Fliegende Blätter (141.1914 (Nr. 3597-3622))

„Und Friede auf Erden-"

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Teihnachten! — feierlich Ichallt Geläut.

W Durch die Luft raufcht's wie Seraphfchwingen.
Wiederum Gottes Engel fingen :

„Euch ilt geboren der Heiland heut'!"

Wieder, wie einlt den Hirten und Herden,
Bringen fie frohe Botfchaft allen:

„Ehre fei Gott, — und Friede auf Erden,
Und den Menfdien ein Wohlgefallen!"

„Friede auf Erden!" — O Jammer, o Graus!
Herrgott, wie fieht es auf Erden aus!

Rings ein Zerfleifchen, Toben und Morden,
Brennende Städte, plündernde Horden,
Stürzende Mauern, zerberstende Wälle,

Rings das Krachen und Brüllen der Hölle,
Tod und Vernichtung tagein — tagaus.

Tod zu Waller und Tod zu Land —

Selbst durch die Wolken kommt er geflogen,
Taucht aus brausenden Meeres wogen

Zischend empor wie Kraterbrand.

Tod und Verderben überall —

Tod beim Siegen und Tod beim Fall,

Als sollte die Erde entvölkert werden —

Und die Glocken läuten: Friede auf Erden

Herr, du weißt es! Sie haben's gewollt,
Aber wir zahlen der Sünde Sold.

Fremder Blutgier und Leidenlchaft
Opfern wir tausendfach Blüte und Kraft —
Ein Meer von Tränen, ein Meer von Blut,
Keine Ebbe wird dieser Flut!

Und müflen doch alle zugrunde geh'n.
Deutschland aber, das wird belteh'n. —
Herr, mache du der Not ein Ende !

Deine heiligen Engel sende

Und lafle wahr ihre Botschaft werden:

Ehre sei dir — und Friede auf Erden!

T. Refa.