Im Theater.
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Verschärfte Strafe.
Mann: „Oho, weil ich mich habe verleiten lassen, der Köchin
einen Kuß zu geben, soll ich Dir gleich einen neuen Pelzmantel
kaufen? Das ist eine harte Buße!" — Gattin (sanft): „Bedenke,
Otto, Du bist . . . rückfällig!"
FrauSchniefkc: „KennenSe denn de Prinzessen Eboli?"
Frau Piefke: „Wat wer' ick ihr nich kennen? Se is mich ja
noch zwee Salzheringe und eenen Limbnrjer Käse schuldig?"
Ei» Heuchle r.
„ ■ . Wie, heute bin ich erst von der Reise zurückgekehrt, und
da willst Du gleich in die Kneipe gehen?" — „Ja weißt Dn,
liebe Frau, während Deiner Abwesenheit war ich nämlich so be-
trübt ,. da bin ich jeden Abend zn Hause geblieben!"
Viel verlangt.
Bahnwärter: „Heda, das Überschreiten der Gleise ist ver-
boten!" — Spaziergänger: „Entschuldigen Sie, der Wind hat
meinen Hut entführt!" — Bahnwärter: „Ganz egal; da müssen
S' halt warten ■ . . vielleicht dreht sich der Wind!"
t=^ Hochmodernes Märchen.
E^err Miesel war sehr unglücklich.
tjattc kein Geld, keine Stel-
lung, keine Protektion — wohl aber
den Rheumatismus, eine Masse Schul-
den und ein Grammophon in der Nach-
barschaft.
Pumpversuche und Kneippkuren miß-
langen ihm. Nur die krächzenden
Schauertöne des gZuälinstruments ge-
diehen immer vorzüglicher.
Kein wunder, wenn Miesel misel-
süchtig wurde.
Eines Winterabends saß er in seinem
ungeheizten Zimmer und wünschte sich
eine Zigarre. Dabei entschwand das
Tageslicht — schnell wie ein punderter
aus einem Portemonnaie. Er zündete
die Petroleinnlampe an; sie brannte
schwach und rauchte stark.
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Tieftraurig schlug er einen Band
moderner Gedichte auf — tiestraurig
schlug er ihn wieder zn und seufzte.
Dann versank er in Schweigen.
Nach einer halben Stunde kam ein
gepreßtes „Ja, ja 1" von seinen Lippen.
Als aber eine volle Stunde um war,
richtete er sich plötzlich auf und sagte
entschieden: „... 0 jerumI"
Da, mit einem Male kam es ihm vor,
als ob ein Schein den Raum erhellte -
und so war es auch. Das Zimmer er-
füllte ein fahles, ungewisses, bläuliches
Licht, wie es manche moderne Maler
gerne über ihre Figuren breiten, damit
man deren verzeichnete Glieder nicht so
genau sieht.
Als Miesel sich umwandte, erblickte
er zu seiner nicht geringen Überraschung
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Verschärfte Strafe.
Mann: „Oho, weil ich mich habe verleiten lassen, der Köchin
einen Kuß zu geben, soll ich Dir gleich einen neuen Pelzmantel
kaufen? Das ist eine harte Buße!" — Gattin (sanft): „Bedenke,
Otto, Du bist . . . rückfällig!"
FrauSchniefkc: „KennenSe denn de Prinzessen Eboli?"
Frau Piefke: „Wat wer' ick ihr nich kennen? Se is mich ja
noch zwee Salzheringe und eenen Limbnrjer Käse schuldig?"
Ei» Heuchle r.
„ ■ . Wie, heute bin ich erst von der Reise zurückgekehrt, und
da willst Du gleich in die Kneipe gehen?" — „Ja weißt Dn,
liebe Frau, während Deiner Abwesenheit war ich nämlich so be-
trübt ,. da bin ich jeden Abend zn Hause geblieben!"
Viel verlangt.
Bahnwärter: „Heda, das Überschreiten der Gleise ist ver-
boten!" — Spaziergänger: „Entschuldigen Sie, der Wind hat
meinen Hut entführt!" — Bahnwärter: „Ganz egal; da müssen
S' halt warten ■ . . vielleicht dreht sich der Wind!"
t=^ Hochmodernes Märchen.
E^err Miesel war sehr unglücklich.
tjattc kein Geld, keine Stel-
lung, keine Protektion — wohl aber
den Rheumatismus, eine Masse Schul-
den und ein Grammophon in der Nach-
barschaft.
Pumpversuche und Kneippkuren miß-
langen ihm. Nur die krächzenden
Schauertöne des gZuälinstruments ge-
diehen immer vorzüglicher.
Kein wunder, wenn Miesel misel-
süchtig wurde.
Eines Winterabends saß er in seinem
ungeheizten Zimmer und wünschte sich
eine Zigarre. Dabei entschwand das
Tageslicht — schnell wie ein punderter
aus einem Portemonnaie. Er zündete
die Petroleinnlampe an; sie brannte
schwach und rauchte stark.
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Tieftraurig schlug er einen Band
moderner Gedichte auf — tiestraurig
schlug er ihn wieder zn und seufzte.
Dann versank er in Schweigen.
Nach einer halben Stunde kam ein
gepreßtes „Ja, ja 1" von seinen Lippen.
Als aber eine volle Stunde um war,
richtete er sich plötzlich auf und sagte
entschieden: „... 0 jerumI"
Da, mit einem Male kam es ihm vor,
als ob ein Schein den Raum erhellte -
und so war es auch. Das Zimmer er-
füllte ein fahles, ungewisses, bläuliches
Licht, wie es manche moderne Maler
gerne über ihre Figuren breiten, damit
man deren verzeichnete Glieder nicht so
genau sieht.
Als Miesel sich umwandte, erblickte
er zu seiner nicht geringen Überraschung
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Hochmodernes Märchen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1914
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 141.1914, Nr. 3615, S. 231
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg