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Fliegende Blätter — 151.1919 (Nr. 3858-3883)

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Nr. 3864
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https://doi.org/10.11588/diglit.4130#0078
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Die Dich unsichtbar macht. Dann kannst Du selbst,
Wenn Dich ein schönes Menschenkind besticht,

Von Irdischen und Göttern ungeseh'n,

Der süßen Zwiesprach’ holde Gunst genießen!“ — —
Hermes, der auch ein großer Schlankei war,

Nahm schnell den Brief und schwang sich vom Olymp.
Doch plötzlich kam ein Adler überquer,

Den Hera — die das Techtelmechtel merkte —

Auf seinem Schleichweg hurtig nachgesandt.

Der fiel den Göttersendling grimmig an,

Riß ihm den Brief heraus und trug ihn fort.

Der Bote, bang vor’m Zorn des großen Zeus,

Bang auch um seine goldene Nebelkappe,

Flog eilig zu und haschte nach dem Aar.

Wie sie so rangen, flatterte der Brief
Dem Vogel aus dem Schnabel und glitt abwärts,
Von keinem wahrgenommen, der da kämpfte. — —i
Nicht fern vom Tor im herrlichen Korinth
Besaß ein Haus der weise Periander,

Der dort assyrische Schriftenkunde trieb.

Er saß gerad’, im Studium tiefgebeugt,

Vor einem Ziegelstein und mühte sich,

Die Zeichen, die drauf eingekritzelt waren,

In reines Griechisch wohl zu übersetzen.

Da flog der Zeusbrief hinter ihm durchs Fenster,

So daß es aussah, als war’ i h m soeben

Der Zettel aus der Tasche leis entglitten. — —

Die Gattin Myrrha, die voll Eifersucht
Die Schritte ihres Ehgemahls bewachte,

Kam just herbei und fand die Niederschrift.

Sie nahm’s mit in die Küche, las es dort

Und war empört. Doch ließ sie sich nichts merken

Und ging um sieben, wie’s im Zettel stand,

Zum Weinschenk Neoptolemos vors Tor.

Dort wartete schon Zeus auf die Geliebte,

Weil er nicht wußte, daß die Post verfehlt war.

Er sah die dichtvermummte Myrrha kommen
Und hielt’s für eine schlaue Mädchenlist,

Daß seine Lais sich so fein verkleidet.

Gleich sprang er hin und schlang den Arm um sie.
Indes die Frau Professor, die da glaubte,

Ihr Mann sei’s, der in der Person sich irrte,

Gab ihm sofort den schönsten Backenstreich,

Der bis hinauf in den Olynvpos klatschte.

Dort hörte Hera diesen festen Knall,

Lief rasch hinzu und freute sich nicht wenig. —
Zeus aber schlich mit hochgeschwollener Wange
Auf einem Umweg durch ein Hinterpförtchen
Ins Götterhaus. Doch als der schlaue Hermes .—

Der tat, als hätt' er alles wohlbesorgt —

Von ihm die goldene Nebelmiitze heischte,

Da schrie der alte Donnerer ergrimmt:

„Heb’ Dich hinweg! Die nächsten acht Tag’ brauch’

Ich selber dringend die Unsichtbarkeit.
Sonst lachen Erd’ und Himmel, Meer und Land
Sich wieder einmal ihren Buckel alle
Voll über Vater Zeus mit dem Gesicht!“ . .

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Botschaft"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Traub, Gustav
Entstehungsdatum
um 1919
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1924
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 151.1919, Nr. 3864, S. 77

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