Fliegende Blätter (141.1914 (Nr. 3597-3622))

Dev stille Aechrv.

(Ballade auf den neuen €id)|trid).)

Mm gold’nen Krug sitzt ganz allein
M Gin 0a(t, der ernfthaft blicket,
Die Wirtin Ichenkt ihm freundlich ein,
Kredenzt ihm — jener nicket.

Dann hebt er hoch den hellen trank,
Eäfrt ihn im Lichte blinken,

Betchaut (ein Glas und prüfet lang.
Dann cr(t lieht man ihn trinken.

So läfot er durch die gold'ne Slut
Des Lichtes Strahl erft schieben,

Um dann mit freudigerem Mut
Doch höher zu genietren.

(Darum er’s tut, und wer es (ei,

Zu raten nicht (o leicht ist
Der Mann ist von der Polizei,

Sieht nach, ob ’s Glas geeicht ist!

Die Naturfreunde.

Alpenwirt (zu den Touristen, die seit vier Stunden
wegen des Nebels kneipen): „Meine Herren, der Nebel hat sich
verzogen, eben bricht die Sonne durch die Wolken!" — „Famos!
Schicken Sie uns 'mal die Kellnerin • . . daraufhin trinken wir
noch eins!" _

Gewissen Poeten.

CXat der Adler — rauscht er auf geflügelt,
Sich zuvor die Federn aufgebügelt?

Hat die Lerche, wenn sie jubiliert,

3e den Schnabel sich vorher lackiert?

Singt auch ihr, wie euch die Schnäbel wachsen!
Laßt von allen Schnörkeln, allen Faxen!

Auch das Tiefste, sagt es klar und schlicht.
Bringt uns keinen Nebel, bringt uns Licht!

Reinhar- Volker.

Die Probe.

Barbier (triumphierend zu der ängstlichen Patientin,
nachdem er kräftig an dem kranken Zahn gezogen hat): „Haben
Sie nun den geringsten Schmerz gespürt?" — „Nein! Ist der
Zahn jetzt heraus?" — „Noch nicht! Aber sehen Sie... so
geht's ungefähr!"

Auf der Hochzeitsreise.

Sara: „Endlich allein." - Moritz: „Wie heißt allein?
Wir sind doch zu zweit."

Znr Mode.

„Ihre Modekari-
katuren, Herr Pizel,
sind wirklich sehr ge-
lungen ! Ich frage
mich bloß, wo Sie alle
diese ulkigen Modelle
dazu finden?"