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Der © r b e rt.

809

U|ib studiert, übersieht den perrn Pfarrer, der ihm auf der Straße

Dose zum Schnupfen anbietet, und sitzt nachts so und so oft
aufrecht im Bett, mit den pänden große Reden haltend, sodaß
chn die Bürgermeisterin manchmal geängstigt aufweckt und ernst-
Uch um seine Gesundheit bangt.

Aber er spitzt dann bloß pfiffig lächelnd den Mund, zwickt ein
Aug' zu und meint: „wart' nur, ich hab's schon bald heraus —
^ann sollst Du's hören I Aber ein Geheimnis ist's, ein strenges
Geheimnis!" Ihr läuft's vor Gruseln eiskalt über den Buckel
hinunter. Tief seufzt sie auf, legt sich auf die andere Seite und
schläft wieder ein.

Endlich hat er's heraus, und in einer stillen Abendstunde beim
^espertrunk im Gärtl hinterm paus vertraut er ihr's an, nach-

sie feierlich hat versprechen müssen, es keiner Menschen-
hai' mitzuteilen.

Weil es sie aber zerreißen tat', wenn sie's ganz allein für
sich behalten müßt', die lange Zeit, so erzählt sie's wenigstens
denn Melken ihrer Lieblingskuh, der Blaßl, die große Augen
dazu macht, aber nichts verrät.

Einen ©rden möcht' er — der £jext Bürgermeister, und
der Fürst einen Kernschuß macht gleich aufs erstemal,
dann kriegt er ihn auch ganz sicher.

So hat sich's der Schützenmeister Loiflfinger ausspekuliert,
darauf arbeitet er jetzt hin mit seinem ganzen Verstand und
seiner ganzen Pfiffigkeit. — Der Zielertoni aber, der größte
schlanke! vom Markt, Hilst mit; denn er ist in's Vertrauen
ll^zogen und hat für einen Goldfüchsen alles versprochen, was
uötjg und möglich ist.

So kommt denn der große Tag. Ejerrlidjcs Wetter, prächtige
Dekoration und ungeheuere Begeisterung vereinigen sich zu einem
Zlänzenden Empfang, von dem der Fürst so erfreut ist, daß er
e>n Bürgermeister freundlich die pand schüttelt und alsbald
'ödjelnb seiner Einladung an die Schießstände folgt.

Loiflfinger macht das tiefste Kompliment, das ihm fein Leibes-
umfang gestattet, und bittet den hohen perrn alleruntertänigst,
das heutige Fest mit einem allergnädigsten Schüsse zu eröffnen zu
geruhen.

Aber der Fürst schüttelt energisch den Kopf: „Nein, nein!"
sagt er bestimmt. „Das werde ich nicht tun! Den zweiten Schuß
meinetwegen! Der erste Schuß gebührt nach altem Recht und
Brauch dem Schützen meist er — und das Alte muß man ehren!"

Dem Bürgermeister wird bald kalt, bald warm; seine Knie
schlottern und er versucht es stotternd noch einmal. Aber der Fürst
lehnt lächelnd mit Entschiedenheit ab — und so kann denn Loifl-
finger nicht mehr anders, als daß er mit zitternden pänden die
Büchse nimmt und abdrückt, obwohl ihm dabei vor den Augen
flimmert.

Der Schuß kracht, und richtig — der Zielertoni jauchzt und
hält die Stange mit seinem fjut in die piche.

„Ein Kernschuß!" schreit alles, und der Fürst gratuliert
dem Bürgermeister, der dazu ein Gesicht schneidet, als ob ihm sein
Todesurteil verkündigt würde. Schon kommt der Toni, der
von weitem nicht gesehen hat, wer geschossen, mit der kleinen
runden, schwarzen Scheibe dahergesprungen und überreicht sie unter
einer gewaltigen Verbeugung dem Fürsten.

„Brav," sagt dieser, „brav, lieber Bürgermeister — das ist ja
ein famoser Schuß I"

Er nickt huldvoll und dreht dabei zufällig die Scheibe um.
Da auf einuial nimmt sein Gesicht einen ganz anderen Ausdruck
an. Dann mißt er den unseligen Loiflfinger mit einem kalten
Blick vom Scheitel bis zur Sohle, sagt kurz: „Schießen fortsetzenI
Ich verzichte auf meinen Schuß!" und wendet sich zum Gehen.

Rückwärts auf der Scheibe aber steht mit großen derben
Lettern: „Kernschuß, den ;5. August ;y08, abgegeben von Seiner
poheit unserem Allergnädigsten Landesvater. Es lebe der Durch-
lauchtigste Schütze!" A. Lovik.


Diabolo.

„Unlängst eile ich zu Professor Meier, um ihm eine wichtige
^Utdeckung zu zeigen. Im Garten spielen seine drei Buben
'«bolo, so daß ich nur mit Mühe zur Haustür' gelange.

. . Im Vorzimmer treffe ich das Stubenmädchen an — es spielt
Diabolo. „Kann ich den Herrn Geheimrat sprechen?" frage
ich — „Bitte, mit mir zu kommen!" sagt sie, und ich folge ihr im
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Diabolo"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1908
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1913
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Diabolospiel
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 129.1908, Nr. 3309, S. 309
 
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