blumenstrauß ver-
dient — und da habe ich immer Geld gehabt, wenn ich
Sonntags mit meinem Mädel ausging — und -— und
— — und-- — Herr Leitnant, machen Sie mich
nicht unglücklich!"
Aarminski fing an zu weinen und zu schluchzen.
„Sie sind der größte Gauner und Spitzbube, der
mir in meinem Leben vorgekommen ist!" rief wicki.
„Sie verdienen gar keine Schonung! wenn ich Ihnen
aber trotzdein verzeihen soll, dann halten Sie den Mund
über diesen Schwindel! Verraten Sie irgend einem
Menschen ein Wort, so sind Sie verloren! Raus!" —
. . . Nachmittags ging Wicki wieder zu seiner
Braut — mit etwas schwerem Herzen. Lr mußte ihr
den Schwindel des geldgierigen Aarminski enthüllen
und fürchtete, sie könnte ihr Jawort zurückfordern,
weil sie es unter ganz falschen Voraussetzungen gegeben
hatte.
Die junge Witwe aber lachte, bis ihr die Tränen
in den Augen standen: ,,So verdanken wir es also
Deinem Burschen, daß wir zusammengekommen. Lr
war ein Werkzeug des Schicksals. Dafür soll er auch
ferner jeden Sonnabend seine fünf Mark bekommen!"
Gegen die letztere Absicht wollte wicki zwar pro-
testieren; denn er meinte, man dürfe doch nicht noch
eine Prämie auf den Schwindel setzen; aber Frau
Rosarius erklärte, sie tät es doch.
. . . wie sagte doch Hauptmann Hagel? — „Seien
Sie nur erst einmal Lhemann, dann sollen Sie selbst
sehen, wie Sie sich von Ihrer Frau zu allem komman-
dieren lassen!" . . .
A. Oskar Alaußmann.
* Moderne Läuterung.
eut' lernt die Welt erst dann
das Schämen,
wenn sie genug im Schmutz gewühlt;
Sie muß zuerst ein — Schlammbad
nehmen,
Damit sie sich gereinigt fühlt.
O. E. w.
Bürgermeister (zum Gemeindepolizisten): „Du bist entlassen!
Der Stromer-Wastl von Blnuberg hat Dich geftern abend zwei Stundeil
lang in den Wirtshäusern gesucht, weil D' ihn vorher arretiert hast
und er allein den Arrest nit gefunden hat!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Gemütlich"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1907
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1912
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 127.1907, Nr. 3253, S. 262
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg