„Also wirklich, Frau Krott, seitdem Sie das neue Gebiß haben, sind Sie a faszinierende Frau!
äußerste Zeit ist, daß er wieder etwas sagt, Er fragte Marie,
ob sie noch etwas zu verzehren begehre, Lin Stück Torte, etwas
Gebäck? Marie verneint.
Wenn sie doch einmal etwas sagte, daß er darauf eingehen
könnte! Sie antwortet nur und weiß nicht ein Thema in die
Länge zu ziehen.
Sie will also kein Gebäck mehr. Wieder ist Schweigen zwischen
ihnen. Der junge Mann trinkt wieder von seinem Kaffee. ver-
zweiflung ist in seiner Seele. Die Welt ist so groß. Täglich ge-
schieht so Ungeheures. Täglich sterben lsunderttausende, versinken
Schiffe, brechen Großfeuer aus, werden Mörder exekutiert, gehen
Millionen vermögen von einer bsand in die andere. Lr findet
keine (Duelle für ein paar lumpige Worte. Lr sitzt still, stumm
neben Marie.
Ls ist jetzt dreiviertel sechs. Bis uni zehn muß er mit Marie
zusammen bleiben. Dazu ist er verpflichtet. Lr hat sie einge-
laden. Lr kann nicht sagen, daß er weg müsse. Lr will das
auch nicht. Lr hat sich die ganze Woche auf das Zusamniensein
mit Marie gefreut. Aber wenn, wenn er doch nur wüßte, was
er zu ihr sagte? Jetzt ist es dreiviertel sechs. Noch dreieinviertel
Stunden! Wo jede Minute ein Schleifstein ist, an dem sein armes
Gehirn gewetzt wird.
In keiner Minute tritt etwas ein, das ein Anlaß werden
könnte zu einer notwendigen Besprechung, lsin und wieder trinkt
der junge Mann. Alle zehn Minuten fragt er, ob Marie noch
irgendwelche Wünsche habe. Das sind die (Vasen des Abends.
Ganz gelegentlich hat sein Gehirn auch etwas zusammengescharrt,
das sich zu einer formulierbaren Frage verdichtet. Das sind die
Lreigniffe des Abends. . .
Ls würde dem Wesen dieser Skizze durchaus widersprechen,
wenn sie irgend eine Pointe hätte.
Das Geschick sieht streng darauf, daß absolut nichts vor sich
geht, das irgendwie interpretiert, gedeutet, besprochen, psychologisch
erfaßt, logisch zergliedert, erlebt, durchträumt werden könnte.
Das alles könnte dem jungen Mann ja auch nur so passen!
Die Viertelstunden kriechen auch nicht dahin, wie sie das gewöhn-
lich in solchen Fällen tun. Dann wäre der junge Mann einmal
erlöst. Und das könnte ihm auch wieder so passen.
Nein: Fünf Minuten dauern in diesem Cafö tausend Jahre.
Und welche Zeitspanne tausend Jahre sind, das weiß schließlich
jeder aus eigener Lrfahrung
In dieser ungeheuren wüste von Zeit sitzt der junge Mann
der Marie gegenüber und Marie dem jungen Mann und er fragt,
ob sie noch etwas begehre und sie begehrte nichts. Und er will
auch nicht, daß sie etwas begehre, aber er fragt dennoch, ob sie
etwas begehre, weil sich das in lvorte kleiden läßt.
Hans Bauer.
Kom plimen t.
171
äußerste Zeit ist, daß er wieder etwas sagt, Er fragte Marie,
ob sie noch etwas zu verzehren begehre, Lin Stück Torte, etwas
Gebäck? Marie verneint.
Wenn sie doch einmal etwas sagte, daß er darauf eingehen
könnte! Sie antwortet nur und weiß nicht ein Thema in die
Länge zu ziehen.
Sie will also kein Gebäck mehr. Wieder ist Schweigen zwischen
ihnen. Der junge Mann trinkt wieder von seinem Kaffee. ver-
zweiflung ist in seiner Seele. Die Welt ist so groß. Täglich ge-
schieht so Ungeheures. Täglich sterben lsunderttausende, versinken
Schiffe, brechen Großfeuer aus, werden Mörder exekutiert, gehen
Millionen vermögen von einer bsand in die andere. Lr findet
keine (Duelle für ein paar lumpige Worte. Lr sitzt still, stumm
neben Marie.
Ls ist jetzt dreiviertel sechs. Bis uni zehn muß er mit Marie
zusammen bleiben. Dazu ist er verpflichtet. Lr hat sie einge-
laden. Lr kann nicht sagen, daß er weg müsse. Lr will das
auch nicht. Lr hat sich die ganze Woche auf das Zusamniensein
mit Marie gefreut. Aber wenn, wenn er doch nur wüßte, was
er zu ihr sagte? Jetzt ist es dreiviertel sechs. Noch dreieinviertel
Stunden! Wo jede Minute ein Schleifstein ist, an dem sein armes
Gehirn gewetzt wird.
In keiner Minute tritt etwas ein, das ein Anlaß werden
könnte zu einer notwendigen Besprechung, lsin und wieder trinkt
der junge Mann. Alle zehn Minuten fragt er, ob Marie noch
irgendwelche Wünsche habe. Das sind die (Vasen des Abends.
Ganz gelegentlich hat sein Gehirn auch etwas zusammengescharrt,
das sich zu einer formulierbaren Frage verdichtet. Das sind die
Lreigniffe des Abends. . .
Ls würde dem Wesen dieser Skizze durchaus widersprechen,
wenn sie irgend eine Pointe hätte.
Das Geschick sieht streng darauf, daß absolut nichts vor sich
geht, das irgendwie interpretiert, gedeutet, besprochen, psychologisch
erfaßt, logisch zergliedert, erlebt, durchträumt werden könnte.
Das alles könnte dem jungen Mann ja auch nur so passen!
Die Viertelstunden kriechen auch nicht dahin, wie sie das gewöhn-
lich in solchen Fällen tun. Dann wäre der junge Mann einmal
erlöst. Und das könnte ihm auch wieder so passen.
Nein: Fünf Minuten dauern in diesem Cafö tausend Jahre.
Und welche Zeitspanne tausend Jahre sind, das weiß schließlich
jeder aus eigener Lrfahrung
In dieser ungeheuren wüste von Zeit sitzt der junge Mann
der Marie gegenüber und Marie dem jungen Mann und er fragt,
ob sie noch etwas begehre und sie begehrte nichts. Und er will
auch nicht, daß sie etwas begehre, aber er fragt dennoch, ob sie
etwas begehre, weil sich das in lvorte kleiden läßt.
Hans Bauer.
Kom plimen t.
171
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Kompliment"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1921 - 1921
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 155.1921, Nr. 3982, S. 171
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg