Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Fliegende Blätter — 15.1852 (Nr. 337-360)

DOI issue:
Nr. 343
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.2117#0049
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
7.1 Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- T M Erscheine»wöchentlich.Subscriptionspreis! ytr -.ss

_(Ihandlu ngeu, sowie von allen Postämtern und »M-M-«»» für de» Band von 26 Nummern 3fl. 38kr.!^^ _/lu l’:

Zeitungsexpedit ionen angenommen. 2 Jithlr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. od. 3 ggr.

Moderne Romantik.

(Fortsetzung.)

Da kam ihm auf einmal ein Gedanke lieblich und freund-
! lich; er fühlte mit eineni Male keinen Verdruß mehr, keine ihn
! noch jüngst peinigende Eifersucht. — Konnte die weiße Gestalt
oben nicht ein Wesen sein, das voll romantischen Sinnes sich
in diese tiefe Einsamkeit zurückgezogen hatte und um irgend
einer alten lieben Erinnerung willen oder aus natürlicher Sen-
timentalität diese täuschende Mummerei mit dem Schiffer veran-
staltete? konnte es nicht vielleicht ein phantastisches Spiel sein,
um ihre glühend schmachtende Phantasie zu nähren? — Diese
Annahme war ihm so lieb, und er glaubte sie daher so gern.
War nun nicht noch Alles für ihn zu hoffen? Konnte er sich
nicht selbst diesem vielleicht nur aus Mangel und längst gefühl-
tem Bedürfnisse fingirten Liebhaber als wirklichen mit um so !
glücklicherem Erfolge substituiren? — Und mußte dieser Kerl
nicht ein fingirter Liebhaber sein? das himmlische Wesen konnte
unmöglich einem ridiculen Menschen ihre Neigung zugewendet
haben. Spielt das junge Mädchen nicht auch erst mit Puppen,
um sie sehr bald gegen hübsche junge Burschen umzutauschen,
auf die sie nun alle ihre verhaltene Zärtlichkeit ausgießt? —
Ein höchst befriedigender Gedankengang für unfern Helden,
niit dem er seine ganze Fassung und Zuversicht wieder gewon-
nen hatte! — Er eilte dem Schiffer nach, um ihm um jeden
Preis das Geheimniß abznlocken.

„Sagt, lieber Mann, was macht Ihr so spät noch auf
dem Flusse und wozu braucht ihr das Waldhorn da?" begann
Wolf in scheinbar harmloser Neugierde. „Und den Schleier,
den Ihr am Arme tragt?"

„Damit hat es seine besondere Bewandtniß," entgegnete
der Schiffer niit verschmitzter Miene.

„Das glaub ich selbst und möchte sie eben gern kennen."

„Das geht aber nicht so schnell," redete jener ein; „ich
bin zum Schweigen verpflichtet."

„Aber ein gutes Douceur wird Eure Zunge wohl lösen,"
ermuthigte Wolf den geivissenhaften Mann und machte mit
der Hand eine entsprechende Bewegung nach seiner Tasche.

„Nun, Sie sind ein fremder Herr und haben wohl nicht
die Absicht, mich zu verratheu; Sie müssen aber doch Schweigen
versprechen," sagte jener schon etwas bereitwilliger, als er das
Geld klingen hörte und dieser süße Klang die Stimme seines
Gewissens übertäubte.

„Hier meine Hand d'rauf," versicherte Wolf schnell und
exaltirt, der Lösung des großen Räthsels so nahe zu sein, und
schlug seine feine Hand in die breite schwielige Rechte des
Schiffers.

„Topp!" sagte dieser, „es sei; ich muß auf alle Weise mei-
nen Verdienst im Auge haben in dieser schlechten Zeit. Wer
mich bezahlt, dem diene ich. Sie sollen erfahren, was ich da-
von weiß. Es liegt aber noch ein tiefes Geheimniß auf der
ganzen Sache, das auch ich Ihnen nicht lösen kann, und die
Neugierde wird Sie nur noch mehr plagen, wenn Sie den
Anfang von der Geschichte hören, aber nicht das Ende."

„Erzähl' Er nur, was er weiß," rief Wolf ungeduldig;
„das übrige ist meine Sache und wird sich wohl finden."

„Ja wühl, ist das seine Sache und wie er das Ende finden
wird, kann ich mir auch wohl denken," meinte der Schiffer bei
sich, indem ein flüchtiger ironischer Zug um seine Lippen spielte.
„Nun sehen's gnädiger Herr," fuhr er laut fort, „es mag etwa
ein Jahr her sein, da ließ mich der Sternwirth zu sich rufen
und sagte ungefähr so zu mir: „Ich weiß, daß du ein zuvcr- !
lässiger und verschwiegener Kerl bist, Hans, und deßhalb will ich j

7
Image description
There is no information available here for this page.

Temporarily hide column
 
Annotationen