Klara Boom mußte sich auf den Konrad setzen. Es war ihr
auf eininal ganz eigen zumute. — „Adalbert l" Sie konnte sich
darunter nichts anderes mehr vorstellen als einen Abfallkübcl. —-
„Das ist doch lächerlich!" sprach sie sich zu — und schauderte.
Aber es war auch wirklich lächerlich l bfielt sich der lebende Adalbert
nicht ebenfalls schief, an der einen Seite eingeknickt, an der anderen
ausgebaucht? Dann sein kahler Kopf mit der muldenartigen Ein-
buchtung am Scheitel, die mit schmutzig-grauem Flaum erfüllt schien !
Und die henkelartigen Arme! Daß sie das nicht früher bemerkt
hatte! Erst jetzt, da sie seiner dachte...?! — Und das pocken-
narbige, wie durch Rost zerfressene Gesicht! — „Adalbert!" rief
sie auf einmal aus und mußte hellauf lachen. Gleich darauf aber
schüttelte es sie wieder und sie war deni weinen nahe. Dann aber
riß sie sich zusammen: „Fort mit diesen wahnsinnigen Vorstellungen!"
Und sie zwang sich, mit den Augen einer verliebten sich ihren
Verlobten zu denken. Aber es wurde immer ein Kübel daraus.
Und dann — und dann — etwas stieg ihr in die Rase. Das war
das Ärgste von allem. „Kathi!" rief sie: „Leeren Sie doch den
Adalbert aus!" — © Gott! Es war der letzte Mann. Aber es
war ganz unmöglich. Ls ging wirklich nicht! —
Dann setzte sie sich hin und begrub endgültig ihr Glück. Das
heißt, sie schrieb ihm einen Brief, in dem sie ihm ihr Jawort
zurückgab. Und es war ihr, als sähen ihr alle Dinge im Raume
zu, der Konrad und die Karolinc, der Dagobert und der Bernhard,
die Mathilde und der Max. Und sie alle grinsten höhnisch, als
wollten sie sagen: „Das ist unsere Rache dafür, daß du uns Namen
gabst, die wir gar nicht wollten!"
Die Kathi kam herein, hielt in der einen lfand den vollen
Adalbert, nahm mit der anderen den fertiggeschriebenen Brief in
Empfang und verschwand.
Klara Boom warf sich auf die Mathilde, vergrub ihr Gesicht
in den Max und dachte nach. Die Karoline schlug: „Booni
Boom — Bomm, Bomm, wann ist die Trauung in dem Dom?"
Die Geschwister Adolar, ihre Schuhe, knarrten: „Klara, Klara --
Klara, Klara, wann gehst Du denn mit ihm zum Psarra?"
Als das alte Mädchen erschreckt aufsah, warf ihr der spiegelnde
Sebastian ihr verdutztes Antlitz ziemlich wegwerfend ins Gesicht
und grinste: „Altes Mädchen, altes Mädchen, hast im Kopf zu
viele Rädchen!" —
Da kam die Kathi zurück und rief in die Stube: „Jetzt ist
der Adalbert hin! Ich Hab' ihn auf den Kehrichthaufen geschmissen!"
Aber der Brief war schon aufgegeben. Eberhard weiuenhiller.
Der richtige Platz.
* . rs; r < w. r, e r
„Preise hat die Bande hier! Ganz und gar au«ziehen möchten sie einen." — „Nun ja, dafür ist's ja auch ein Seebad."
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auf eininal ganz eigen zumute. — „Adalbert l" Sie konnte sich
darunter nichts anderes mehr vorstellen als einen Abfallkübcl. —-
„Das ist doch lächerlich!" sprach sie sich zu — und schauderte.
Aber es war auch wirklich lächerlich l bfielt sich der lebende Adalbert
nicht ebenfalls schief, an der einen Seite eingeknickt, an der anderen
ausgebaucht? Dann sein kahler Kopf mit der muldenartigen Ein-
buchtung am Scheitel, die mit schmutzig-grauem Flaum erfüllt schien !
Und die henkelartigen Arme! Daß sie das nicht früher bemerkt
hatte! Erst jetzt, da sie seiner dachte...?! — Und das pocken-
narbige, wie durch Rost zerfressene Gesicht! — „Adalbert!" rief
sie auf einmal aus und mußte hellauf lachen. Gleich darauf aber
schüttelte es sie wieder und sie war deni weinen nahe. Dann aber
riß sie sich zusammen: „Fort mit diesen wahnsinnigen Vorstellungen!"
Und sie zwang sich, mit den Augen einer verliebten sich ihren
Verlobten zu denken. Aber es wurde immer ein Kübel daraus.
Und dann — und dann — etwas stieg ihr in die Rase. Das war
das Ärgste von allem. „Kathi!" rief sie: „Leeren Sie doch den
Adalbert aus!" — © Gott! Es war der letzte Mann. Aber es
war ganz unmöglich. Ls ging wirklich nicht! —
Dann setzte sie sich hin und begrub endgültig ihr Glück. Das
heißt, sie schrieb ihm einen Brief, in dem sie ihm ihr Jawort
zurückgab. Und es war ihr, als sähen ihr alle Dinge im Raume
zu, der Konrad und die Karolinc, der Dagobert und der Bernhard,
die Mathilde und der Max. Und sie alle grinsten höhnisch, als
wollten sie sagen: „Das ist unsere Rache dafür, daß du uns Namen
gabst, die wir gar nicht wollten!"
Die Kathi kam herein, hielt in der einen lfand den vollen
Adalbert, nahm mit der anderen den fertiggeschriebenen Brief in
Empfang und verschwand.
Klara Boom warf sich auf die Mathilde, vergrub ihr Gesicht
in den Max und dachte nach. Die Karoline schlug: „Booni
Boom — Bomm, Bomm, wann ist die Trauung in dem Dom?"
Die Geschwister Adolar, ihre Schuhe, knarrten: „Klara, Klara --
Klara, Klara, wann gehst Du denn mit ihm zum Psarra?"
Als das alte Mädchen erschreckt aufsah, warf ihr der spiegelnde
Sebastian ihr verdutztes Antlitz ziemlich wegwerfend ins Gesicht
und grinste: „Altes Mädchen, altes Mädchen, hast im Kopf zu
viele Rädchen!" —
Da kam die Kathi zurück und rief in die Stube: „Jetzt ist
der Adalbert hin! Ich Hab' ihn auf den Kehrichthaufen geschmissen!"
Aber der Brief war schon aufgegeben. Eberhard weiuenhiller.
Der richtige Platz.
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„Preise hat die Bande hier! Ganz und gar au«ziehen möchten sie einen." — „Nun ja, dafür ist's ja auch ein Seebad."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der richtige Platz"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1921
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1926
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 155.1921, Nr. 3966, S. 35
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg