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. Ob's i» der alten Römerzeit wohl auch schon Universitäten gegeben hat?" — „Unsinn — damals
war ja 's Bier noch gar nicht erfunden."

Der verwunschene Prinz. •8s=5-«---

S war eilt armes einfältiges Mägdelein. In Sorgen und
sonnenlos war es im kfinterhause herangewachsen und
dann, blutjung noch, zu harten Leuten in Dienst gekommen.

Nun saß es noch spät in der Nacht, heimlich, und las in dem
alten zerflederten Märchenbuche, das es neulich im Bodenrummel
gefunden hatte.

Ls las, bis das Dllämxchen qualmend verloschen war; dann
sah es nachdenklich hinaus in den !fof, wo die Linde im Monden-
scheine flüsterte.

Mußte denn alles bloß in alten Zeiten so schön Hpwesen sein?
Konnte nicht heute noch solch' armes Dirnlein einmal aus Staub
und Asche emporsteigen? Wozu liefen denn in der Welt die ver-
wunschenen Prinzen umher? Und hatte die alte Pate nicht im
Kaffeesätze gelesen, daß ihr ein großes Glück zuteil werden müsse?
War sie nicht überdies au einem Sonntage geboren?

Ze länger sie darüber nachdachte, um so tiefer schlug es
Wurzel in dem kleinen trüben Gehirn, daß irgendeine wundervolle
Überraschung ihrer warte und daß noch einmal was ganz Be-
sonderes aus ihr herausschlüpfen müsse wie der Schmetterling aus
der Raupe.

Wer weiß, dachte sie, ob nicht heute nacht schon, wo der
Vollmond alles mit so zauberhaftem Glanze überschüttete, daß es

sogar im Mullhaufen gliß wie eitel Gold, ob nicht heut' nacht
schon sich alles erfüllen würde?

Und wirklich, da kam es auch schon vom Mull her über den
thof gehuscht, geradeswegs los auf ihr Fenster. Ls war eine Ratte,
eine große rötliche Ratte, deren nasses ^el! im Mondlichte schim-
merte, und, wie das Mädchen sie näher betrachtete, da war es
ihm, als trüge sie zwischen den Dhren ein zackiges Krönlein.

Und als das Tier nun sich niedersetzte und bedeutungsvoll
nach dem Fenster herüberlugte, als es dann nickte und dabei zierlich
den Schnurrbart drehte, da schoß es ihr wie eine Erleuchtung
unter der Stirn hin: „Das ist er!"

Zart und vorsichtig brockte sie dem Prinzen einige Brotkrumen
hin. Lr kam näher, schnupperte und ließ sich's dann schmecken.

Nach ein paar Abenden war er schon zutraulicher, kletterte
auf's Fensterbrett und nahm ihr die Bissen aus der Vaud.

Wie verwandelt war sie seitdem. Sie psiff beim Stiefel-
wichsen und trällerte beim Scheuern, und behaglich streckte und
dehnte sie sich nachts, als läge sie schon auf seidenem Pfühle, und
dann träumte sie von sechsspännigen Karossen, von Lakaien und
Brautjungfern. —

Lines Abends hetzte ein abscheulicher schwarzer Kater hinter
dem Prinzen her, daß er gerade noch knapp zu ihr in die Kammer

—•«§>• Gegenbew eis. —
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Gegenbeweis"
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Serientitel
Fliegende Blätter
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Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Wagner, Wolfgang
Entstehungsdatum
um 1910
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1920
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 133.1910, Nr. 3389, S. 4
 
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