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Strickstub'. gs
pinnstub' war sunscht alleweil
Owends for die Mädcher,
Awer in d'r Kriegeszeit
Schweige' alle Rädcher.
Ringsum liege' ufgehäuft
Knäu'l vun Wollefade' —
Alle Mädcher stricke' jetzt
Strümp' for die Soldate'.--
An' d'r alte Schustersfranz
Loßt sei' Pech un' Pfrieme':
Zu de' Mädcher muß er hin
Met d'r Zieh-am-Rieme'*)-
Spielt so scheen die „Wacht am Rhei'
An' den „Kamerade'" —
Äei, do wachse' flink die Strümp',
Strümp' sor die Soldate'! — —
Tapper klingt d'r Mädchersang
Dorch die niedre Stube'.
Freilich: Sunscht war's luschtiger
- 's fehle' halt die Bube'!
Mancher Wunsch un' manche Trän
Insgeheem gerate'
In die Masche' vun de' Strümp',
Strümp' for die Soldate'.
*) Ziehharmonika.
Krampus.
(Die Xanthippe.) „Seit einiger Zeit höre ich unfern kranken Nachbar gar nicht mehr husten!"
„Ist mir auch schon ausgefallen! Da ist er entweder in der Besserung . . oder die Frau hat's ihm verboten!"
Der Tod.
«Lin Gedicht.
'lut dampft vom Schlachtfeld auf und wird zur roten Wolke.
«Line weiße Wolke aus Tränen der kfeimat segelt heran.
Weiß fließt zu Rot — eine Fahne schwingt rot-weiß über
dem Schlachtfeld. Der Fahnenschaft ist ein langes Kanonenrohr.
Und der es schultert, ist der Tod.
Langsam wandelt er über das Feld. Tastend folgt ihm der
Abend. Stöhnen und Schreie ringeln sich drosselnd um seinen ksals.
Aber der Tod macht ein Zeichen. Da fallen die Knäuel der
Schreie vom Nacken des Abends. Die Sterbenden richten sich auf.
Die Augen dachen sie vor dem Glanz des Todes:
„<D Tod. so gewaltig bist du? Das wußten wir nicht."
„G Tod, so schön bist du? Das wußten wir nicht."
„B Tod, wir fürchteten dich und kannten dich nicht."
„(D Tod, seit einem halben Jahrhundert nahtest du uns, in
Limonaden verdünnt, von Ärzten zerredet, zerbröselt, und picktest
uns gähnend aus Kehrichthaufen von Medizinen und Flaschen,
bis es kein Sterben mehr war, sondern ein Modern."
„D Tod, wie warst du ein tguäler, von flennenden Tanten
an glattgestrichenen Betten umstanden."
„(D Tod, den wir als Schergen nur kannten, du hast dich
uns heute als König enthüllt. König, schreite voran, wir folgen
getrost ..." Fritz Müller.
Strickstub'. gs
pinnstub' war sunscht alleweil
Owends for die Mädcher,
Awer in d'r Kriegeszeit
Schweige' alle Rädcher.
Ringsum liege' ufgehäuft
Knäu'l vun Wollefade' —
Alle Mädcher stricke' jetzt
Strümp' for die Soldate'.--
An' d'r alte Schustersfranz
Loßt sei' Pech un' Pfrieme':
Zu de' Mädcher muß er hin
Met d'r Zieh-am-Rieme'*)-
Spielt so scheen die „Wacht am Rhei'
An' den „Kamerade'" —
Äei, do wachse' flink die Strümp',
Strümp' sor die Soldate'! — —
Tapper klingt d'r Mädchersang
Dorch die niedre Stube'.
Freilich: Sunscht war's luschtiger
- 's fehle' halt die Bube'!
Mancher Wunsch un' manche Trän
Insgeheem gerate'
In die Masche' vun de' Strümp',
Strümp' for die Soldate'.
*) Ziehharmonika.
Krampus.
(Die Xanthippe.) „Seit einiger Zeit höre ich unfern kranken Nachbar gar nicht mehr husten!"
„Ist mir auch schon ausgefallen! Da ist er entweder in der Besserung . . oder die Frau hat's ihm verboten!"
Der Tod.
«Lin Gedicht.
'lut dampft vom Schlachtfeld auf und wird zur roten Wolke.
«Line weiße Wolke aus Tränen der kfeimat segelt heran.
Weiß fließt zu Rot — eine Fahne schwingt rot-weiß über
dem Schlachtfeld. Der Fahnenschaft ist ein langes Kanonenrohr.
Und der es schultert, ist der Tod.
Langsam wandelt er über das Feld. Tastend folgt ihm der
Abend. Stöhnen und Schreie ringeln sich drosselnd um seinen ksals.
Aber der Tod macht ein Zeichen. Da fallen die Knäuel der
Schreie vom Nacken des Abends. Die Sterbenden richten sich auf.
Die Augen dachen sie vor dem Glanz des Todes:
„<D Tod. so gewaltig bist du? Das wußten wir nicht."
„G Tod, so schön bist du? Das wußten wir nicht."
„B Tod, wir fürchteten dich und kannten dich nicht."
„(D Tod, seit einem halben Jahrhundert nahtest du uns, in
Limonaden verdünnt, von Ärzten zerredet, zerbröselt, und picktest
uns gähnend aus Kehrichthaufen von Medizinen und Flaschen,
bis es kein Sterben mehr war, sondern ein Modern."
„D Tod, wie warst du ein tguäler, von flennenden Tanten
an glattgestrichenen Betten umstanden."
„(D Tod, den wir als Schergen nur kannten, du hast dich
uns heute als König enthüllt. König, schreite voran, wir folgen
getrost ..." Fritz Müller.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Strickstub'"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1914
Entstehungsdatum (normiert)
1909 - 1919
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 141.1914, Nr. 3616, S. 240
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg