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Das Exrrafcbiff. S

^sH as Extraschiff steht auf dem Fahrplan unter der Spalte:
Fakultativ. - Ich paßte eiue Woche laug auf: Drei Tage
fuhr es. und vier Tage fuhr es nicht. In der nächsten Woche war
es umgekehrt: viermal fuhr es und dreimal nicht. Und in der dritten
Woche fuhr es überhaupt nicht. — Da schrieb ich an die Direktion,
ich wollte hie und da das Extraschiff benützen und möchte wissen,
wie man feststellen könne, ob es fahre oder nicht.

Das sei ganz einfach, kain's zurück, wenn das Wetter schön
sei, fahre es.

Ich paßte wieder auf, bis ein wolkenloser Tag kam. Da
wollte ich das Ertraschiff benützen. Jedoch es kam nicht.

Also wieder eine Aarte an die Direktion: Wieso, weshalb,
warum ... ?

Ja, hieß es, das schöne Wetter sei ganz im Widerspruch
mit dem Barometerstand gewesen. Und das Extraschiff richte sich
eben nach dem Barometer. Sobald der über siebenhundertvierzig
Ukillimetcr stehe, fahre das Schiff sozusagen automatisch.

Also wartete ich auf die siebcuhundertvierzig lUillimcter.
Eines Tages stand es auf fiebeuhundertfünfundvierzig. Da nahm
ich Weib und Kind und meinen Sonntagsstaat und pilgerte zum
Landungssteg. Aber das Extraschiff blieb aus.

Eiue Aarte also: verehrte Direktion! Warum, wieso, wes-
halb . . .?

Postwendend kam die Antwort: Mb ich nicht gesehen hätte,
daß Wolken am Himmel standen usw. . . .

Also wartete ich auf einen wolkenlosen Tag mit siebenhuudert-
füufzig Millimeter Barometerstand und — auf das Ertrafchiff.
Wieder kam es nicht.

Dafür kam meine vierte Aarte an die Direktion: weshalb,
wieso, warum . .. ?

Aber geehrter Herr, so lautete die Antwort, es sei doch selbst-
verständlich, daß das Schiff nur bei genügender Beteiligung fahre.

Also rüstete ich beim nächsten wolkenlosen Tag mit sieben-
hundertfünfzig Millimeter Barometerstand meine sämtlichen Ver-
wandten und Bekannten ausflngsmäßig aus, um die nötige Teil-
nehmerzahl aufzubringen. Wir garnierten stundenlang den Lan-
dungssteg. Aber das Extraschiff kam nicht.

Fünfte Aarte: weshalb, wieso, warum . . . ?

Es sei doch nicht die entsprechende Teilnehmerzahl gewesen.

Sechste Aarte: Wie viele denn entsprächen?

Das ergäbe sich aus einer Multiplikation der Schiffstonnage
mit der Anzahl der Besatzungsköpfe, vermindert um den jeweiligen
Barometerstand, und dividiert durch die herrschende Temperatur
nach Lelsius.

Ich stellte am nächsten schönen Tag diese Berechnung mit
Hilfe des Mathematikers einer Versicherungsgesellschaft gegen
Unfälle aus Jähzorn an, erhielt die Ziffer siebenundfünfzig, brachte
diese Leute rechtzeitig auf die Beine und wartete am Landungs-
steg. Aber das Schiff kam nicht.

Also siebente Aarte: Weshalb, wieso, warum...?

Und da kam's heraus: Nämlich erstens, ich fei ein unleid-
licher Arakeeler, der ohne Not der Schiffahrtsgesellschaft das Leben
schwer mache. Und zweitens, was das Extraschiff betreffe, so
fahre es, wie jedes Extraschiff, wann es eben wolle. Das sei
eine berechtigte Eigenschaft aller Extraschiffe, und die Gesellschaft
habe keine Macht darüber. jrig Müller.

—>— W ewissenhaf t. —

Ort der Handlung: Ein Wagen der Münchener Straßenbahnlinie 2 (Nordring). Zeit der Handlung:
Fünf Minuten nach Mitternacht. Der Wagen hält am nördlichen Hosgartentor. Der Schaffner ruft
aus: „Hofgartentor, Kunst verein!" ,___

Prote st.

K u n d e (im Auskunftsbureau,
entrüstet): „Was, fünf Mark soll
ich für die Auskunft zahlen. . und
noch dazu für eine solch' miserable?"

Unvcrfrore u.

Richter (zum Angeklagten, der
jahrelang Veruntreuungen begangen
hat): „Ihrer Frau haben Sie Toi-
letten gekauft, die fünfhundert Mark
und mehr kosteten; ist das nicht
eine maßlose Verschwendung?"

Angeklagter: „Nun, Herr

Richter, bei diesem Einkommen..!"

Der Luftkurort.

„Wie hoch ist Ihr Ort eigentlich gelegen?" — „Wie's
die Herrschaften wünschen —- bei Nervenschwache' rechne'
ma gewöhnlich über'm Meeresspiegel; bei Brustschwache'
über'm Gemeindevorsteher seiner Dungatlach'n."

I » Gedanke ».

Chef (als er das Offert einer
Tippmamsell gelesen, zuni Proku-
risten): „Der lassen Se abschreiben,
die nehmen wir nix. . da kriegten
wir ä' verliebtes Ding, das Offert
hat se geschlossen mit 10000 Küssen!"

Höchste Zerstreutheit.

„Warum ist denn der Professor
so spät zum Fest gekommen? Ist
seinem Auto etwas zugestoßen?"

„Das nicht, aber er hat ver-
gessen, den Motor anzukurbeln, und
hat es erst nach einer Stunde ge-
merkt !"

—«-i Künstliche Frequenz. —

Handwerksbursche: „Sapperlott, das is gut 'naus'gangen. Ein klein bißl Hab' ich in den
Kurgarten 'neing'schaut, gleich kommt einer daher und fragt mich nach meinem Namen. Ich Hab' schon
gemeint, ich werd' eing'sperrt, derweil haben sic mich auf die Kurliste gesetzt."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Luftkurort"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Hesse, Rudolf
Entstehungsdatum
um 1914
Entstehungsdatum (normiert)
1909 - 1919
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Luftkurort
Urlauber
Kurgast

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 141.1914, Nr. 3597, S. 10
 
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