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Fliegende Blätter — 149.1918 (Nr. 3806-3031)

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Nr. 3817
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https://doi.org/10.11588/diglit.4165#0114
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(Zeitgemäß.) „Der Wirt vom Unterbräu ist wirklich ein kolossal höflicher Mann.
Jeden Mittag beim Essen geht er jetzt durch's Lokal und wünscht: „Allerseits schlechten
Appetit!""

Bühne und Leben.

Die Mimen sind Komödianten nur,
Solange sie ans den Brettern steh'n;
Indes so manche im P u b l i k u m
Als Komödianten durch's Leben geh'n.

Auch ans der Bühne des Lebens fallen
manche Stücke nur infolge falscher Be-
setzung durch. —

Hs ist tragisch, wenn eine Schauspie-
lerin als Liebhaberin schlafen geht und als
komische Alte erwacht.

Auch im Leben lachen die Zuschauer
oft an den tragischsten Stellen.

Aas Menschenleben, es ist tragisch
In seines Wesens tiefstem Kern —

Und sicher ist es keine Posse.

Doch Possen spielt's uns manchmal gern.

O. (5. Wnutnloiuicj.

Sehnsucht.

0tef)’n dir im Leben alle Tore offen,
Dann glänzen deine Blicke froh —

Und dennoch suchest du mit leisem Hoffen:
Ist kein verschloss'nes Irgendwo?

_Krampus.

An!

Mildernder N ni st a » d.

Die egoistische Mutter.

„Wie erzielt man auf die einfachste
und billigste Weise Tomaten?" — „Man
stellt sich vor einen Automaten und
wirft einen faulen Witz hinein, dann
wird das ,Au' frei — und es bleiben
die Tomaten!"

Fräulein: „Wenn ich doch endlich 'mal den
Namen „Meier" ablegen könnte!" Herr: „Ich kann
Ihnen leider nicht dazu verhelfen, Fräulein — ich
heiße ja auch Meier!" — Fräulein: „Nun, „Fra n
Meier" — das hört sich ja immer noch viel besser
an als „Fräulein Meier"!"

„Mit der Kleidernot wird's immer
ärger! Jetzt muß ich mir schon alle
paar Wochen eine neue Bluse machen
lassen, damit ich die alte ablegen
kann. . . sonst hätte meine Tochter
wirklich nichts anzuziehen!"

Dao Jubiläum.

er Vorsitzende ist ein schon älterer Richter. Lin jovialer Herr,
den nicht leicht etwas aus der Ruhe bringt. Diese Ligen-
schaft ist nirgends schätzbarer und notwendiger als am Gerichts-
tisch. Freilich geht's vielleicht auch kaum wo schwerer als dort,
immer die Ruhe zu bewahren. Wenn man so — wie heute schon
zwei Stunden lang — mit anhören muß, wie sich die Parteien und
die Zeugen immer hitziger und leidenschaftlicher uni ein altes Ka-
napee streiten, in dem Wanzen gewesen sein sollen, dann möchte
man schon wirklich schließlich aus der Haut fahren. Aber der Herr
Vorsitzende fährt nicht bloß nicht aus der Haut, sondern schmunzelt
sogar immer häusiger und stärker, je lebhafter und unleidlicher es
hergeht und je mehr sich allmählich auch, durch den Lifer der
Parteien mitgerissen, die Anwälte an der allgemeinen Wort- und
Gebärdenschlacht beteiligen.

Die Sache ist nämlich die. Fräulein Lmerentia Staudigl, eine
Dame im ehrwürdigen Alter von 9 f Jahren, ist nnt Hinterlassung
einer einfachen Linrichtung und von ^ f erbberechtigten verwandten
gestorben. Die Auseinandersetzung ging glatt vonstatten bis auf
vorbesagtes Kanapee. Bezüglich dieses Möbelstückes enthielt näm-
lich das sonst sehr gewissenhafte und eingehende Testament keine
Verfügung. Die Hinterbliebenen aber kamen dahin überein, daß

die Base, Frau Barbara Suppenkopf, das Kanapee bekommen sollte
in Anbetracht dessen, daß sie der Lrblafferin im Leben am nächsten
gestanden mar. Nach einiger Zeit indessen, nachdem sie nämlich
das Kanapee vielleicht drei Wochen wörtlich und bildlich „besessen"
hatte, rührte sich eine gewisse Eifersucht in der Frau des Vetters
Lorenz Hapxl und Frau Happl beanspruchte unter Vorführung
wichtiger Gründe das Kanapee für sich. In einem Anfall sonst
nicht immer vorhandenen Edelmuts trat die bisherige Kanapee-
Inhaberin Frau Suppenkopf von dem Besitze zurück und das Erb-
stück wanderte zu Frau Hapxl.

Aber diese sollte nicht viel Freude daran erleben.

Sie mußte bald darauf ausziehen. Als sie ausgezogen war,
bekam sie einen Brief ihres früheren Hausherrn, worin sie dieser
bezichtigte, daß' sie ihm die früher vollkommen ungezieferfreie Woh-
nung nnt Wanzen verseucht habe. Frau Happl bekam einen roten
Kopf und außerdeni beinahe einen Schlaganfall, weil ihr die Wan-
zen direkt auf die Ehre gingen. In einem längeren und sehr hef-
tigen Schreiben wehrte sie sich dagegen aus Leibeskräften. Der
Hausherr aber hatte bereits durch Sachverständige die wanzenhaf-
tigkcit der Wohnung feststellen lassen und verklagte Frau Happl.
So blieb denn dieser, da sie ihr eigenes Gewissen vollkommen wan-

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Zeitgemäß"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Krombach, Paul
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift
Gaststätte <Motiv>
Gastwirt <Motiv>
Gast <Motiv>
Begrüßung <Motiv>
Appetit
Nahrungsmangel
Speise <Motiv>
Lebensmittelqualität

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Fliegende Blätter, 149.1918, Nr. 3817, S. 114

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