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Doch jener stellte ihm ein Bein
Und sagte weiter nichts als : „Schwapp !“
Schlug ihm dabei den Schädel ein
Und ging befriedigt wieder ab. — —
Zum Ehrenbürger von Athen
Ward .Theseus alsobald gemacht,
Dieweil er — haste nicht geseh’n!
Das Laby-Rindvieh umgebracht. —
Und die Moral von der Geschieht’:
Ein Rindvieh fresse Menschen nicht!
Geschieht dies aber umgekehrt,
Dann ist’s erlaubt und ehrenwert!
Otto Sommerstorff.
Maliziös. /SO
Das Frühlinaswerk.
„9hm, Herr Baron, wie gefallen Ahnen die Töchter des
Hauses?" — „Ach, man sollte sie eigentlich nicht voneinander
trennen."
*7^
Begeisterter rief eine große Versammlung ein. „Ver-
ehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger I" sagte er. „Der
Frühling ist etwas so Gewaltiges und Erhabenes, ein
so herrliches Gottesgeschenk, daß man ihn jedes Jahr mit Fanfaren
und Lobgesängen empfangen sollte. Denken Sie, diese tsimmels-
gnade, uns aus der gestorbenen Erde, die ja auch einmal nicht
mehr erwachen könnte, immer wieder neues blühendes Leben,
neue Blumen und Knospen, die Träger neuer Früchte erstehen zu
lassen, alles uns zu ersetzen und zu verjüngen, was uns im letzten
Jahre verwelkt und gealtert ist! Ich meine, auch wir sollten
uns zusannncntun und dem Frühling zu Ehren unserseits nach
Menschenkräften ein gewaltiges Werk aufrichien, irgend etwas
Großes und Erhabenes, ein Bleibendes, das nicht stirbt, sondern
sich immer wieder verjüngt. Ich weiß in diesem Augenblick noch
nicht, was. Ich möchte auch den schöpferischen Gedanken von
Ihnen allen nicht vorgrcisen. Aber es müßte ein großes Denkmal
der Nächstenliebe werden — von Millionen für Millionen — ein
Frühlingswerk — ein Frühlingsdank I"
Tosender Beifall lohnte den Redner. Die Idee, die er aus-
gestreut, schlug sofort in Tausenden von warmen begeisterten
lserzen, in 6u»derten von phantasiebcgabtcn Köpfen Wurzel. Die
Vorschläge, die Anregungen überbotcn sich. Jeder wollte etwas
Größeres, etwas Mächtigeres, etwas Weiterschauendes geschaffen
wissen.
Da trat ein schlichter Mann aus das Podium und bat um
Gehör.
„Rur eine Minute, meine geehrten Rerrschaften! — Ich will
den flutenden Strom der Begeisterung nicht dämmen, ich will
Sie nicht aushalten, etwas Ganzes und ungemein Großes zu
begründen, aus dem Schoße der Zukunft etwas des Frühlings
Würdiges zu heben... was wäre seiner würdig genug! Aber
Doch jener stellte ihm ein Bein
Und sagte weiter nichts als : „Schwapp !“
Schlug ihm dabei den Schädel ein
Und ging befriedigt wieder ab. — —
Zum Ehrenbürger von Athen
Ward .Theseus alsobald gemacht,
Dieweil er — haste nicht geseh’n!
Das Laby-Rindvieh umgebracht. —
Und die Moral von der Geschieht’:
Ein Rindvieh fresse Menschen nicht!
Geschieht dies aber umgekehrt,
Dann ist’s erlaubt und ehrenwert!
Otto Sommerstorff.
Maliziös. /SO
Das Frühlinaswerk.
„9hm, Herr Baron, wie gefallen Ahnen die Töchter des
Hauses?" — „Ach, man sollte sie eigentlich nicht voneinander
trennen."
*7^
Begeisterter rief eine große Versammlung ein. „Ver-
ehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger I" sagte er. „Der
Frühling ist etwas so Gewaltiges und Erhabenes, ein
so herrliches Gottesgeschenk, daß man ihn jedes Jahr mit Fanfaren
und Lobgesängen empfangen sollte. Denken Sie, diese tsimmels-
gnade, uns aus der gestorbenen Erde, die ja auch einmal nicht
mehr erwachen könnte, immer wieder neues blühendes Leben,
neue Blumen und Knospen, die Träger neuer Früchte erstehen zu
lassen, alles uns zu ersetzen und zu verjüngen, was uns im letzten
Jahre verwelkt und gealtert ist! Ich meine, auch wir sollten
uns zusannncntun und dem Frühling zu Ehren unserseits nach
Menschenkräften ein gewaltiges Werk aufrichien, irgend etwas
Großes und Erhabenes, ein Bleibendes, das nicht stirbt, sondern
sich immer wieder verjüngt. Ich weiß in diesem Augenblick noch
nicht, was. Ich möchte auch den schöpferischen Gedanken von
Ihnen allen nicht vorgrcisen. Aber es müßte ein großes Denkmal
der Nächstenliebe werden — von Millionen für Millionen — ein
Frühlingswerk — ein Frühlingsdank I"
Tosender Beifall lohnte den Redner. Die Idee, die er aus-
gestreut, schlug sofort in Tausenden von warmen begeisterten
lserzen, in 6u»derten von phantasiebcgabtcn Köpfen Wurzel. Die
Vorschläge, die Anregungen überbotcn sich. Jeder wollte etwas
Größeres, etwas Mächtigeres, etwas Weiterschauendes geschaffen
wissen.
Da trat ein schlichter Mann aus das Podium und bat um
Gehör.
„Rur eine Minute, meine geehrten Rerrschaften! — Ich will
den flutenden Strom der Begeisterung nicht dämmen, ich will
Sie nicht aushalten, etwas Ganzes und ungemein Großes zu
begründen, aus dem Schoße der Zukunft etwas des Frühlings
Würdiges zu heben... was wäre seiner würdig genug! Aber
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Minotaurus" "Maliziös"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1911 - 1911
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 134.1911, Nr. 3431, S. 198
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg