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Doch der Lahn, der Deine Wurst' und Schinken
Einverleibt auch jetzt noch ohne Rast,
Dient aktiv. Ich brauche nur zu winken.
And Du siehst die Folgen Deiner Mast!"
Adjutanten, Ordonnanzen flogen.
And in einer Viertelstunde schon
War zur Stelle, schneidig angezogen,
Lahn, Alan der dritten Eskadron.
Rund und auch fettglänzend vor sich steh'n.
And sie rief: „Auch der ist wohlgeraten.
Als Ersatzmann nehme ich auch den!"
Freundlich hat der General gewunken,
Ida blieb „getröstet" — wie man's nennt -
Ihr Lysol blieb schließlich ungetrunken,
Ihr Alan blieb Schinkenkonsument.
Schaeffer.
Ein Stiefkind
„ Wie sieht denn
der große Junge in
seinem neuen Anzug
aus! Der ist ihm ja
viel zu kurz und zu
eng!"
„In wissen S',
sein jüngerer Bru-
der ist nämlich der
Liebling der Eltern,
und deshalb muß der
Große immer die
abgelegten Klei-
der von dem Klei-
nen tragen!"
Der 2lb reffenfcbreiber.
mar einmal ein Schreiber; der konnte täglich bei zweitausend
Adressen schreiben. Gbwohl das eine ganz außergewöhnliche
Leistung war, führte er doch ein recht kümmerliches Dasein. Er
hatte das liebe Brot, sonst nichts, und mußte noch Geringschätzung
einstecken dafür, daß er nichts anderes konnte, als Adressen schreiben.
Doch dieses focht den Schreiber nicht weiter an, und wenn des
Tages mühevolle Arbeit getan war, so flüchtete er in eine Welt,
wo er in erborgtem Glanze schwelgen konnte — nämlich in das
Reich der Phantasie. Alles, was er von seinem ljrmgerlohne er-
übrigen konnte, legte er in Büchern an, und halbe Rächte saß er
dann, um sich drein zu versenken.
Und einmal auch, da hatte er einen Roman; der handelte von
eineni verwegenen Freibeuter, der Länder und Ukeere durch seine
Rühnheit beherrschte.
„Sei er nun edel oder ein Verbrecher" — so hieß es in dem
Buche — „immer wird eine großzügige, kleinliche Bedenken ver-
achtende Tat die Menschheit zur rückhaltlosen Bewunderung
zwingen gegenüber der platten Alltäglichkeit, die kaum höher ge-
schätzt zu werden verdient als die Tätigkeit eines Zugtieres."
Mit brennenden Augen las der Schreiber und las immer
weiter, plötzlich aber sprang er aus und ging voll flammender
Begeisterung in seinem Zimmerchen auf und ab.
„Ja, ja," murmelten seine fiebrigen Lippen, „die Großtat ist
es, die den Ukenschen über seine Sphäre hinaushcbt!"
Und er setzte sich hin und schrieb noch zweihundert Adressen.
Egalis.
T
Doch der Lahn, der Deine Wurst' und Schinken
Einverleibt auch jetzt noch ohne Rast,
Dient aktiv. Ich brauche nur zu winken.
And Du siehst die Folgen Deiner Mast!"
Adjutanten, Ordonnanzen flogen.
And in einer Viertelstunde schon
War zur Stelle, schneidig angezogen,
Lahn, Alan der dritten Eskadron.
Rund und auch fettglänzend vor sich steh'n.
And sie rief: „Auch der ist wohlgeraten.
Als Ersatzmann nehme ich auch den!"
Freundlich hat der General gewunken,
Ida blieb „getröstet" — wie man's nennt -
Ihr Lysol blieb schließlich ungetrunken,
Ihr Alan blieb Schinkenkonsument.
Schaeffer.
Ein Stiefkind
„ Wie sieht denn
der große Junge in
seinem neuen Anzug
aus! Der ist ihm ja
viel zu kurz und zu
eng!"
„In wissen S',
sein jüngerer Bru-
der ist nämlich der
Liebling der Eltern,
und deshalb muß der
Große immer die
abgelegten Klei-
der von dem Klei-
nen tragen!"
Der 2lb reffenfcbreiber.
mar einmal ein Schreiber; der konnte täglich bei zweitausend
Adressen schreiben. Gbwohl das eine ganz außergewöhnliche
Leistung war, führte er doch ein recht kümmerliches Dasein. Er
hatte das liebe Brot, sonst nichts, und mußte noch Geringschätzung
einstecken dafür, daß er nichts anderes konnte, als Adressen schreiben.
Doch dieses focht den Schreiber nicht weiter an, und wenn des
Tages mühevolle Arbeit getan war, so flüchtete er in eine Welt,
wo er in erborgtem Glanze schwelgen konnte — nämlich in das
Reich der Phantasie. Alles, was er von seinem ljrmgerlohne er-
übrigen konnte, legte er in Büchern an, und halbe Rächte saß er
dann, um sich drein zu versenken.
Und einmal auch, da hatte er einen Roman; der handelte von
eineni verwegenen Freibeuter, der Länder und Ukeere durch seine
Rühnheit beherrschte.
„Sei er nun edel oder ein Verbrecher" — so hieß es in dem
Buche — „immer wird eine großzügige, kleinliche Bedenken ver-
achtende Tat die Menschheit zur rückhaltlosen Bewunderung
zwingen gegenüber der platten Alltäglichkeit, die kaum höher ge-
schätzt zu werden verdient als die Tätigkeit eines Zugtieres."
Mit brennenden Augen las der Schreiber und las immer
weiter, plötzlich aber sprang er aus und ging voll flammender
Begeisterung in seinem Zimmerchen auf und ab.
„Ja, ja," murmelten seine fiebrigen Lippen, „die Großtat ist
es, die den Ukenschen über seine Sphäre hinaushcbt!"
Und er setzte sich hin und schrieb noch zweihundert Adressen.
Egalis.
T
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der kluge Feldherr" "Ein Stiefkind"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1908
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1913
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 129.1908, Nr. 3305, S. 256
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg